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Satelliten-Jamming

Fabian Schmidt6. Juni 2014

Im Kalten Krieg verhinderten kommunistische Staaten den Empfang von Westprogrammen auf Radiofrequenzen durch Jamming. Heute führen autoritäre Regime den gleichen Kampf im All – sie jammen Satelliten.

Satellitenschüsseln in Kairo (Foto: DW Akademie/Jens-Uwe Rahe)
In autoritären Staaten, wie hier in Ägypten, bieten Satellitenschüsseln Zugang zu freien MedienBild: DW Akademie/J. Rahe

Es klingt wie eine Geschichte aus der Zeit des Kalten Krieges: Ende Mai protestierten westliche Rundfunksender – darunter auch die Deutsche Welle – gegen das Jamming, also die Störung ihrer Rundfunkprogramme durch Äthiopien. Anders als früher ging es aber diesmal nicht um Radio- sondern vor allem um Fernsehsendungen. Und ausgestrahlt wurden diese nicht auf terrestrischen Frequenzen, sondern über Satellit.

Das Jammen eines Kurzwellen-Radioprogramms und eines über Satellit ausgestrahlten Programms unterscheidet sich im Wesentlichen nur in der Frequenz, auf der gesendet wird. "Beim Jammen geht es darum, den technischen Empfänger so zu stören, dass er das gewünschte Signal nicht mehr in brauchbarer Form empfängt. Dafür wählt man bestimmte Wellenformen, die man dem Nutzsignal überlagert, um dieses Ziel zu erreichen", erklärt Christoph Günther, Direktor des Instituts für Kommunikation und Navigation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen.

Der Iran geht mit Beschlagnahmungen gegen Satelliten-Nutzer vorBild: ISNA

Satellitenprogramme brachten Medienvielfalt

Schon im Kalten Krieg hatte die Sowjetunion das Jamming mit riesigen Sendeanlagen perfektioniert, um unliebsame Sendungen aus dem Westen zu unterdrücken. In den 1990er Jahren setzte die Satellitentechnik dem Kurzwellen-Jamming dann ein Ende: Mit einer Schüssel auf dem Dach und einem Receiver konnte bald jeder Nutzer die ganze Programmvielfalt der Welt empfangen – und das auch noch in digitaler Qualität. Und die Geräte dazu gab es ab da selbst in autoritären Regimen auf fast jedem Basar zu kaufen.

Aber auch die Satelliten sind nicht völlig immun gegen das Jamming. Das zeigt der aktuelle Fall: Ein Sender in Äthiopien bombardiert einen Satelliten des Betreibers Arabsat regelmäßig mit Störsignalen. Betroffen sind davon auch TV-Ausstrahlungen der Deutschen Welle für die arabische Welt, neben den anderen westlichen internationalen Rundfunksendern BBC, VOA und France 24.

Störung des Signals schon auf dem Weg zum Satelliten

Das Satelliten-Jamming funktioniert physikalisch genau so wie das Radio-Jamming. Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied: Die Wellenlänge ist bei der Satellitenübertragung viel kürzer, die Satelliten-Antennen werden kleiner und erfassen deshalb einen kleineren Ausschnitt der auf sie treffenden Welle. Deshalb muss man mit einem Parabolspiegel eine größere Fläche auf die kleine Antenne abbilden. Der Spiegel muss dafür genau auf den Sender ausgerichtet werden.

Je kleiner der Bereich auf der Erde ist, von dem der Satellit seine Signale empfängt, desto besser.Bild: Fotolia/beachboyx10

Wer den Empfang eines Satellitenprogramms stören will, kann also nicht – wie beim Kurzwellen-Jamming - das Störsignal einfach breit über das Land ausstrahlen. Denn dazu müsste er seinen Sender genau zwischen Satellit und Empfangsantenne aufbauen, was praktisch unmöglich ist. Will er allen Zuschauern den Fernsehspaß vermiesen, muss er sein Störsignal direkt zum Satelliten schicken, und verhindern, dass dort überhaupt ein nutzbares Signal ankommt. Dann kann der Satellit es auch nicht zur Erde zurückschicken. Dazu braucht der Störer aber einen sehr starken Sender.

Lösung: Sehr zielgerichtete Kommunikation

Die Richtcharakteristik der Parabolantenne ist allerdings eine Chance, um Satelliten vor genau solchen Jamming-Angriffen zu schützen, denn je kleiner der Bereich auf der Erdoberfläche ist, von dem die Antenne auf dem Satelliten ihre Signale empfängt, desto geringer ist die Chance eines Störsenders, sich Zugang zum Satelliten zu verschaffen. "Dagegen kann man sich letztlich nur schützen, indem man den Bereich, in dem der Empfänger empfindlich ist, so stark einschränkt, dass nur noch der gewünschte Nutzer Daten auf den Satelliten senden kann," sagt DLR Instituts-Direktor Günther:

Besonders eng lässt sich dieser Bereich einschränken, wenn man auf optische Datenübertragung anstelle von Radiowellen setzt. Das wirkt dann so als ob man vom Satelliten aus mit einem Teleskop auf die Erde schaut. Dort sieht man nur einen ganz kleinen Bereich – mittendrin der legitime optische Sender. "Der Fußabdruck ist dann nur noch einige zehn Meter weit, und in diesem Bereich kann man sicherstellen, dass kein Ungebetener etwas auf den Satelliten sendet," erklärt Günther.

Ein weiterer Vorteil: Die optische Kommunikation funktioniert ähnlich wie bei einem Glasfaserkabel und erlaubt auch ähnlich hohe Übertragungsraten – viel mehr als bisherige Radiowellen leisten können. Das schafft nicht nur mehr Platz für neue Radio- und TV-Programme, sondern auch für ein kostengünstiges Internet per Satellit – zum Beispiel, um ländliche Regionen besser ans Netz anzubinden.

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