Weltsicherheitsrat gibt Milliardensumme frei
25. August 2011Der Weltsicherheitsrat hat die Freigabe von 1,5 Milliarden Dollar aus dem eingefrorenen Auslandsvermögen des Regimes von Diktator Muammar al Gaddafi beschlossen. Mit dem Geld soll eine humanitäre Krise in Libyen verhindert werden. Die Entscheidung fiel am Donnerstag (25.08.2011, Ortszeit) auf Druck der USA. Das Geld solle auch die finanzielle Position der Rebellenführung stärken und den Wiederaufbau nach monatelangen schweren Kämpfen unterstützen, hieß es in New York.
Regierungsumzug - aber weitere Kämpfe
Vier Tage nach der Eroberung der Hauptstadt Tripolis hat die politische Führung der libyschen Aufständischen derweil mit der Übernahme der Regierungsgeschäfte begonnen. Unter dem Jubel der Menschen fuhren die Minister des Übergangsrates in den Westen der Stadt ein. Ein schnelles Ende der Gefechte ist aber noch nicht in Sicht. In einer neuen Audiobotschaft rief der untergetauchte Diktator Muammar al-Gaddafi Männer, Frauen und Kinder zum Kampf bis zum bitteren Ende auf: "Erlaubt den Ratten nicht, Tripolis an die Kolonialmächte zu übergeben."
Unterdessen dauern die Kämpfe zwischen den Aufständischen und den Regierungstruppen an. In der Nähe der von den Rebellen eroberten Residenz Gaddafis in Tripolis gab es heftige Gefechte. Im Stadtviertel Abu Salim umstellten etwa 1000 Rebellen mindestens zehn Gebäude, in denen sich Anhänger Gaddafis aufhielten.
Unerwartet heftiger Widerstand der Gaddafi-Truppen
Nach Rebellenangaben befinden sich mittlerweile "90 bis 95 Prozent" Libyens in der Hand der Aufständischen. Dennoch leisteten die Truppen Gaddafis auch außerhalb der Hauptstadt noch Widerstand. So hätten sie die Stadt Suara im Westen des Landes umzingelt, sagte ein Militärführer der Aufständischen. Das Zentrum Suaras sei seit drei Tagen in der Hand der Rebellen. Seitdem werde die Stadt bombardiert. In der Stadt Adschajat widersetzen sich Gaddafi-Truppen und Einwohner einem Einmarsch der Rebellen. Auch an der Front im Osten des Landes stoßen die Rebellen auf unerwartet heftigen Widerstand. Das erschwere vor allem den Vormarsch auf Gaddafis Heimatstadt Sirte.
Vom Diktator selbst fehlt weiter jede Spur. Der Übergangsrat der Aufständischen hatte zuvor ein Kopfgeld von gut einer Million Euro auf Gaddafi ausgesetzt. Außerdem versprachen die Aufständischen den Vertrauten Gaddafis Straffreiheit, sollten sie ihn gefangen nehmen oder töten. Die US-Regierung geht davon aus, dass sich Gaddafi noch in Libyen aufhält. Es gebe keine Hinweise, dass er das Land verlassen habe, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, David Lapan, der BBC. Der britische Verteidigungsminister Liam Fox sagte in Interviews, die NATO stelle dem Übergangsrat für die Suche nach Gaddafi sowohl Geheimdienstinformationen als auch Aufklärungs- und Erkundungsgerät bereit. Eine Sprecherin des Bündnisses in Brüssel wollte die Äußerung nicht kommentieren.
Schwierige medizinische Versorgung
Unterdessen wird die Versorgung der Verletzten problematisch. In Tripolis sind viele Krankenhäuser völlig überlastet, die Lage sei chaotisch, sagte ein Mitglied der Organisation Ärzte ohne Grenzen. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira veröffentlichte auf Bitten der Ärzte des Zentralkrankenhauses in Tripolis eine Liste mit dringend benötigten Medikamenten und medizinischem Material. Internationale Hilfsorganisationen wurden um Hilfe gebeten.
Bei einem Treffen in Istanbul forderten die Vertreter der Libyen-Kontaktgruppe die schnelle Freigabe der eingefrorenen Staatsgelder des nordafrikanischen Landes. Der Übergangsrat der Aufständischen müsse "die rechtlichen, politischen und finanziellen Möglichkeiten zur Bildung einer libyschen Übergangsregierung erhalten", hieß es in einem vom türkischen Außenministerium verbreiteten gemeinsamen Papier der Teilnehmer weiter.
Autor: Gerhard M Friese, Pia Gram (afp, dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Martin Schrader / Frank Wörner