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Börsenbeben

Klaus Ulrich14. Juni 2013

Das Allzeithoch des Dax vom Mai ist Vergangenheit. Seitdem erschüttern Turbulenzen die Märkte. Alarmierend: Auch die Schwellenländer scheinen ihre Rolle als Motoren des Wachstums zu verlieren.

Gesicht eines Mannes vor einer Anzeige, die den Stand des Nikkei-Index an der Börse in Tokio darstellt. (Foto: REUTERS/Toru Hanai)
Tokyo Börse Aktiensturz 23.05.2013Bild: Reuters

An den Aktienmärkten geht die Angst um: Die amerikanische Politik der extrem niedrigen Zinsen könnte schon bald zu Ende gehen. Gift für die Börsen - doch eigentlich ein "Zeichen der Stärke", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank im Gespräch mit der DW. Anders als im krisengeschüttelten Euroraum fielen in Amerika die Arbeitslosenzahlen, stiegen die Häuserpreise und gehe das Haushaltsdefizit zurück. "Und dann ist es irgendwann mal an der Zeit, die Politik des billigen Geldes zu beenden", so Krämer. Die Märkte bräuchten nur ein wenig Zeit, sich auf diese Umstellung der Geldpolitik in Amerika einzustellen.

USA: Arbeitsmarktbericht vorgelegt

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"Die Leitzinsen sind in den USA immer noch sehr niedrig", stellt dagegen Michael Bräuninger, Konjunkturchef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), lapidar fest. Die amerikanische Notenbank Fed habe bisher jeden Monat in großem Stil Staatspapiere aufgekauft und damit die Zinsen weiter gesenkt. "Und hier könnte sozusagen im Stillen eine leichte Politikwende eingeleitet werden", so der Ökonom gegenüber der DW. Bisher sei man allerdings von so einem Wechsel noch weit entfernt, gleichzeitig werde aber vermehrt darüber diskutiert. "All das trägt weiter zu der Unsicherheit bei und deswegen geht es an den Aktienmärkten sehr schnell rauf und runter."

Schwellenländer leiden

Auch die Schwellenländer leiden unter dieser Unsicherheit. "Ich glaube nicht, dass wir ein grundsätzliches Ende der guten Entwicklung in den Emerging Markets haben", sagt Jörg Krämer. Jetzt sei erst mal eine Verschnaufpause angesagt. Aber die Schwellenländer seien natürlich gut aufgestellt - trotz allem. "Die meisten haben Leistungsbilanzüberschüsse, auch wenn das Wachstum nachlässt. Es ist nach wie vor deutlich höher als in den westlichen Ländern", so der Experte von der Commerzbank.

Diesen Eindruck scheint auch die Entwicklung in China zu bestätigen. Dort sind die Wachstumsraten immer noch sehr hoch. "Sie sind aber nicht so hoch, wie wir es gewohnt waren", sagt Michael Bräuninger vom HWWI. China habe jahrelang versucht, Wachstumsraten in Höhe von mehr als zehn Prozent zu dämpfen - aus Angst vor Überhitzung. Als diese Raten aufgrund der weltwirtschaftlichen Entwicklungen unter die Acht-Prozent-Marke fielen, setzte eine Gegenbewegung ein: Mit Konjunkturprogrammen strebt die chinesische Regierung nun wieder ein jährliches Wachstum zwischen acht und neun Prozent an.

Bräuninger meint allerdings, dass China auch auf dem aktuellen Niveau eine treibende Kraft sei. "Heute bedeuten sieben Prozent Wachstum in China deutlich mehr Wachstum für die Weltwirtschaft als noch vor zehn Jahren zehn Prozent, weil China einfach von dem Niveau her sehr viel größer geworden ist."

Keine Anzeichen für neue Krise

Dass die gegenwärtigen Turbulenzen auf den internationalen Märkten die Vorboten einer neuen schweren Krise sein könnten - daran glauben die Konjunkturexperten nicht. Die Aktienkurse seien in den vergangenen Monaten einfach viel zu stark gestiegen, obwohl die Unternehmen ihre Gewinne nicht entsprechend gesteigert hätten, meint Jörg Kremer. "Deshalb glaube ich, dass wir momentan eine Korrektur durchmachen an den Aktienmärkten, wie es häufig passiert. Aber das wird kein ernsthafter, langanhaltender Einbruch."

Die hohe Verschuldung der öffentlichen Haushalte in den USA und die die großen Probleme in der europäischen Währungsunion, die sich in einer Rezession befindet, stellt Michel Bräuninger in den Vordergrund. "Insofern sind die Krisenherde im Augenblick weniger die Schwellenländer als tatsächlich die Industrieländer."

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