Während Staatsvertreter auf der Weltklimakonferenz in Bonn um die Zukunft der Erde kämpfen, spielen im Kino langfristige Ziele zum Klimaschutz keine Rolle. In den Filmen steht das Ende der Welt nämlich schon vor der Tür.
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Katastrophenfilme - Fiktion oder doch bereits Realität?
Apokalyptische Filmvisionen: Manchmal sind sie von Menschen gemacht - und manchmal von der Natur. Wenn die Katastrophe zuschlägt, bleibt kein Stein auf dem anderen. Hier sind ein paar unvergessene Filmkatastrophen.
Bild: picture-alliance/dpa/Fox
Verrückt gewordenes Klima: Geostorm (2017)
Bei einer Hitzewelle sterben zwei Millionen Menschen. Hauptstädte stehen unter Wasser, das Wetter spielt verrückt. Ein gigantisches Satellitensystem im All soll nun das Wetter steuern. Eine Zeit lang funktioniert das Geoengeneering. Doch dann macht sich die wichtigste Kontrollstation im All selbständig und schickt Eiszeiten und Hitzewellen. Schließlich droht ein alles vernichtender Megasturm.
Bild: picture-alliance/dpa/Warner Bros. Picture
Tsunami: The Impossible (2012)
Der Film beruht auf einer echten Katastrophe: Dem Tsunami, der im Dezember 2004 mehr als eine Viertelmillion Menschen tötete. Eine Familie wird durch die Welle auseinandergerissen und findet inmitten von Tod und Zerstörung wieder zusammen. Für viele Kritiker war "The Impossible" nicht mehr als eine geigentriefende Schmonzette, bei der die Katastrophe für die Bevölkerung in den Hintergrund trat.
Bild: picture-alliance/AP
Sturmflut und Hurrican: Beasts of the Southern Wild (2012)
Ganz anders bei dieser Filmfabel: Ein sechsjähriges Mädchen überlebt eine Sturmflut in den Sümpfen Louisianas und kann sich durch ihre unerschütterliche Fantasie aufrecht halten. Sie glaubt an das Gleichgewicht im Universum: "Geht etwas kaputt, selbst das allerkleinste Teil, geht auch das ganze Universum kaputt." Für ein Minibudget ist dem Regisseur ein beeindruckendes Filmdebüt gelungen.
Bild: picture-alliance/dpa
Sonneneruptionen: 2012 (2009)
Ein Minibudget ist nichts für Regisseur Roland Emmerich. Er fährt alles auf, was an Getöse und Zerstörung im Kino möglich ist. In dieser Mutter aller Klimakatastrophenfilme erfrieren, ertrinken, verbrennen sechs Milliarden Erdbewohner. Die gigantische Zerstörungsorgie ist ebenso absurd wie faszinierend. Ein Glück, dass die Ursache diesmal nicht am Menschen liegt, sondern an der Sonne.
Bild: Imago/ZUMA Press
Und nochmal die Sonne: Hell (2011)
Ein deutscher Film. Eine grelle, staubige, verdorrte Welt. "Hell" steht für das Licht und die Hölle - die Sonne ist der Feind der Menschheit, ihre Strahlung ist tödlich, nur wenige haben Sonnenstürme und andere Katastrophen überlebt. Diese Menschen tun sich gegenseitig unvorstellbare Dinge an, um zu überleben. Ein apokalyptisches Gesellschaftspanorama, das mit US-Produktionen mithalten kann.
Bild: paramount.de
Globale Erwärmung: The Day After Tomorrow (2004)
Roland Emmerich, der Spezialist für gigantomanische Zerstörung, hat bereits Jahre vor "2012" ein beklemmendes Szenario geschaffen: Auf einer Weltklimakonferenz warnt ein Wissenschaftler vor einem dramatischen Klimawandel, der eine neue Eiszeit mit sich bringt. So geschieht es auch. Erst suchen gewaltige Stürme die Welt heim, es folgen noch gewaltigere Flutwellen und schließlich die Kälte.
Bild: picture-alliance/KPA
Tornado: Twister (1996)
Meteorologen versuchen, dem Geheimnis der Tornados auf die Spur zu kommen, um so besser vor ihnen warnen zu können. Während sie auf der Jagd nach den "Twistern" sind, werden sie regelmäßig selbst von ihnen heimgesucht. Da fliegen Häuser, Boote, Tanklastzüge und Kühe durch die Gegend, während sich das Protagonistenpaar näher kommt. Am Ende kommt der ultimative Super-Tornado. Wer wird überleben...?
Bild: picture-alliance/United Archives/TBM
Wasser: Waterworld (1995)
Die Polkappen sind geschmolzen, die Kontinente überflutet. Nur wenige Menschen leben noch auf künstlichen Atollen oder Booten. Natürlich gibt es auch Bösewichte: Die entführen ein Kind, weil es eine Tätowierung auf dem Rücken hat, die den Weg zur einzigen noch verbleibenden Insel auf der Erde weist: "Dryland". Funfact: Eine Filmkulisse wurde während der Dreharbeiten von einem Sturm zerstört.
Bild: picture-alliance/dpa
Ressourcenknappheit, Umweltzerstörung, Überbevölkerung: Soylent Green (1973)
Im Jahr 2022 ist New York ein Moloch aus Autowracks, Müll, Smog und Obdachlosen. Wiesen, Blumen und Vögel gehören der Vergangenheit an. Die Bevölkerung wird mit Ersatznahrungsmitteln ernährt. Das beste Produkt heißt "Soylent Green" und ist angeblich aus Plankton. Ein Polizist entdeckt aber, dass die kleinen Kekse aus Menschenfleisch gemacht werden.
Bild: picture-alliance/United Archives/IFTN
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Die Welt hat in den vergangenen Jahren schon viele Naturkatastrophen erlebt: Tsunamis im Indischen Ozean und vor der japanischen Küste. Hurricans und Sturmfluten im Südwesten der USA. Tornados und sintflutartige Regenfälle auch in Mitteleuropa. Dazu kommen die weniger sichtbaren und schleichenden Katastrophen wie schmelzende Gletscher und Polkappen, Ozonlöcher und steigende Meeresspiegel, Wüsten, die immer größer werden. All diese Szenarien und deren grässliche Konsequenzen werden uns in schöner Regelmäßigkeit im Kino vorgeführt. Wir sind uns der Gefahr durch den Klimawandel durchaus bewusst, dennoch laufen uns im Kinosessel und auf dem Sofa wohlige Schauer über den Rücken angesichts von Zerstörung und Apokalypse - denn das da auf der Leinwand, das ist ja alles ganz weit weg von uns.
Monster und atomare Verseuchung
Schon 1936 bebte die Erde in dem Film "San Francisco". In den 1950er Jahren bevölkerten Monsterspinnen, fliegende Untertassen und Außerirdische die Leinwände, die Filmwelt des Regisseurs Jack Arnold verbreitete unter den Zuschauern Angst und Schrecken. Das war zwar alles nur Science Fiction. Aber im Kalten Krieg und somit der Zeit, als die Atommächte um die Vorherrschaft - auch im Weltall - kämpften, war sich die Menschheit bewusst, dass eine konkrete Bedrohung gegeben war. Und so war die atomare Katastrophe erstmals in "Das letzte Ufer" (1959) zum Filmthema gemacht worden: die Erde verseucht, nur noch ein kleines Gebiet bewohnbar, Probleme sind vorprogrammiert…
Technische Katastrophen und Naturkatastrophen
Die 1970er Jahre sind DAS Jahrzehnt des Katastrophenfilms. Hier brennen Hochhäuser ("Flammendes Inferno", 1974), Flugzeuge stürzen ab ("Giganten am Himmel", 1975) oder werden entführt ("Endstation Hölle", 1972), Passagierschiffe sinken (Die Höllenfahrt der Poseidon", 1972) oder werden durch Bomben bedroht ("18 Stunden bis zur Ewigkeit", 1974).
Diese sogenannten technischen Katastrophen sind von Menschen gemacht: Pfusch am Bau, Größenwahn oder Terror sind hier die Ursachen.
Doch auch die Natur bietet unterhaltsame Auftritte im Katastrophenkino der 70er Jahre. Staudämme brechen ("Die Flut", 1976), immer wieder bebt die Erde und die Tierwelt wehrt sich gegen die Umweltverschmutzung: In "Frogs - Killer aus dem Sumpf" (1972) greifen Frösche, Alligatoren, Taranteln und weiteres Getier ein Grüppchen Menschen an. In anderen Filmen schockieren Killerwale, Riesenkraken und weiße Haie die Zuschauer, ein riesiger Schwarm Killerbienen verbreitet Tod und Verwüstung.
Die Natur nimmt Rache an der Menschheit
Manche Ursachen für die Filmkatastrophen kommen aus dem All, wie etwa ein heranrauschender Asteroid - aber noch öfter sind sie menschengemacht, wie etwa Mutationen durch chemische Experimente oder Atomstrahlung.
Manche Ursachen kann man sich beim weinseligen Zusammensein schöner nicht ausdenken: Da verschiebt sich schonmal die Erdachse, Polkappen schmelzen in absurd kurzer Zeit, Untergrundvulkane tauchen aus dem Nichts auf. Das Kino wartet nicht auf von Staaten festgesetzte Klimaziele. Im Kino passieren die Dinge sehr viel schneller.
Die Story ist meistens dürftig
Dabei beschränkt sich der Inhalt der Filme nicht nur auf die Befriedigung einer gewissen Sensationsgier, die in uns allen steckt. Ohne eine Handlung wäre selbst das heftigste Geballer und der brutalste Tierterror nach fünf Minuten langweilig. Da muss eine Story her - und die ist meistens nach einem bewährten Muster gestrickt und oftmals nicht besonders intelligent: Wenn nicht sowieso schon ein Held vorhanden ist, wachsen einzelne Protagonisten im Angesicht der Bedrohung über sich hinaus und retten, was zu retten ist: entweder eine Handvoll Menschen oder direkt den ganzen Planeten.
Die wichtigsten Stereotypen: Der besorgte Wissenschaftler, dem niemand glaubt, der selbstgerechte Politiker beziehungsweise US-Präsident, der skrupellose Manager, der aus der Katastrophe noch Gewinn ziehen will, der raubeinige Ex-Soldat, der zum Helden wird, und jede Menge tapferer Frauen und Kinder. Eins haben fast alle Naturkatastrophenfilme gemeinsam: Das Häuflein Menschen, das überlebt, darf auf einer "gereinigten" Erde noch einmal ganz von vorne anfangen - Ende offen.