Welttag des Briefeschreibens
1. September 2020Handgeschriebene Briefe sind heute eine Seltenheit. Wir kommunizieren digital, rund um die Uhr und oft in kleinen Häppchen. Einen Brief zu schreiben kostet Zeit und Muße, umso größer die Freude, wenn zwischen all den Rechnungen hin und wieder doch nochmal etwas Handgeschriebenes in den Briefkasten flattert.
Was im 21. Jahrhundert zur Ausnahme wurde, war noch vor wenigen Jahrzehnten Alltag. Davon zeugen zahlreiche Zeitdokumente, unter anderem von Elvis Presley, Frida Kahlo und Mahatma Gandhi. Zum Welttag des Briefeschreibens (1. September) stellen wir acht Briefe berühmter Absender vor, die ihre Leser auch heute noch zum Staunen oder Schmunzeln bringen.
Elvis Presley schickt Grüße aus Deutschland
"Es tut mir leid, dass ich nicht auf jeden Brief persönlich antworten kann", schrieb Elvis Presley 1959 während seines Aufenthalts als US-Soldat in Deutschland. 1958 wurde Presley von der US-Armee eingezogen und war bis 1960 im hessischen Friedberg stationiert. In dieser Zeit bekam der Rock'n'Roll-Star so viel Post aus aller Welt, dass er sich gezwungen sah, einen Rundbrief zu verfassen, um allen zu antworten. "Meine Gedanken sind ständig bei all meinen Freunden und Fans, die ich zurücklassen musste", so Presley. "Ich schätze jeden einzelnen von Euch, und jeder Brief, den ich erhalte, hilft mir so sehr weiterzumachen."
Frida Kahlo "amputiert" ihren Ehemann
1953, ein Jahr vor ihrem Tod, wurde Frida Kahlo ein Bein amputiert. Während sie auf die Operation wartete, schrieb sie ihrem Ehemann Diego Rivera einen Brief. Darin heißt es: "Als sie mir sagten, dass eine Amputation notwendig sein würde, hat mich die Nachricht nicht so getroffen, wie alle erwartet hatten. Nein, ich war bereits eine verstümmelte Frau, als ich Dich verlor, wieder und wieder, und trotzdem habe ich überlebt." Kahlo wirft ihrem Ehemann vor, sie mehrfach betrogen zu haben, auch mit ihrer Schwester. Ihren Brief beendet sie mit den Worten: "Ich schreibe, um Dir mitzuteilen, dass ich Dich erlöse, dass ich Dich amputiere."
Albert Einstein würdigt Mahatma Gandhi
Albert Einstein fasste sich 1931 ein Herz und schrieb einen Brief voller Bewunderung an Mahatma Gandhi. "Sie haben durch Ihr Wirken gezeigt, dass man ohne Gewalt Großes selbst bei solchen durchsetzen kann, welche selbst auf die Methode der Gewalt keineswegs verzichtet haben. Wir dürfen hoffen, dass Ihr Beispiel über die Grenzen Ihres Landes hinaus wirken und dazu beitragen wird, dass an die Stelle kriegerischer Konflikte Entscheidungen einer internationalen Instanz treten, deren Durchführung von allen garantiert wird." Gandhi antwortete prompt und lud Einstein in sein Aschram nach Indien ein. Zu einem persönlichen Treffen der beiden kam es jedoch nie.
Mahatma Gandhi mahnt Adolf Hitler
Vor dem Hintergrund von Einsteins Brief wirkt das Schreiben, das Mahatma Gandhi 1939 an Adolf Hitler aufsetzte, umso bedrückender. "Lieber Freund", schrieb Gandhi, "es ist ganz klar, dass Sie heute die einzige Person auf der Welt sind, die einen Krieg verhindern kann, der die Menschheit in einen wilden Zustand versetzen könnte. Werden Sie auf den Appell desjenigen hören, der die Kriegsmethode mit beachtlichem Erfolg bewusst gemieden hat?" Doch Gandhis Worte an Hitler blieben ungehört. Wenige Wochen später marschierte die deutsche Wehrmacht in Polen ein, und der Zweite Weltkrieg begann.
Virginia Woolf verabschiedet sich
Die britische Schriftstellerin Virginia Woolf schrieb 1941 einen ergreifenden Abschiedsbrief an ihren Ehemann Leonard. "Du hast mir das größtmögliche Glück geschenkt. Du bist mir in jeder Weise all das gewesen, was jemand sein kann. Ich glaube nicht, dass zwei Menschen glücklicher hätten sein können, bis diese schreckliche Krankheit kam", so Woolf, die unter schweren Depressionen litt. Dieses Mal werde sie sich "nicht erholen". "Wenn mich jemand hätte retten können, wärst Du es gewesen. Mich hat alles verlassen, außer die Gewissheit Deiner Güte." Kurz darauf ertränkte sich die Schriftstellerin in einem Fluss.
Leonardo da Vinci sucht einen Job
Ein Bewerbungsschreiben, das vor Selbstbewusstsein nur so strotzt, verfasste Leonardo da Vinci in den frühen 1480ern. Mit einer 10-Punkte-Liste empfahl er sich als Militäringenieur am Hofe Ludovico Sforzas, dem späteren Herzog von Mailand. "Und sollte jemandem eines der oben genannten Dinge unmöglich oder undurchführbar erscheinen, bin ich gerne bereit, sie in Ihrem Park oder an einem anderen Ort zu demonstrieren, wie es Eurer Exzellenz gefällt, der ich mich in aller Bescheidenheit empfehlen möchte." Sforza stellte den jungen da Vinci ein und gab ihm einige Jahre später den Auftrag für "Das Abendmahl".
Queen Elizabeth II. verrät ein Rezept
Handgeschriebene Rezepte führen einfach zu den besten Resultaten. Erst recht, wenn die entscheidenden Hinweise von Queen Elizabeth II. höchstpersönlich kommen. Glücklicher Empfänger des royalen Briefs war 1960 der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower, der sich wohl bei einem Besuch im britischen Königreich in die dort servierten Pfannkuchen verliebt hatte. Einige Monate später schickte die Queen das Rezept: "Auch wenn die Menge für 16 Personen angegeben ist - falls Sie weniger wollen: Ich gebe dann weniger Mehl und Milch dazu, die anderen Zutaten benutze ich in der beschriebenen Menge."
Goethe schüttet sein Herz aus
"Deine Gegenwart hat auf mein Herz eine wunderbare Würckung gehabt, ich kann nicht sagen wie mir ist!", schrieb Johann Wolfgang Goethe 1776 voller Sehnsucht und tiefer Zuneigung an Charlotte von Stein. Insgesamt hat der junge Goethe rund 1700 Briefe an seine sieben Jahre ältere Angebetete verfasst, die jedoch treu zu ihrem Ehemann gehalten haben soll. Goethe lenkte sich derweil mehrere Jahre in Italien von seiner unerwiderten Liebe ab und kehrte 1788 nach Weimar zurück, wo er seine spätere Frau Christiane Vulpius kennenlernte.
Quellen: dpa und lettersofnote.com