Wie steht es um die Artenvielfalt? Ist eine Trendwende in Sicht? Erstmals nach 14 Jahren haben Experten wieder eine globale Öko-Inventur der Erde erstellt. Wissenschaftler und Politiker feilen jetzt am finalen Bericht.
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Schon jetzt steht fest: In der jüngsten Vergangenheit sind viele Arten verloren gegangen. Und auch die Ursachen sind klar: die intensive Landwirtschaft, Verschmutzung, Überfischung, Wilderei, die Zerstörung natürlicher Lebensräume und der Klimawandel.
Unklar ist allerdings, wie schlimm es tatsächlich um die weltweite Artenvielfalt steht und ob die Schutzmaßnahmen etwas bewirkt haben. Zuletzt hatte das "Millennium Ecosystem Assessment" im Jahr 2005 gezeigt, wie massiv die Ökosysteme in den davorliegenden 50 Jahren belastet wurden und wie notwendig eine Umkehr ist.
Feilschen am finalen Wortlaut
Arten, ohne die wir nicht leben können
Der 22. Mai ist der Tag der biologischen Vielfalt. Wir zeigen Ihnen bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die wir erhalten sollten - nicht nur für die Biodiversität, sondern auch um unseretwillen.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Fieber
Die Retter der Wälder
Knapp ein Drittel der Primatenarten sind vom Aussterben bedroht. So auch der westliche Flachlandgorilla. Dabei sind uns die Menschenaffen nicht nur sehr ähnlich; sie verteilen beim Verzehr von Früchten auch Samen in den Wäldern. Damit sorgen sie indirekt dafür, dass genügend CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen wird - das ist gut für unser Klima.
Bild: picture-alliance/dpa/G.Lacz
Mehr als Honigproduzenten
Wenn Bienen aussterben, hat das auch Auswirkungen auf den Menschen. Denn die fleißigen Insekten bestäuben rund 80 Prozent unserer Nutzpflanzen. Doch Pestizide und der Verlust ihres natürlichen Lebensraums machen den Bienen zu schaffen. Allein in Deutschland ist die Zahl der Völker von 2,5 Millionen auf weniger als eine Million zurückgegangen.
Bild: Imago/Roland Mühlanger
Nektar und Insekten statt Blut
Nur eine von über hundert Fledermausarten ernährt sich von Blut. Die anderen halten unsere Insektenpopulation im Gleichgewicht und bestäuben Blumen. Daher sollten wir dafür sorgen, dass sie bei der Arbeit nicht gestört werden.
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Die Vorboten des Ökosystems
Froschhaut ist besonders durchlässig und nimmt dadurch viele Substanzen auf. Sterben Frösche, ist das meist ein Indiz dafür, dass im Ökosystem etwas nicht stimmt. Durch ihr gutes Abwehrsystem tragen sie zudem eine Reihe potenzieller Arzneimittelwirkstoffe in sich.
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Klar unterschätzt
Plankton ist vielleicht nicht so liebenswert wie ein Pandababy, doch die winzigen Organismen ernähren Milliarden von Meerestieren. Gleichzeitig liefern sie etwa die Hälfte des weltweiten Sauerstoffgehalts. Ohne Plankton wäre also gar kein Leben möglich - da kann der Panda nur schwer mithalten.
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Die Gesundheitspolizei des Waldes
Ameisen lockern mehr Erde auf als Würmer, so dass wir gesunden Boden für die Landwirtschaft haben. Sie bekämpfen Schädlinge, verbreiten Samen, fressen Aas und dienen als Futter für andere Waldtiere. Echte Alleskönner eben.
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Recycling-Spezialisten
Pilze sind dafür verantwortlich, dass Pflanzen Nährstoffe und Wasser aus dem Boden ziehen können. Ohne sie wären Pflanzen vor 600 Millionen Jahren gar nicht an Land gekommen - und Tiere natürlich auch nicht. Ohne Pilze gäbe es uns also gar nicht.
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Eine Woche lang arbeiten ab diesem Montag Regierungsvertreter und Wissenschaftler an einem neuen Bericht über die Artenvielfalt. Grundlage sind Forschungsergebnisse, die 150 Experten aus 50 Ländern in den vergangenen drei Jahren zusammengetragen und analysiert hatten. Fast 15.000 Quellen haben die Experten analysiert, 250 weitere Fachleute lieferten Wissen direkt zu.
Erstmals wurden auch Erkenntnisse und Interessen indigener Bevölkerungen sowie spezifisches Lokalwissen aufgenommen. Am 6. Mai will der Weltbiodiversitätsrat IPBES diese Zusammenfassung veröffentlichen. Dieser Weltbiodiversitätsrat wird oftmals mit dem Weltklimarat IPCC verglichen, der Wissen zum Stand und den möglichen Folgen des Klimawandels bereitstellt.
Grundlage für politische Entscheidungen
Diese Woche ist also entscheidend, denn jetzt wird an den Kernaussagen gefeilt. Die Einzelheiten sind noch vertraulich. Der finale Bericht dient dann als Handlungsgrundlage etwa für Politiker. Entsprechend hoffen die beteiligten Forscher, nicht nur dem Artenschutz neuen Aufwind zu verschaffen, sondern auch einen Wandel Richtung nachhaltige Entwicklung anzustoßen.
Der IPBES-Bericht soll auch eine Grundlage für die nächste Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention (CBD) 2020 im chinesischen Kunming sein.
Aus Sicht der Forscher kann von Entwarnung keine Rede sein. Die aktuelle Fachliteratur zeige, dass der Rückgang der Artenvielfalt noch nicht gestoppt sei, sagt auch Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle, einer der drei Hauptautoren des IPBES-Berichts.
6 Vögel, die ein Leben lang (beinahe) treu sind
Felsenpinguine bleiben sich treu, auch wenn sie tausende Kilometer voneinander entfernt sind. Auch andere Vögel gelten als monogam. Aber in vielen Fällen hindert es sie nicht daran, auch mal fremdzugehen.
Bild: Imago/blickwinkel
Felsenpinguine
Felsenpinguine bleiben sich auch dann noch treu, wenn die Partner sich mehrere tausend Kilometer voneinander entfernt haben: Mit winzigen Sendern konnten Forscher den Nachweis erbringen. Sieben von zehn Pärchen haben sich nach langer Trennung wiedergefunden und gemeinsam gebrütet.
Bild: Imago
Blaumeisen
Zwar leben rund 90 Prozent aller Vogelarten sozial-monogam aber höchstens zehn Prozent von ihnen sind wirklich keusch. Blaumeisen-Weibchen etwa verlassen gerne früh morgens ihr Nest und den noch schlafenden Gatten für einen Quickie.
Bild: picture alliance/Arco Images GmbH
Schwäne
Höckerschwäne binden sich zwar ein Leben lang. Aber auch bei dem Vogel, der als Vorbild der Treue gilt, kommt es oft zum Seitensprung der Weibchen. Das ist übrigens gut für die genetische Vielfalt. So stellen sie sicher, dass alle Eier befruchtet werden.
Bild: Otto Durst/Fotolia
Gänse
Schwäne gehören zur Familie der Gänse. Fast alle Gänsearten sind sozial-monogam. Anders als bei den Schwänen, die sich gemeinsam um den Nestbau kümmern, machen das bei den Gänsen aber nur die Weibchen. Um die Küken kümmern sich beide - aber ob die dann wirklich vom Vater abstammen?
Bild: cc-by-sa/Kolago
Papageien
Die meisten Papageien- bzw. Sittich-Arten leben in riesigen Schwärmen, weil das den Vögeln Schutz vor Raubtieren bietet. Dennoch bilden sich innerhalb des Schwarms fast immer monogame Pärchen, und zwar ein ganzes Leben lang.
Bild: Fotolia/H.Lange
Störche
Störche sind wahrscheinlich wirklich überwiegend monogam, allein schon wegen des Nistverhaltens. Dabei fliegt das Männchen meist schon mal vor, und bereitet das Nest vor. Erst dann kommt das Weibchen aus dem Süden nach. Weil es meistens nicht so viele Störche an einem Ort gibt, dürfte das Fremdgehen da schon schwer fallen.