Nach dem Tod des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers sind weltweit dessen Verdienste gewürdigt worden. Tutus Einsatz gegen die Apartheid und für Menschenrechte bleibe in Erinnerung, heißt es einmütig.
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UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete Desmond Tutu als "überragende globale Figur für den Frieden und eine Inspiration für Generationen in der ganzen Welt". Der emeritierte Erzbischof sei ein "unerschütterlicher Verfechter des Multilateralismus" gewesen und habe sich auch leidenschaftlich im Kampf gegen Armut, Klimawandel oder HIV engagiert, so Guterres. Er fügte hinzu: "Während der dunkelsten Tage der Apartheid war er ein leuchtendes Beispiel für soziale Gerechtigkeit, Freiheit und gewaltlosen Widerstand."
Als einen "wahren Diener Gottes und des Volkes" würdigten US-Präsident Joe Biden und seine Ehefrau Jill den verstorbenen Geistlichen. "Wir hatten das Glück, in den letzten Jahren bei mehreren Gelegenheiten Zeit mit ihm zu verbringen", erklärten die Bidens. Die Kraft seiner Botschaft von Gerechtigkeit, Gleichheit und Versöhnung im Kampf gegen Rassismus und Extremismus sei immer zu spüren gewesen. "Er folgte seiner spirituellen Berufung, eine bessere, freiere und gleichere Welt zu schaffen."
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"Uns allen ein Vorbild"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Tutu als einen der "markantesten Kämpfer gegen Apartheid und für Demokratie und Menschenrechte". Er werde in Deutschland unvergessen bleiben "als Christ und politischer Priester, als Versöhner und als unabhängiger Geist", sagte Steinmeier. "Sein unerschütterliches Engagement gegen Apartheid soll uns allen ein Vorbild sein, uns unablässig gegen Rassismus und Ungleichbehandlung zu engagieren."
"Desmond Tutu hat entscheidend zur Beendigung der Apartheid in Südafrika beigetragen", betonte auch Bundeskanzler Olaf Scholz. "Er hat sich lebenslang für die Prinzipien von Menschlichkeit, Freiheit und Gleichheit eingesetzt und sich um Ausgleich und Versöhnung der Menschen bemüht."
"Herzlichkeit und Humor"
Die britische Königin Elizabeth II. erklärte, sie erinnere sich gerne an ihre Begegnungen mit Tutu "und an seine große Herzlichkeit und seinen Humor". Premier Boris Johnson zeigte sich "zutiefst betrübt" über Tutus Tod. "Er war eine entscheidende Figur im Kampf gegen die Apartheid und im Kampf für die Schaffung eines neuen Südafrikas", schrieb Johnson. Ähnlich äußerten sich zahlreiche weitere Staats- und Regierungschefs.
Tutu, der 1984 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, war am Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben. Seine Beisetzung ist für kommenden Samstag, 1. Januar, geplant. Von Montag bis Freitag dieser Woche sollen die Glocken der anglikanischen St. George's-Kathedrale in Kapstadt zum Gedenken an Tutu mittags jeweils zehn Minuten lang läuten.
wa/haz/fw (dpa, afp, rtr)
Ein Blick auf das Leben von Desmond Tutu
Er war der erste schwarze anglikanische Bischof von Johannesburg und später Erzbischof von Kapstadt. An der Seite Mandelas kämpfte er gegen die Apartheid in Südafrika. Am 7. Oktober 2021 wurde er 90 Jahre alt.
Bild: Gail Oskin/AP Photo/picture alliance
In Würde gealtert
Tutu kam 1931 in der Bergbaustadt Klerksdorp zur Welt und wurde später Lehrer. Als die Apartheidsregime beschloss, schwarze Studenten schlechter zu stellen als weiße, kündigte er. Er schlug eine theologische Laufbahn ein, wurde erster schwarzer anglikanischer Bischof von Johannesburg. Auf dem Foto feiert er in Kapstadt seinen 86. Geburtstag und sprach sich für eine "Sterbehilfe in Würde" aus.
Bild: Mark Wessels/AP Photo/picture alliance
Weggefährte Nelson Mandelas
Rückblickend stellen viele Südafrikaner Desmond Tutu auf eine Stufe mit Nelson Mandela. Der war für die politischen Ideale zuständig und Tutu für die menschlichen, sagen viele Intellektuelle im Regenbogenland. Für sie ist es unmöglich, sich Südafrika ohne die Stimme von Tutu vorzustellen. Eine Stimme, die über Jahrzehnte zu hören war.
Bild: David Brauchli/AP Photo/picture alliance
Architekt der Wahrheitskommission
Nach dem Sieg über die Apartheid bat Mandela Tutu, die Wahrheits- und Versöhnungskommission zu leiten, die die Aufgabe hatte, die Verbrechen der Apartheidszeit aufzuarbeiten. Tutu und die Kommission wollten einen Mittelweg zwischen Siegerjustiz und Amnestie finden und plädierten für Versöhnung und Vergebung. 2000 Menschen sagten öffentlich aus. Bei rund 1500 Aussagen war Tutu persönlich anwesend.
Bild: Walter Dhladhla/dpa/picture alliance
Friedensnobelpreis für Kampf gegen Apartheid
Für seinen gewaltlosen Kampf gegen die Apartheid wurde Desmond Tutu international ausgezeichnet. Während Freiheitskämpfer wie Nelson Mandela im Gefängnis saßen, übernahm er die führende Rolle im Kampf gegen die Rassentrennung. 1984 wurde er dafür mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Auf dem Foto überreicht Egil Aarvik vom Nobelpreiskomitee in Oslo Tutu die Auszeichnung.
Bild: Helmuth Lohmann/AP Photo/picture alliance
Denkmal schon zu Lebzeiten
Gemeinsam mit den anderen südafrikanischen Trägern des Friedensnobelpreises wurde Desmond Tutu 2005 am Nobel Square, im Hafen von Kapstadt, ein Denkmal gesetzt. Die Bildhauerin Claudette Schreuders verewigte die vier Männer: Albert Luthuli (Friedensnobelpreis 1960), Desmond Tutu (1984) sowie die gemeinsam ausgezeichneten F.W. de Klerk und Nelson Mandela (1993).
Bild: W. Veeser/imageBROKER/picture alliance
Geistlicher mit internationalen Verbindungen
Erzbischof Desmond Tutu war Südafrikas moralische Leitfigur und setzte sich für Menschenrechte und gegen Diskriminierung ein. Von ihm stammt der Ausspruch: "Wir sind eine Regenbogen-Nation." Der humorvolle Würdenträger war nicht nur ein enger Freund Mandelas, sondern weltweit geschätzt, so auch beim Dalai Lama. Das Foto zeigt die beiden Geistlichen bei einem Friedensgipfel in Hiroshima 2006.
Bild: Kyodo/MAXPPP/picture alliance
Tutu auf der Tribüne
Als Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ausrichtete, blieb Desmond Tutu nicht außen vor, sondern präsentierte sich als südafrikanischer Patriot: Dieses Fotos zeigt Tutu, in voller Montur, vor dem Anpfiff des Spiels Südafrika gegen Mexiko, das am 11. Juni 2010 in Johannesburg ausgetragen wurde. Fehlt nur noch die Vuvuzela, das traditionelle Instrument der südafrikanischen Fans.
Bild: Phil Cole/Getty Images
Moralische Instanz
Nelson Mandela integrierte Desmond Tutu von Anfang an in seine Plattform "The Elders", die er 2010 gründete. Die Organisation, die sich für die internationale Zusammenarbeit, im Sinne des Humanismus und der Menschenrechte einsetzt, hatte von Anfang die Unterstützung von hochrangigen internationalen Persönlichkeiten.
Bild: Jeff Moore/THE ELDERS/AFP
Tutu, der Familienmensch
Desmond Tutus Frau, Leah Nomalizo Tutu, begleitete ihn seit Apartheid-Zeiten. Ein Liebespaar. Die Aktivistin heiratete Desmond Tutu am 2. Juli 1955 - also bereits vor Tutus beruflicher Umorientierung vom Lehrer zum Priester. Das Ehepaar hat vier Kinder und neun Enkelkinder. Beide gründeten zudem eine gemeinsame Stiftung, die sich für Konfliktlösung stark macht.