Wenn das IFAB die Fußballregeln ändert
5. November 2024Seit wann gibt es verbindliche Fußballregeln?
1863 wurden in England, dem Mutterland des Fußballs, die ersten verbindlichen Fußballregeln beschlossen, die "Laws of the Game", die Gesetze des Spiels. Verantwortlich dafür war der neu gegründete englische Fußballverband Football Association (FA). In den 13 Regeln legte die FA unter anderem fest, wie lang und breit der Platz und wie groß das Tor sein soll. Es gab auch schon eine Abseitsregel. Und es wurde definiert, was als Foul gilt und zu ahnden ist.
Wann und warum wurde das IFAB gegründet?
Die vier britischen Fußballverbände - der englische, der schottische, der walisische und der nordirische - riefen am 2. Juni 1886 in London das International Football Assocation Board (IFAB) ins Leben, um ein auch international einheitliches Regelwerk zu haben. Bis dahin hatten sich die Bestimmungen der Verbände geringfügig unterschieden, bei internationalen Partien war deshalb nach dem Reglement der jeweiligen Heimmannschaft gespielt worden.
Das IFAB traf sich einmal im Jahr rotierend in einem der Mitgliedsländer, um über mögliche Regeländerungen zu diskutieren und abzustimmen. Unter anderem führte das damals noch junge IFAB 1891 Elfmeter ein.
Der Fußball-Weltverband FIFA wurde erst 1904 in Paris gegründet. Die dort vertretenen europäischen Verbände, darunter auch der seit dem Jahr 1900 bestehende Deutsche Fußball-Bund (DFB), übernahmen die britischen Regeln größtenteils. 1912 beantragte die FIFA die Mitgliedschaft im IFAB. Im Juni 1913 war der Weltverband erstmals mit zwei Vertretern bei einer IFAB-Sitzung dabei.
Wie ist das IFAB heute zusammengesetzt?
Das IFAB hat acht stimmberechtigte Mitglieder. Nach wie vor sind die Gründungsmitglieder England, Schottland, Wales und Nordirland mit je einem Vertreter dabei, die unabhängig voneinander abstimmen. Die vier Vertreter der FIFA - der FIFA-Präsident und drei Vertreter, die vom FIFA-Council ernannt werden - müssen en bloc, also geschlossen abstimmen. Für eine Regeländerung ist eine Zweidrittelmehrheit nötig: mindesten sechs von acht Stimmen. Das bedeutet, dass es ohne die vier Stimmen der FIFA keine neue Fußball-Regel geben kann. Doch auch mindestens zwei der vier britischen Verbände müssen zustimmen.
Wie arbeitet das IFAB?
"Das übergeordnete Ziel jeder Regeländerung sollten besseres Spielerverhalten, mehr Fairplay und Respekt, weniger Spielunterbrechungen und ein attraktiverer Sport sein", sagt das IFAB. Jeder nationale Fußballverband kann bis zum jeweils 1. Oktober eines Jahres dem IFAB Regeländerungen oder Tests von Neuerungen vorschlagen. Die Anträge werden zunächst von den technischen Experten des IFAB geprüft. Bei ihnen handelt sich um ehemalige internationale Top-Schiedsrichter. Auch ehemalige Spielerinnen, Spieler und Trainer sind in den Beratungsprozess mit eingebunden.
Bei einer Geschäftssitzung gegen Ende des Kalenderjahrs wird die Tagesordnung für die alljährliche IFAB-Generalversammlung festgelegt, die im Februar oder März des Folgejahres über die Bühne geht und bei über mögliche Regeländerungen abgestimmt wird. Neue Regeln treten dann - bis auf wenige Ausnahmen - am 1. Juli des jeweiligen Jahres in Kraft.
Hat das IFAB schon einmal Regeländerungen zurückgenommen?
Das IFAB sieht seine Arbeit als einen dynamischen Prozess mit dem übergeordneten Ziel, nur Regeländerungen zu verabschieden, die zum Wohl des Fußballs beitragen. Der Fußball soll zeitgemäß und attraktiv bleiben, ohne dabei die Traditionen zu verraten. Kontroverse Regeln wie etwas zur Abseitsstellung oder zum Handspiel sind in der Vergangenheit immer wieder verändert worden.
Das IFAB hat auch eigene Entscheidungen komplett zurückgenommen. So wurde das 1993 eingeführte sogenannte "Golden Goal" 2004 wieder abgeschafft. Endete ein K.o.-Runden-Spiel bei einem Turnier nach 90 Minuten unentschieden und ging in die Verlängerung, beendete danach das erste erzielte Tor die Partie sofort.
Durch ein Golden Goal von Oliver Bierhoff gewann die deutsche Nationalmannschaft der Männer 1996 die Europameisterschaft. Die DFB-Frauen triumphierten auf diese Weise bei der EM 2001 durch ein Tor in der Nachspielzeit von Claudia Müller und bei der WM 2003 durch ein Golden Goal der heutigen DFB-Sportdirektorin Nia Künzer.