Weniger Industrieaufträge als erwartet
6. Juli 2017Die deutsche Industrie hat sich im Mai wegen der sinkenden Binnennachfrage nur teilweise vom Auftragsschwund im Vormonat erholt. Die Unternehmen zogen 1,0 Prozent mehr Bestellungen an Land als im April, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem doppelt so starken Plus gerechnet, nachdem es im Vormonat einen deutlichen Rückgang von 2,2 Prozent gegeben hatte.
Das Ministerium sieht den Aufschwung trotz des unerwartet schwachen Abschneidens nicht bedroht, liege doch das Auftragsvolumen auf dem Niveau des sehr starken ersten Quartals: "Die solide Entwicklung der Auftragseingänge spricht - ebenso wie das ausgezeichnete Geschäftsklima - für eine weiter leicht aufwärtsgerichtete Konjunktur im Verarbeitenden Gewerbe."
Die Inlandsaufträge sanken um 1,9 Prozent und damit bereits den dritten Monat in Folge. Dagegen nahmen die Bestellungen aus dem Ausland um 3,1 Prozent zu: Während die Nachfrage aus der Euro-Zone um 1,7 Prozent zulegte, stieg die aus dem Rest der Welt um 4,0 Prozent.
Die Aufträge für Inlandsaufträge wie Maschinen erhöhten sich diesmal um 2,6 Prozent, die für Konsumgüter nahmen dagegen um 2,9 Prozent ab. Die Aufträge für Vorleistungen wie Chemikalien schrumpften um 0,7 Prozent. "Der Anteil an Großaufträgen war für einen Mai unterdurchschnittlich", betonte das Ministerium.
Deutung der Ökonomen
"Mit Blick auf die fantastisch hohen Stimmungsindikatoren stellt der Auftragszuwachs eine Enttäuschung dar", sagte Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe in der ersten Reaktion. Dies zeige, dass die harten Konjunkturdaten der guten Stimmung auch weiterhin nur unzureichend folgten.
Für Dirk Schlotböller von der DIHK ist der Rückgang vom April ein Ausrutscher. "Die Investitionen ziehen endlich an. Und auch im Exportgeschäft setzen die Betriebe für die kommenden Monate auf zusätzliche Aufträge", sagte der Ökonom. "Zwar trübt der weltweit wachsende Protektionismus die gute Stimmung, doch laufen die Geschäfte in Europa, Asien und auch den USA derzeit erfreulich gut."
zdh/wen (rtr)