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Klima und Sicherheit

Martin Schrader6. September 2007

Der Klimawandel steht erstmals offiziell auf der Tagesordnung der APEC. Sollte er nicht bald begrenzt werden, könnte aus dem Umweltproblem ein weltweites Sicherheitsproblem werden.

ein Wassertropfen fällt von einem Eisberg in Grönland (AP Photo/John McConnico)
Eisschmelze wie hier in Grönland ist nur eine der vielen Folgen des KlimawandelsBild: AP

Die 21 Staaten des Asiatisch-Pazifischen Forums (APEC) wollen Umweltschutz im Zeitalter des Klimawandels als "lebensnotwendiges Interesse" anerkennen. Das geht aus einem Entwurf der australischen Gastgeber des APEC-Gipfels (8./9.9.07) in Sydney hervor. Am Wochenende soll das Papier von den Staats- und Regierungschefs verabschiedet werden. Außer solchen wolkigen Absichtsbekundungen wird darin aber wohl wenig stehen - zumindest keine verbindlichen Reduktionsziele für Treibhausgase. Denn US-Präsident George W. Bush erteilte einer Klimapolitik mit verbindlichen Emissionsgrenzen schon vor dem Start des Gipfels eine klare Absage. Stattdessen plädierte er für einen stärkeren Einsatz der Atomenergie.

Der APEC-Gipfel verdeutlicht das Versagen der internationalen Staatengemeinschaft beim Kampf gegen den Klimawandel. Unter den 21 APEC-Ländern sind die größten Atmosphären-Verschmutzer der Welt: Die USA, China und - wegen der verheerenden Brandrodungen - Indonesien. Australien ist wegen der riesigen Kohle-Industrie der größte Pro-Kopf-Verschmutzer. Und es herrscht Streit in der APEC darüber, wie der Klimawandel zu begrenzen sei. China und einige Entwicklungsländer favorisieren Verhandlungen unter Leitung der Vereinten Nationen. Bush setzt dagegen auf Absprachen von Ländern außerhalb der UNO.

Eine faire und effektive Lösung

Fred PearceBild: Verlag Antje Kunstmann

Der englische Umweltjournalist Fred Pearce ("Wenn die Flüsse versiegen") hält ein Abkommen unter dem Dach der UNO für den einzigen Ausweg aus der Klimakrise, wie er in einem Interview mit DW-WORLD sagt. Pearce lobt die EU für ihre ambitionierten Umweltziele. Vor allem die von Bundeskanzlerin Angela Merkel unlängst in Asien befürwortete Klimaschutz-Initiative sei hilfreich. Danach würden jedem Land pro Einwohner bemessene CO2-Grenzen zugewiesen. "Das scheint mir die einzige langfristige Lösung zu sein, die sowohl effektiv als auch fair ist", sagt Pearce.

In seinem neuen Buch "Das Wetter von Morgen. Wenn das Klima zur Bedrohung wird" zeigt Pearce in vielen Beispielen, wie weit der Klimawandel bereits fortgeschritten ist. Der größte Fluss des amerikanischen Westens, der Colorado, sei nur noch ein Schatten seiner selbst - eine Folge langer Trockenheit. Dürren fürchte man vom amerikanischen Westen bis in den Norden Chinas, von Südafrika bis zur Mittelmeerregion.

Die Wüste frisst sich in Mauretanien jährlich drei bis vier Kilometer in vormals bewohnte GebieteBild: AP

Andernorts komme es dafür immer häufiger zu Starkregen, berichtet Pearce. Ein Extremwetter wie zum Beispiel 1998 in Honduras gebe es immer häufiger. In der Nacht des 28. Oktober zog der Hurrikan Mitch über Honduras hinweg. Es war der schlimmste Wirbelsturm auf dem amerikanischen Kontinent seit 200 Jahren. In wenigen Stunden fiel eine Jahresmenge Regen vom Himmel. Damals starben mehr als 10.000 Honduraner, zwei Millionen wurden obdachlos. Bis zu dieser Nacht hielten sich die Menschen in Honduras für ungefährdet. Sie glaubten, ihr Land liege zu weit entfernt von der üblichen Bahn, die die karibischen Hurrikane bis dahin einschlugen. Das ist heute anders.

Beim Elbehochwasser 2002 starben elf Menschen. Das Wasser reichte bis zur Dresdener Semper OperBild: AP

Kriegsgrund Klimawandel?

Der wissenschaftliche Beirat für globale Umweltveränderungen (WBGU), den die deutsche Bundesregierung in Klimafragen regelmäßig konsultiert, denkt bereits über mögliche gesellschaftliche und politische Folgen des Klimawandels nach. Im Herbst 2007 wird ein Gutachten des WGBU erscheinen unter dem Titel "Welt im Wandel - Sicherheitsrisiko Klimawandel". Darin zeichnet der WBGU ein düsteres Szenario, falls die internationale Staatengemeinschaft weiterhin an einer gemeinsamen Klimapolitik scheitern sollte.

Nach Einschätzung der Wissenschaftler werden die Folgen des Klimawandels Gewalt und Destabilisierung schüren. Dies werde die nationale und internationale Sicherheit in einem bisher unbekannten Ausmaß bedrohen. Denn der Klimawandel werde zunehmend Spaltungs- und Konfliktlinien in der internationalen Politik hervorrufen, weil er Verteilungskonflikte in und zwischen Ländern auslösen werde: um Wasser, um Land, um die Bewältigung von Flüchtlingsbewegungen oder um Kompensationszahlungen zwischen den Hauptverursachern des Klimawandels und denjenigen Ländern, die vor allem von dessen destruktiven Wirkungen betroffen sein werden.

Einen Lichtblick gewährt der WGBU in seinem Gutachten: Der Klimawandel könne die Staatengemeinschaft auch zusammenführen. Dazu müsse sie ihn freilich als Menschheitsbedrohung verstehen und durch eine energische und weltweit abgestimmte Politik die Folgen des Klimawandels begrenzen. Stoppen oder umkehren lässt er sich schon heute nicht mehr. Das bisherige Versagen der UNO in der Klimapolitik schürt allerdings Zweifel, dass die Staatengemeinschaft den Klimawandel eindämmen kann, bevor er zum internationalen Sicherheitsrisiko wird.

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