Zur Geburtstagsparty gibt es eine Torte aus Buttercreme und Erdbeeren. Dreißig Jahre Dax - das will gefeiert werden. Denn die Geschichte des Aktienindex ist auch ein Stück Wirtschaftsgeschichte.
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30 bewegte Jahre: Happy Birthday Dax!
Am 30. Geburtstag hat man normalerweise die wildesten Jahre hinter sich. Für den Dax gilt das nicht unbedingt, denn im wichtigsten deutschen Börsenindex spiegelt sich das wirtschaftliche und politische Weltgeschehen.
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Der erste Tag
Eingeführt wurde der Dax am 1. Juli 1988 von der Frankfurter Wertpapierbörse - der Vorgängerin der inzwischen ebenfalls im Dax gelisteten Deutschen Börse. Bis dahin hatten Banken, zum Beispiel die Commerzbank, sowie Medien wie die Börsenzeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Entwicklung der Märkte in eigenen Indizes abgebildet.
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Der Erfinder...
war Frank Mella (Foto). Als Redakteur der Börsenzeitung hatte er vorher bereits einen anderen Index für sein Blatt entwickelt. Sein Verleger beauftragte ihn damit, sich einen Börsenindex für den Finanzplatz Deutschland auszudenken. Damit war der Dax geboren. Auch wenn er am 1. Juli 1988 seinen Einstand feierte - rechnerisch startet er am 30. Dezember 1987 bei einem Stand von 1000 Punkten.
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Deutsche Schwergewichte
Bis heute sind im Dax die Aktien der 30 größten und umsatzstärksten deutschen Unternehmen an der Frankfurter Börse gelistet. Er ist der bedeutendste deutsche Aktienindex und repräsentiert rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland.
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Es geht um Leistung
Im Sekundentakt werden von 9 Uhr bis 17:30 Uhr die Dax-Werte anhand des elektronischen Handelssystem Xetra berechnet. Damit ist der Dax ein sogenannter Performance-Index - im Gegensatz zum Dow-Jones-Index für die US-Standardwerte, in dem die Aktien nicht gewichtet sind. Das Gewicht einer Aktie dort bemisst sich nach dem Anteil an der gesamten Kapitalisierung der im Index enthaltenen Werte.
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Die Geburten der kleinen Brüder
Im Frühjahr 1994 wird der sogenannte DAX 100 eingeführt. Dieser Index solle die Wertentwicklung der 100 liquidesten Werte des Aktienmarkts spiegeln. Am 1996 kommt der MDax hinzu, der 70 mittelgroße Unternehmen abbildet. Er wird 2003 auf 50 Firmen verkleinert. Im selben Jahr löst der HDAX den DAX 100 ab. Heute gibt es noch den ÖkoDAX, den TecDax, den ShortDAX und viele weitere Segmente.
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Der erste schwarze Tag
Wer richtig dauerhaft anlegte, darf sich heute über satte Gewinne freuen. Aber es gibt viele Auf und Abs im Laufe der letzten 30 Jahre. Den ersten schwarze Tag erlebt der Dax am 16. Oktober 1989. Damals bricht im Sog des Börsencrashs an der Wall Street auch der deutsche Index an einem Tag um rund 13 Prozent ein.
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Der "kleine Mann" wird wach
Den größten Börsengang in der Dax-Geschichte macht die Deutsche Telekom am 18.11.1996. Telekom-Chef Ron Sommer (Foto rechts) wirbt mit Erfolg, die Nachfrage nach T-Aktien übersteigt das Angebot um das Fünffache. Getrieben von der Euphorie will nun auch der "kleine Mann" sein Geld anlegen. So kann sich der Dax in den drei Jahren und drei Monaten nach dem Telekom-Börsendebüt fast verdreifachen.
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Kurze Episode des Neuen Marktes
Totale Euphorie herrscht am Parkett, als im März 1997 der Neue Markt für wachstumsstarke Technologiewerte eröffnet wird. Ein Boom an Börsengängen folgt, 1999 trauen sich 132 Firmen aufs Börsenparkett. (2017 waren es nur zwölf).
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Fusionsfieber und das wachsende Internet
... treiben den Dax am 7. März 2000 auf ein Hoch von 8136,16 Punkten. Dann kommt der 11. September 2001: Nach den Terroranschlägen in den USA fällt der Dax um neun Prozent. Danach geht es meist weiter bergab. 2002 verzeichnet der Dax mit 44 Prozent den größten Jahresverlust bisher. Die Feierlaune ist erstmal vorbei.
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Auf und ab an der Börse
Dann kommt es zu immer mehr ausufernden Verlusten und Skandalen bei den zuvor bejubelten Unternehmen des Neuen Marktes. Kurz nach der Jahrtausendwende verpufft auch die Begeisterung für Tech-Aktien und das Segment Neuer Markt wird am 21. März 2003 in aller Stille beerdigt.
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Das Comeback lässt auf sich warten
Denn zu viele Anleger hatten sich die Finger verbrannt. Der Dax rutscht im März 2003 unter 2200 Punkte und notiert damit so niedrig wie im November 1995. Danach erholt sich die Weltwirtschaft und mit ihr wächst das Vertrauen in die Unternehmen. Aber es dauert bis Sommer 2007, bis der Dax den Rekord von über 8000 Punkten aus dem Jahr 2000 erreicht. Doch der Gipfelsturm endet in einen jähen Absturz.
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Die Weltwirtschaft geht in die Knie
Die Finanzkrise kommt mit Wucht, als am 15. September 2008 die US-Investmentbank Lehman Brothers pleite geht. Im Oktober 2008 folgt auch für den Dax ein schwarzer Tag auf den anderen. Am 9. März 2009 hat der Dax 56 Prozent seit dem Hoch vom 13. Juli 2007 eingebüßt. Kurz darauf wirft die US-Notenbank Fed die Notenpresse an - und es geht wieder bergauf.
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Höchster Stand bisher bei 13.596 Zähler
Als die Europäische Zentralbank entscheidet, der Politik des billigen Geldes zu folgen, treibt das den Dax am 5. Juni 2014 erstmals über die 10.000-Punkte-Marke. Sie schiebt ihn weiter an, als sie am 22. Januar 2015 ebenfalls die Notenpresse anwirft. Der Dax klettert am 22. Januar 2015 auf über 10.400 Zähler. Den bislang höchsten Stand erreicht der Dax am 23. Januar 2018 mit über 13.596 Zählern.
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Am 1. Juli 1988 wurde der Deutsche Aktienindex erstmals berechnet. 1163,52 Punkte standen da auf der Anzeigetafel - denn die Gründer hatten ihn zurückgerechnet auf den 1. Januar 1988. Im Januar dieses Jahres erreichte das Börsenbarometer einen Stand von mehr als 13.500 Punkten, wenn es auch in den letzten Wochen wieder abwärts ging. Die Schwankungen der Wertentwicklung in den vergangenen 30 Jahren waren heftig. So erinnert Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarkt-Analyse bei der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) etwa an die Asien- und Russlandkrise, an die Technologieblase zur Jahrtausendwende und natürlich die Finanz- und Euro-Staatsschuldenkrise vor zehn Jahren.
Ein Index fürs Volk
Erfunden hat den Dax Frank Mella, der damals bei der Börsenzeitung Redakteur war. Die Idee: Man wollte einen Börsenindex für den Finanzplatz Deutschland berechnen. Bis dahin hatte es verschiedene andere Indizes gegeben, darunter etwa den FAZ-Index, der 100 Werte abbildet. Doch ein einheitlicher Aktienindex - das sei ein sehr wichtiger Schritt gewesen, meint Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Denn seither könne man nun international die verschiedenen Indizes vergleichen. "Ein solcher Index ist wie ein technischer Standard in der Industrie", erklärt Nieding. Außerdem habe man mit dem einheitlichen Börsenbarometer das Augenmerk der breiten Bevölkerung auf das Thema Börse gelenkt. Über das Auf und Ab des Dax wird heute selbstverständlich auch in den Nachrichtensendungen des Fernsehens berichtet.
Zwar hat es in den vergangenen 30 Jahren so manchen Wandel gegeben in der Zusammensetzung des Dax, denn in ihm sind die nach Umsatz und Marktkapitalisierung 30 größten börsennotierten Aktiengesellschaften Deutschlands enthalten. Welche das sind, das wird viermal im Jahr überprüft. Die Veränderungen zeigen sich etwa bei den Banken, aber auch in anderen Branchen: die Dresdner Bank ist inzwischen in der Commerzbank aufgegangen, Mannesmann wurde von Vodafone übernommen und dann zerschlagen, Karstadt und Kaufhof sind längst nicht mehr selbst börsennotiert.
Kein wirklichkeitsgetreues Abbild mehr
Der Dax soll eigentlich ein Abbild der deutschen Wirtschaft sein. Das aber sei nur unzureichend der Fall, meint Dirk Schiereck, Professor für Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt. "Der Maschinenbau oder auch die Bauwirtschaft sind im Dax nur unzureichend vertreten", kritisiert er. Deshalb plädiert er für eine Ausweitung des Dax auf 50 Werte: Denn dass der Index mit 30 Werten konzipiert wurde, liegt vor allem daran, dass er dem amerikanischen Dow Jones Industrial Index mit eben 30 Unternehmen nachempfunden wurde. Auch die Zusammensetzung in den einzelnen Bereichen zeige, dass die deutsche Wirtschaft, die ja vor allem mittelständisch geprägt ist, anders vertreten wäre.
Als Beispiel nennt Schiereck den Technologiesektor: "Siemens und SAP als Dax-Werte strahlen da nicht so viel Dynamik aus", meint er. Wenn man hingegen den Dax erweitern würde, wären dann auch Werte wie Wirecard, United Internet oder Software AG vertreten. Weil viele Unternehmen in Deutschland nicht börsennotiert sind, werde der Dax zwar nie die deutsche Wirtschaft vollständig widerspiegeln. Aber die Struktur wäre insgesamt besser abgebildet. "Wenn der Dax 50 Werte umfassen würde, dann wäre das keine Revolution, sondern eine langsame Anpassung", meint er, der Maschinenbau wäre dann mit einem Gewicht von drei bis vier Prozent vertreten statt wie bisher mit knapp zwei.
Augen auf die Nebenwerte!
In einer Studie hat Schiereck die Vor- und Nachteile erforscht: der Wunsch vieler institutioneller Investoren nach einem umfänglicheren Dax sei dabei gar nicht so groß. Vielmehr hätten einige Fondsmanager ausdrücklich betont, es sei so einfacher, die Wertentwicklung des Dax mit ihren Fonds zu übertreffen. Das ist natürlich gute Werbung für die Fondsgesellschaften. Aber auch andere Gründe sprechen gegen eine Ausweitung: Die Unternehmen, die dadurch womöglich aufsteigen würden, seien gar nicht so angetan: "Lieber König im MDax als knapp im Dax", sei da die Haltung. Im MDax sind die 50 nächstgrößten Werte notiert. Und auch bei den großen Dax-Firmen sei das Echo in der Umfrage seines Instituts "verhalten" gewesen.
Die Deutsche Börse wird zwar zum September den MDax auf 60 Werte erweitern, den kleineren SDax von 50 auf 70. Aber den Dax 30 tastet sie nicht an. "Der ist etabliert, und etwas Etabliertes wirft man nicht so leicht über den Haufen", glaubt DSW-Vizepräsident Nieding. Ein Grund dürfte auch sein, dass man dann die Produkte anpassen müssten die auf den Dax als Basis ausgerichtet sind - das sind allein 200.000 Finanzprodukte, darunter 18 Indexfonds, die den Dax nachbilden. Der Index habe sich in der Praxis bewährt, sagt Nieding und rät, nicht nur auf den Dax 30 zu schauen, sondern eben auch auf den MDax, in dem viel mehr Mittelständler notiert seien. So hat der MDax in den letzten zehn Jahren um 180 Prozent zugelegt, während der Dax 'nur' 90 Prozent schaffte.