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Iran Angriffspläne

14. November 2011

Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Iran an einer Atomwaffe forscht. Aber westliche Länder haben nur wenige politische Optionen, dagegen anzugehen in einer Zeit der Wirtschaftskrisen und der Kriegsmüdigkeit.

Ahmadinedschad
Iran hat die Gültigkeit des IAEA Berichts hinterfragtBild: AP

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat in ihrem jüngsten Bericht deutliche Hinweise auf ein iranisches Atomwaffenprogramm dokumentiert. Diese seien ein klarer Verstoß gegen internationale Konventionen. Die IAEA Veröffentlichung löste erneute Forderungen für strengere Wirtschaftssanktionen gegen die Islamische Republik aus.

Es schürte auch Gerüchte, Israel plane einen Militärschlag gegen Iran. Auch der Westen, so scheint es, zieht eine solche Möglichkeit in Betracht.

Der britischen Zeitung "The Guardian" zufolge hat London damit begonnen, einen eigenen Krisenplan für einen US-geführten Luftangriff gegen Iran zu entwickeln. Laut der Enthüllungsplattform WikiLeaks, hat Saudi Arabien bereits in der Vergangenheit die USA gedrängt, Iran anzugreifen um das Atomprogramm zu zerstören.

Weiteren Zündstoff lieferten die jüngsten Ereignisse um einen angeblichen Mordkomplott gegen den saudi-arabischen Botschafter in Washington und der Vorwurf Washingtons, Teheran - sprich die Al-Quds Spezialeinheiten, die zu den Revolutionsgarden gehören - hätte Kontakt zu einem mexikanischen Rauschgiftkartell aufgenommen, um einen Auftragskiller zu beauftragen.

Trotz des Säbelrasselns bleiben bewaffnete Kampfhandlungen unwahrscheinlich aufgrund der ungeahnten potenziell katastrophalen Auswirkungen für eine Region, die gerade große politische Umwälzungen von Ägypten bis Pakistan erlebt. Außerdem wäre der Erfolg eines Militärschlags alles andere als sicher.

Die USA und Saudi Arabien sind besorgt über den iranischen Einfluss am Persischen GolfBild: AP

"Ein Angriff gegen Iran würde das Programm vielleicht um zusätzliche zwei Jahre verzögern", sagte Dina Esfandiary vom Internationalen Institut für Strategische Studien in London der Deutschen Welle. "Aber das einzige was es danach erreichen würde wäre eine Unterstützung des Volkes für Irans Machtapparat und dem Atomprogramm zu mobilisieren, und vielleicht sogar eine Rückendeckung aus der Region. Es wäre eine weitere Rechtfertigung für Iran eine Bombe zu entwickeln. Also ist das nicht wirklich eine Lösung."

Sanktionen reichen nicht aus

Auf der anderen Seite scheinen erneute UN Sanktionen eher in eine politische Sackgasse zu führen. Der UN Sicherheitsrat hat bereits vier Sanktionsrunden gegen den Iran verhängt, die auf den Handel, Investitionen und Finanzdienstleistungen abzielen.

Avner Cohen vom "James Martin Center for Nonproliferation Studies" in Monterey, Kalifornien glaubt die Sanktionen hätten Irans Atomprogramm verlangsamt. Aber sie seien nicht stark genug, um eine Veränderung des politischen Kurs in Teheran gegenüber dem Atomprogramm zu forcieren.

"Die Uhr der Sanktionen und der Atomuhr laufen nicht synchron", sagte Cohen der Deutschen Welle. "Das sind zwei verschiedene Uhren und die Uhr der Sanktionen läuft viel langsamer und schwächer als die Atomuhr."

Esfandiary sagte ein nächster Schritt könnte auf die Zentralbank Irans abzielen. Das wäre ein ernsthafter Schlag gegen die Wirtschaft der Islamischen Republik, da alle internationale Transaktionen über die Bank laufen, einschließlich des Ölhandels. Ein solcher Schritt könnte jedoch ebenfalls nachteilige Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben.

"Viele Leute meinen die USA seien nicht in der Lage einen solchen Schritt zu gehen aufgrund der Krise [in der Wirtschaft]", sagte Esfandiary. "Sie können es sich nicht leisten Irans Zentralbank zu sanktionieren und dann zuzusehen, wie der Ölpreis in die Höhe schießt."

Außerdem hat sich Russland erneut gegen zusätzliche Sanktionen gegenüber dem Iran ausgesprochen und nannte den Ansatz "inakzeptabel". China ist weniger entschieden in seiner Reaktion, sagte aber, dass Sanktionen das Problem "nicht grundliegend lösen" können. Beide Länder können mit ihrem Vetorecht im Sicherheitsrat solche Pläne stoppen.

Russland hat sich gegen neue Sanktionen ausgesprochenBild: AP

Eine Reaktion provozieren?

Esfandiary sagt die Frage wird jetzt zunehmend sein, inwiefern die Welt einen Weg finden kann mit einem Iran zu leben das eine Atombombe bauen kann.

In einer Region, jedoch, die von Konflikten und gegenseitigem Misstrauen geprägt wird, bleiben alle Optionen auf dem Tisch - ungeachtet wie unangenehm sie sein mögen.

"Ich kann mir eine Situation vorstellen in der einige Parteien, zum Beispiel die USA, eine Provokation von Iran herausfordern, damit sie handeln können in einer bestimmten Art und Weise", sagte Cohen. "Mit anderen Worten, wenn man Iran provoziert und Iran von sich aus Kampfhandlungen anfängt, kann ich mir vorstellen dass manche Länder zur Selbstverteidigung greifen und Vergeltung üben. Wer weiß wo das hinführen wird."

Globale Auswirkungen auf die Abrüstung

Eine iranische Atombombe könnte den über 40 Jahre alten Atomwaffensperrvertrag untergraben, der den Vertragsstaaten verbietet Atomwaffen zu entwickeln und gleichzeitig die friedliche Nutzung der Kernenergie beinhaltet. Er verpflichtet die Länder, die bereits Atomwaffen besitzen, zur Abrüstung. Iran hat den Vertrag unterzeichnet und ratifiziert.

"Dies könnte eine Dynamik eines Dominoeffekts verursachen in dem andere Staaten, insbesondere Saudi Arabien, vielleicht Ägypten und auch die Türkei ihre Entscheidung Teil des Atomwaffensperrvertrags zu sein wieder rückgängig machen", sagte Cohen. "Mit anderen Worten, es könnte der Anfang einer Kette der Proliferation im Nahen Osten bedeuten."

Bisher hat Teheran seine konventionellen militärischen Muskeln in der Region nicht aggressiv ausgeübt. Aber die Islamische Republik pflegt enge Beziehungen zu paramilitärischen Gruppen wie Hamas im Gazastreifen und Hisbollah im Libanon, die von der EU und den USA als terroristische Organisationen eingestuft werden.

Esfandiary glaubt, eine Atommacht Iran würde sich ermutigt fühlen diese Gruppen zu nutzen, um seine Vorstellungen "einer regionalen Vorherrschaft" zu verwirklichen.

"Iran wird etwas mehr auf der internationalen Bühne mitspielen können durch seine Vertreter in dem es Hamas und Hisbollah etwas mehr aktiviert", sagte sie. "Er wird im Umgang mit den umliegenden Ländern politisch mehr mit dem Feuer spielen. Deshalb haben die Golfstaaten so viel Angst."

Israels Präsident Schimon Peres glaubt eine militärische Lösung sei wahrscheinlicher als eine diplomatischeBild: AP

Insbesondere Israel macht sich Sorgen um Irans angebliches Atomprogramm, da Teheran das Existenzrecht des jüdischen Staates nicht anerkennt. Aber Esfandiary sagt israelische Bedenken, obwohl verständlich, seien "übertrieben" weil die Chancen, dass Teheran einen Atomangriff gegen Israel starten würde "nahezu bei null" liegen.

Autor: Spencer Kimball / sac
Redaktion: Rob Mudge

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