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Empörung über "Charlie Hebdo"

Stefan Dege (mit Agenturen)5. September 2016

Es ist ein Nachbeben der besonderen Art, ausgelöst von einem Cartoon des Satiremagazins "Charlie Hebdo". Unter dem Titel "Erdbeben auf italienische Art" stellt die Karikatur Erdbebenopfer als Nudelgerichte dar.

Zwei Exemplare der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" (Foto: picture-alliance/dpa/G. Roth)
Bild: picture-alliance/dpa/G. Roth

Zwei Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien bezeichnete das bekannte Satire-Magazin einen verletzten Mann als "Penne mit Tomatensoße", eine Frau mit Verbrennungen als "Penne überbacken" und verschüttete Menschen als "Lasagne". Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Bereits am Freitag empörte sich der Bürgermeister der besonders betroffenen Stadt Amatrice, Sergio Pirozzi: "Wie zum Teufel kann man eine Karikatur über die Toten machen?", fragte er der Nachrichtenagentur Ansa zufolge. Die Karikatur sei "ekelhaft und peinlich." Aber: Immerhin stünde die Zeichnung nicht symbolisch für die Gefühle der Franzosen.

"Warum umarmt Ihr nicht Italien?"

Tausende Italiener machten ihrem Ärger inzwischen im Netz Luft. Viele hinterließen wütende Kommentare auf der Facebook-Seite des Magazins, das im letzten Jahr Ziel eines mörderischen Terroranschlags geworden war. Islamisten hatten im Januar 2015 elf Menschen in den Pariser Redaktionsräumen der Zeitschrift getötet.

Eine Welle der Solidarität ging um die Welt, ausgedrückt in dem Slogan "Je suis Charlie" ("Ich bin Charlie"). Nun distanzierten sich viele Leser und Sympathisanten von den Pariser Satirikern unter dem Hashtag #JeNeSuisPasCharlie ("Ich bin nicht Charlie").

Das ganze Wochenende über bebte das Netz vor Empörung: Bei Twitter, Facebook und anderen glühten die Kanäle. Erstaunen und Abscheu über Respektlosigkeit vor den Erdbeben-Opfern machte sich breit: "Charlie Hebdo macht sich lustig über #ItalyEarthquake Opfer. #jesuischarliehebdo mich am Arsch", twitterte etwa Giudo Tresoldi.

"Jetzt seid Ihr zu weit gegangen", kritisierte dieser Nutzer. Ein anderer schrieb: "Das ist keine Satire, nicht lustig. Einfach falsch".

Ein Twitter-Nutzer erinnerte an die islamistischen Anschläge auf die Charlie-Hebdo-Redaktion Anfang vergangenen Jahres in Paris – und fragte: Alle Welt hat Euch und Paris damals umarmt. Warum umarmt Ihr nicht Italien?

Auch die französische Botschaft distanzierte sich noch am Wochenende von der Karikatur der bekannten Satirezeitschrift. Unterdessen reagierte die Redaktion in Paris auf diesen Shitstorm, indem sie auf ihrer Facebook-Seite eine weitere Karikatur zum Erdbeben veröffentlichte. In der Vergangenheit, so der Tenor der Zeichnung, habe die organisierte Kriminalität viele italienische Baufirmen unter ihre Kontrolle gebracht.

Bei dem schweren Erdbeben im Norden Italiens waren am 24. August 2016 fast 300 Menschen ums Leben gekommen. Derzeit wird untersucht, warum so viele vermeintlich erdbebensichere Gebäude dennoch eingestürzt waren.

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