Temperaturen in Kanada wie in der Sahara - die Welt erlebte 2021 wieder ein heißes Jahr. Die Folgen des Klimawandels haben verheerende Auswirkungen auf jedem Kontinent.
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Das vergangene Jahr war eines der sieben wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, wie die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf berichtete. Die hohen Temperaturen kamen demnach 2021 zustande, obwohl das Jahr durch La Niña geprägt war. Dieses alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen drückt die globale Durchschnittstemperatur, weil sich dabei die oberen Wasserschichten des tropischen Ostpazifiks anomal stark abkühlen.
Das Jahr 2021 werde durch eine Rekordtemperatur von nahezu 50 Grad in Kanada, außergewöhnliche Regenfälle, tödliche Überflutungen in Asien und Europa sowie Dürren in Teilen Afrikas und Südamerikas in Erinnerung bleiben, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Die Hitzewerte im vergangenen Sommer in Kanada kämen Verhältnissen in der algerischen Sahara gleich. Die Folgen des Klimawandels und wetterbezogene Risiken hatten laut dem Generalsekretär spürbare und verheerende Auswirkungen auf jedem Kontinent.
Klimaziele von Glasgow nicht ausreichend
Die globale Durchschnittstemperatur lag 2021 bei etwa 1,11 Grad über dem Niveau von 1850 bis 1900. Das bisherige Rekordjahr war 2016 mit rund 1,2 Grad über dem vorindustriellen Niveau, dicht gefolgt von 2019 und 2020. Die WMO betont, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Jahren teils so gering sind, dass eine genaue Reihenfolge kaum festzulegen ist.
Die Temperatur sei aber nur ein Indikator von mehreren für den Klimawandel, ergänzte Taalas. Hinzu kämen etwa die Treibhausgas-Konzentration, Wärmegehalt und pH-Wert der Ozeane, die durchschnittliche Meereshöhe und die Ausdehnung der Gletschermassen und des Polareises.
Im Klimapakt von Glasgow haben die Länder der Welt im November bekräftigt, die Erderhitzung bei 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit stoppen zu wollen. Bislang reichen die Klimaschutzmaßnahmen dafür jedoch bei weitem nicht aus.
Die WMO betrachtet für ihre Statistik der wärmsten Jahre die Daten von sechs führenden Institutionen. Darunter sind die US-Klimabehörde NOAA und der Copernicus-Klimawandeldienst der EU. NOAA hatte 2021 als sechstwärmstes Jahr eingeordnet.
Hotspots weltweit: Wo der Klimawandel zu Rekordhitze führt
Ob in Lappland, Nordamerika, Indien oder Mexiko: Schon jetzt sind vielerorts die Temperaturen diesen Sommer ungewöhnlich hoch. Das gilt sogar für die Südhalbkugel, wo jetzt Winter ist.
Bild: DW/Valerie Stocker
Lytton, Kanada: Feuer und Extremtemperaturen
Fast 50 Grad Celsius wurden am 2. Juli in Lytton gemessen - ein Hitzerekord für diese eher kühle Region in Westkanada. Kurz darauf brannte das 250-Einwohner-Dorf komplett ab. Hitzekuppeln wie in Nordamerika werden durch die Klimaerwärmung verstärkt. Weil sich der Jetstream, die Höhenwinde in der Atmosphäre, durch die Erderwärmung verlangsamt, halten sich solche Wetterlagen teils wochenlang.
Bild: BC Wildfire Service/AFP
Kevo, Finnland: Hitzestau in Nordeuropa
Seit 1914 war es in Lappland nicht so heiß wie diesen Juli: 33,6 Grad Celsius wurden im nördlichen Finnland gemessen. Auch in anderen Teilen Skandinaviens war es 10 bis 15 Grad wärmer als üblich. Meteorologen sagen, dass die Extremtemperaturen in Nordeuropa mit den Hitzestau über Nordamerika in direktem Zusammenhang stehen.
Bild: Otto Ponto/Lehtikuva/AFP/Getty Images
Neu-Delhi, Indien: Hitzetote und unregelmäßiger Monsun
In Indiens Haupstadt Neu-Delhi waren es Anfang Juli 43,1 Grad Celsius - der heißeste Tag seit neun Jahren. Der Beginn des Monsuns hat sich um etwa eine Woche verschoben. In Indien sind seit 2010 mindestens 6.500 Menschen an Hitze gestorben.
Sibirien leidet 2021 ebenfalls unter der Hitze. Nördlich des Polarkreises wurden dort schon im Mai über 30 Grad Celsius gemessen. Damit war Sibirien wärmer als viele Teile Europas. Trockenheit und hohe Temperaturen führen auch im waldreichen Norden Russlands zu großflächigen Bränden - und zum Abschmelzen des Permafrosts. Passiert das, werden weitere Mengen CO2 und Methan freigesetzt.
Bild: Thomas Opel
Neuseeland: Zu warmer Winter
Auf der derzeit eigentlich im Winter befindlichen Südhalbkugel, im neuseeländischen Hastings, wurden kürzlich 22 Grad Celsius gemessen. Damit war der Juni 2021 in Neuseeland der Wärmste seit 110 Jahren, so die Nationale Wetterbehörde (NIWA). Um 2 Grad Celsius ist die Temperatur im Schnitt gestiegen. Zu warme Winter schaden der Landwirtschaft und den Skigebieten fehlt Schnee.
Bild: kavram/Zoonar/picture alliance
Mexicali, Mexiko: Dramatische Dürre
51,4 Grad Celsius - selbst für das sonnenreiche Mexiko ist das ein neuer Rekord: Es ist die heißeste Temperatur die dort je im Juni gemessen wurde. Aktuell geht Mexiko durch die schlimmste Dürreperiode seit 30 Jahren. Besonders betroffen ist die Baja California im Westen des Landes, wo der Colorado River teilweise ausgetrocknet ist. Auch der Wasserstand in den Stauseen nahe Mexiko City sinkt.
Bild: Fernando Llano/AP/dpa/picture alliance
Ghadames, Libyen: Wüstenhitze in Nordafrika
Auch auf der arabischen Halbinsel und in Nordafrika ist es dieses Jahr schon besonders heiß. In der Sahara wurden im Juni Temperaturen über 50 Grad gemessen. Im Westen Libyens war es nach Angaben des nationalen Zentrums für Meterologie Ende Juni 10 Grad wärmer als üblich. In der Oasenstadt Ghadames wurden knapp 46 Grad gemessen, in der Hauptstadt Tripolis waren es bisher "nur" 43 Grad.