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Politik

Neue Höchstwerte bei Methangas-Ausstoß

15. Juli 2020

Weltweit wird mehr Methan ausgestoßen als je zuvor. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam in seiner aktuellen Studie. Besonders die Viehzucht ist für diese dramatische Zunahme verantwortlich.

Symbolbild: Kühe in Österreich
Bild: Getty Images/J. Simon

 

Von 2006 bis 2017 haben die Methan-Emissionen um neun Prozent zugenommen, wie aus einer internationalen Untersuchung hervorgeht. Damit verzeichnen die Forscher einen neuen Rekordwert. An der Studie waren mehr als hundert Wissenschaftler unter Führung des Global Carbon Project, eines Zusammenschlusses aus mehr als 50 Forschungseinrichtungen weltweit, beteiligt.

Methan (CH4) entsteht auch in der Natur, etwa in Sümpfen und Seen. Etwa 60 Prozent der weltweiten Methangas-Emissionen seien aber auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen, heißt es in der Studie. Dazu zählen insbesondere die Viehzucht, aber auch der Reisanbau, die Nutzung fossiler Energieträger, Müllverbrennung, Industrie und Verkehr.

Methangas wird aus der Tiefe einer Mülldeponie in Michigan, USA, gewonnen Bild: picture-alliance/imageBROKER/J. West

Die Entwicklung ist auch deswegen besorgniserregend, da das Treibhausgas sogar ein deutlich größeres Schadenspotenzial für das Klima hat als Kohlendioxid. Seine schädliche Wirkung auf das Klima pro Kilogramm ist in einem Zeitraum von 100 Jahren nämlich 28 Mal höher als bei einem Kilogramm CO2. In einem Zeitraum von 20 Jahren ist Methan der Studie zufolge sogar mehr als 80 Mal potenter als CO2.

Kurzzeitige Verbesserung erwartet

Für dieses Jahr rechnen die Klimaforscher wegen der Corona-Pandemie mit einem Rückgang des Methan-Ausstoßes. Grundsätzlich nehme der Methan-Gehalt in der Atmosphäre aber jährlich zu. Derzeit produziert die Welt demnach durchschnittlich rund 50 Millionen Tonnen mehr pro Jahr als in den Jahren 2000 bis 2006.

Drei Regionen verzeichneten einen besonders starken Anstieg beim Methanausstoß: Afrika/Naher Osten, China/Südasien sowie Ozeanien, wozu auch Australien gehört. Haupttreiber sind den Computermodellen und Berechnungen zufolge vor allem die Viehzucht und die Verwendung fossiler Brennstoffe. Mit jährlich 4,5 Millionen Tonnen mehr haben auch die USA ihren Anteil an der Emissionssteigerung, vor allem durch die Förderung und Verteilung von Erdgas. Einen Anstieg der Methanemissionen durch das Auftauen von Permafrostböden in kälteren Regionen konnten die Forscher zumindest bis 2017 nicht beobachten.

Nur in Europa ist Ausstoß gesunken

Europa ist die einzige Region weltweit, wo der Methanausstoß 2017 gegenüber dem Vergleichszeitraum (2000 bis 2006) leicht gesunken ist. "Richtlinien und ein besseres Management haben die Emissionen aus Deponien, Gülle und anderen Quellen hier in Europa reduziert", erklärte Ko-Autorin Marielle Saunois von der französischen Université de Versailles Saint-Quentin. Die Europäer äßen mittlerweile auch weniger Rindfleisch und mehr Geflügel und Fisch.

Messung des Anteils von Methangas in der Atemluft von Kühen Bild: picture-alliance/dpa/T. Warnack

Untersucht wurde der Methangas-Ausstoß anhand von Messungen in der Atmosphäre und Daten zu Produktionsprozessen, bei denen das Gas freigesetzt wird. Die Menge entspricht demnach Szenarien zum Klimawandel, die eine gefährliche Erderwärmung um drei bis vier Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bis zum Jahr 2100 prognostizieren.

Der von den Studienautoren festgestellte Methangas-Ausstoß läuft demnach deutlich dem Pariser Klimaabkommen zuwider, das eine Beschränkung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst sogar 1,5 Grad vorsieht. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste der Methangas-Ausstoß laut UN jährlich um 7,6 Prozent zurückgehen.

bri/se (afp, dpa)