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Wenn kleine Münzen fehlen ...

2. Januar 2019

Kunden im Geschäft mögen ja immer öfter per Kreditkarte zahlen - die Bundesbank hingegen lässt unverdrossen weiter Bargeld produzieren. Das muss auch transportiert werden. Jetzt aber streiken die Geldboten.

Euromünzen / Europa / EU / Euro / Währung
Bild: dapd

In diesen Tagen haben viele Banken, Geldautomaten und Läden in Deutschland etwas Entscheidendes für ihr Geschäft nicht bekommen: Geld, genauer Bargeld. Fahrer und Geldzähler in den Firmen, die für den Transport zuständig sind, streiken seit Mittwoch. Es geht um die Tarifverträge von rund 12.000 Beschäftigten der Branche. Der Warnstreik sei zwar ärgerlich und teuer, so eine Branchenvertreterin. Aber: "Die Bargeldversorgung in Deutschland wird nicht zusammenbrechen." 

Allzu lange sollten Streiks und Tarifverhandlungen bei den Geldtransportern aber nicht dauern. Denn in Deutschland wird mehr als in der europäischen Nachbarschaft im Geschäft bar bezahlt. Nach einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom können sich 55 Prozent der Befragten aktuell nicht vorstellen, vollständig auf Bargeld zu verzichten. Die große Mehrheit davon (80 Prozent) gibt als Grund an, es schlicht zu mögen, Beträge mit Bargeld zu begleichen. Da mag sich selbst Google schwer tun. Der Internetriese versucht sich nun auch mit Angeboten zum bargeldlosen Bezahlen. 

Mit Schein und Münze

In Deutschland ist bisher die Anonymität der Barzahlung vielen wichtig: Drei Viertel der befragten Kunden sagen das. So kann man den Anstreicher bezahlen, ohne dass es jemand erfährt. Und auch das eigene Kaufverhalten wird nicht zu Datenmaterial, das gespeichert und verkauft werden kann. Immerhin sank der Anteil der Barzahlungen im deutschen Handel - gemessen am Umsatz - mit 48 Prozent erstmals unter die 50-Prozent-Marke. Drei von vier Einkäufen in Deutschland aber, so eine Erhebung der Bundesbank, werden nach wie vor mit Schein und Münze bezahlt.

103 Euro in der deutschen DurchschnittsgeldbörseBild: Fotolia/guru3d

Kein Wunder also, dass die Deutschen im europäischen Vergleich das meiste Bargeld mit sich herumtragen. In einer statistischen Durchschnittsgeldbörse zählte die Europäische Zentralbank  EZB rund 103 Euro. Im Nachbarland Holland dagegen waren es nur 44 Euro.

In anderen Ländern ist es eben anders, da kann man auch beim Bäcker mit der Kreditkarte bezahlen, ohne etwas misstrauisch angeschaut zu werden. Eher wird man etwa in Schweden komisch angesehen, wenn man am Wurststand fragt, ob man denn auch mit Bargeld zahlen kann. Auch allgemeine Regeln, wie man über kleine Cent-Beträge hinweg auf- oder abrundet, sind in Holland oder Finnland gang und gäbe.

3,6 Milliarden Ein-Cent-Münzen

In Deutschland hingegen wird in aller Regel bis auf den letzten Cent genau bezahlt oder herausgegeben. Das erfordert eine Menge Münzen auch in kleinsten Einheiten. Überhaupt werden vor allem kleine Münzen in großen Mengen geprägt: In den Jahren 2016 und 2017 gaben die Euro-Länder jeweils rund 3,6 Milliarden Ein-Cent-Münzen und Zwei-Cent-Stücke aus. Dagegen wurden Ein-Euro-Münze und Zwei-Euro-Münze jeweils etwa 1,6 Milliarden Mal produziert.

Die meisten Geldstücke will in diesem Jahr übrigens erneut Deutschland produzieren. Auf 632 Millionen Euro beläuft sich in Europas größter Volkswirtschaft das Volumen aller neuen Münzen. Die Europäische Zentralbank EZB legt jährlich eine Obergrenze für das Gesamtvolumen der Münzen fest. Grundlage ist der von den 19 Euroländern gemeldete Bedarf. In diesem Rahmen können die Länder dann die Geldstücke prägen lassen.

Schätzungen zufolge gehen allerdings etwa zwei Drittel der kleinen Münzen verloren oder landen in Sparschweinen. Die Abschaffung einzelner Münzen könnte nur auf europäischer Ebene beschlossen werden. Als Argument für eine Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen führen Kritiker auch ins Feld, allein die Materialkosten für die Herstellung übersteige bei Weitem deren Nennwert. 

ar/hb (dpa/rtr – Archiv)

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