Hoffnung für deutsche Solartechnik
12. Juni 2013Die deutsche Solarwirtschaft ist derzeit weltweit führend: Über sechs Prozent des deutschen Stromverbrauchs wird mit Solarkraft aus dem eigenen Land gedeckt, so viel wie nirgendwo sonst. Rund 100.000 Menschen arbeiten in der deutschen Solarindustrie, in den Fabriken für Solarmodule und Wechselrichter oder in der Solarforschung, installieren Solaranlagen oder bauen neue Fabriken für Solarmodule weltweit auf.
Zwar leiden auch die deutschen Hersteller von Solarmodulen derzeit unter der globalen Überkapazität der Modulproduktion. Solarfabriken der ersten Generation können nicht mehr im globalen Preiskampf bestehen und gehen in Konkurs. Doch nach dieser "sehr harten Zeit" wird es wieder eine neue Situation geben, sagt Professor Eicke Weber, Direktor vom Fraunhofer Institut für Solar-Energiesysteme in Freiburg. Er erwartet ab Ende 2013 wieder einen großen Bedarf für neue Modulfabriken, um den weltweiten steigenden Bedarf an Solarkraft zu bedienen. Hier sieht er für deutsche Solarwirtschaft und vor allem für die Ausrüsterindustrie eine große Chance. "Deutschland ist heute das einzige Land auf der Welt, das heute in der Lage ist derartige Ausrüstung für die Fabriken zu liefern", betont Weber im DW-Interview.
Dynamisch und kostengünstig
Besonders Deutschland könnte wirtschaftlich von einem Trend profitieren, der sich seit Jahren abzeichnet: Solarstrom ist immer günstiger geworden. Noch vor fünf Jahren kostete der Strom aus Solarmodulen in Deutschland zwischen 40 und 50 Eurocent pro Kilowattstunde (kWh), in sonnenreichen Ländern etwa 30 Cent. Heute kostet der Sonnenstrom deutlich weniger als die Hälfte, 14 Cent pro kWh vom Hausdach, zehn bis zwölf Cent pro kWh aus der Großanlage - und das im sonnenarmen Deutschland. In Südeuropa wird Solarstrom schon für unter zehn Cent produziert, in wenigen Ausnahmegebieten mit hoher Solareinstrahlung für sechs bis sieben Cent.
Solarstrom günstiger als Kohlestrom
Eine Tendenz, die weiter anhalten soll: Nach übereinstimmenden Prognosen führender Experten werden in den kommenden Jahren die Preise für die Solarstromerzeugung weiter stark sinken. Philippe Welter, Analyst und Herausgeber des internationalen Solarmagazins Photon, erklärt im DW-Interview, "dass man bis 2020 mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass die Kosten für Solarstrom um ein Drittel nachlassen." Bis 2025 sei sogar eine Halbierung denkbar.
Demnach könnten die Preise für Solarstrom in Deutschland aus Kleinanlagen bis 2025 auf rund sieben Cent sinken, aus Großanlagen in Südeuropa auf drei bis vier Cent. Damit würde Solarstrom preiswerter als die günstigste fossile Energie, der Kohlestrom.
Attraktiver wird Solarstrom damit vor allem für den direkten Verbrauch. Heute zahlen die Verbraucher in Deutschland rund 28 Cent pro kWh für den Strom aus den Netz, also schon doppelt so viel wie Solarstrom aus einer neuen Anlage vom Hausdach. Steigen die Strompreise wie in der Vergangenheit, so werden im Jahr 2025 die deutschen Haushalte schon rund 40 Cent pro kWh für den Strom aus der Steckdose zahlen. Für den Solarstrom aus einer Neuanlage allerdings nach Welters Berechnungen deutlich unter zehn Cent pro kWh.
In anderen Ländern der Welt wird nach einer Analyse von Christian Breyer, Geschäftsführer des Reiner Lemoine Instituts in Berlin die Entwicklung ähnlich sein. Weltweit, so sein Fazit, wird der Solarstrom bis 2025 in über 90 Prozent aller Länder günstiger sein als der aus dem Stromnetz.
Weltweit steigt die Nachfrage nach Solaranlagen
Dank günstigem Solarstrom erwarten Experten eine stark steigende Nachfrage nach Solarmodulen. Solarforscher Weber ist davon überzeugt, dass sich bis 2025 der Absatz von Solarmodulen von 31 Gigawatt (GW) pro Jahr (2012) auf dann 300 GW pro Jahr verzehnfachen wird. Und auch Christian Breyer und die Unternehmungsberatung McKinsey prognostizieren in ihren Studien ein ähnlich großes Wachstum bei der Photovoltaik und damit den globalen Durchbruch der Solarenergie.
Deutschland könnte vom anstehenden Boom profitieren
Damit Deutschland wirtschaftlich von diesem Trend in vollem Maße profitieren kann, sind jedoch Nachbesserungen gefragt: Nach Einschätzung von Solarforscher Weber müssen die zukünftigen Fabriken für Solarmodule noch moderner, effizienter und größer sein. Mit verschiedenen Kollegen der europäischen Solarbranche arbeitet Weber derzeit an einem Firmenkonsortium, um einen Prototyp von neuer Modulfabrik in Deutschland oder Europa aufzubauen. Die ideale Modulfabrik könnte nach Webers Vorstellung als Referenzfabrik der modernen Solarzellenproduktion dienen. Ob solch ein Prototyp mit Eu-Unterstützung in Europa bis 2014 entsteht, ist aber noch offen.