Der jüngste Streit betrifft Helen Mirren in der Rolle der israelischen Premierministerin Golda Meir. Handelt es sich um "Jewfacing"? Oder dürfen nicht jüdische Schauspieler jüdische Charaktere spielen?
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Die jüdische britische Schauspielerin Maureen Lipman sorgte für Schlagzeilen, als sie öffentlich fragte, ob ihre Kollegin Helen Mirren die richtige Wahl für die Rolle der Golda Meir in einem Biopic über Israels erste Premierministerin sei. Mirren, Trägerin des Jüdischen Filmpreises 2015, die sowohl in den USA als auch in Großbritannien die wichtigsten Filmpreise erhalten hat, ist zwar eine gefeierte Schauspielerin - aber keine Jüdin. Für Lipman aber ist "das Jüdische in der Figur Golda Meirs ein wesentlicher Bestandteil" - und damit ist Helen Mirren in ihren Augen nicht die geeignete Besetzung für diese Rolle. Dürfen nicht jüdische Schauspielerinnen und Schauspieler jüdische Figuren spielen oder nicht - diese Debatte ist nicht neu.
Helen Mirren: Die Königin der Schauspielkunst
Die britische Schauspielerin ist gefragter denn je: Wir werfen einen Blick zurück auf Helen Mirrens Bilderbuchkarriere.
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Vielfach preisgekrönt: Helen Mirren
Helen Mirren hat im Laufe ihrer Karriere viele renommierte Preise gewonnen. 2007 bekam sie einen Oscar für ihre Rolle in "Die Queen". Oscar-Nominierungen erhielt sie zudem für ihre Rollen in "King George - Ein Königreich für mehr Verstand" (1994), "Gosford Park" (2001) und "Ein russischer Sommer" (2009). Im Februar 2020 wurde sie auf der Berlinale für ihr Lebenswerk mit einem Ehren-Bären geehrt.
Mirren wurde 2003 für ihre Verdienste in der Kunst als "Dame Commander of the Order of the British Empire" ausgezeichnet. Obwohl sie einmal sagte, dass ihre Erziehung "sehr antimonarchisch" gewesen sei, sammelte sie während ihrer seit über fünf Jahrzehnten andauernden Karriere doch so einige Kronen...
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Die dreifache Krönung
Mirren gehört zu den wenigen Schauspielerinnen und Schauspielern, die sich mit der sogenannten "Triple Crown of Acting" schmücken können. Die Auszeichnung erhält, wer sowohl einen Oscar für eine Filmrolle, einen Emmy Award für eine Rolle in einer Fernsehserie und einen Tony Award für eine Broadway-Aufführung gewonnen hat.
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Queen und Kommissarin
Insgesamt war Helen Mirren zehn Mal als "herausragende Hauptdarstellerin" für den Emmy nominiert. Sie gewann den US-Preis vier Mal - unter anderem für ihre Rolle in "Elizabeth I" (Foto, mit Jeremy Irons) und für ihren Auftritt als Kommissarin Jane Tennison in der Serie "Heißer Verdacht", die von 1991 bis 2006 lief.
Stephen Frears' Spielfilm "Die Queen" (2006) zeigt, wie die britische Monarchin auf den Tod von Lady Diana im Jahr 1997 reagierte. Mirrens Darstellung der Königin Elizabeth II. gewann mehrere Preise, darunter einen Oscar und einen British Academy Film Award. Obwohl Elizabeth II. im Film nicht gerade freundlich daherkam, lobte die Königin Mirrens schauspielerische Leistung.
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Noch einmal Queen Elizabeth II.
Die gleiche Rolle spielte Mirren in dem Theaterstück "The Audience" - der Broadway-Version von "Die Queen" - und gewann damit den Tony Award. Mit dieser Auszeichnung reihte sie sich gleichzeitig auch in die Riege der wenigen Schauspieler ein, die es bis zur "Triple Crown of Acting" geschafft haben, darunter Ingrid Bergman, Al Pacino, Frances McDormand und Jeremy Irons.
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Königin Kleopatra
Mit 20 spielte Mirren zum ersten Mal Kleopatra im Nationalen Jugendtheater. Dies war der Startschuss ihrer Karriere, denn kurz darauf wechselte sie zur Royal Shakespeare Company. Sie galt als aufstrebendes Talent und wurde reißerisch "Sexkönigin von Stratford" genannt. Das Bild zeigt Mirren 1998 in einer Szene aus dem Stück "Anthony und Kleopatra" zusammen mit dem verstorbenen Alan Rickman.
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Die römische Kaiserin Caesonia
Mirren verkörperte auch eine römische Kaiserin: Milonia Caesonia war die vierte und letzte Frau des Kaisers Caligula. Das kunstpornografische Geschichtsdrama "Caligula" (1979) brachte ihr jedoch keine Lorbeeren ein. Der Film erhielt äußerst schlechte Kritiken, wurde aber später zum Untergrund-Klassiker. Mirren beschrieb ihn als "eine unwiderstehliche Mischung aus Kunst und Genitalien".
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Königin Charlotte
Die historische Komödie "King George - Ein Königreich für mehr Verstand" (1994) erzählt von dem Machtkampf, der durch die sich verschlechternde psychische Gesundheit des britischen Königs George III. entfacht wurde. Helen Mirren gewann für ihre Darstellung der Königin Charlotte an der Seite von Nigel Hawthorne den Preis der Filmfestspiele von Cannes als beste Schauspielerin.
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Kaiserin Katharina die Große
In der vierteiligen HBO-Miniserie "Catherine the Great" (2019) spielt Mirren die am längsten regierende Kaiserin Russlands, Katharina die Große, der es nach einem Militärputsch 1762 gelang, sich an der Macht zu halten. Die Geschichte hat sogar eine Verbindung zu den russischen aristokratischen Wurzeln der Schauspielerin, deren Familienname eigentlich Mironov lautet.
Mirrens Vermächtnis wurde 2013 mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame verewigt - direkt neben dem von Colin Firth, der ebenfalls einen Oscar für die Rolle eines Königs in "The King's Speech" gewann. Mirrens Reaktion: "Ich denke, es ist sehr gut für die britische Monarchie, dass König und Königin hier auf dem Hollywood Boulevard tatsächlich beieinander liegen, für alle Zeit."
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Bereits 2019 unterzeichneten 20 jüdische Schauspieler und Dramatiker - darunter auch Lipman - einen offenen Brief, in dem sie die Besetzung der Londoner Aufführung des erfolgreichen Broadway-Musicals "Falsettos" kritisierten, in dem es um eine dysfunktionale jüdische Familie geht. Bis auf den Komponisten und den ursprünglichen Regisseur waren alle Beteiligten nicht jüdisch. Die Unterzeichner des Briefes warfen der Produktion "einen erschreckenden Mangel an kulturellem Feingefühl und schlimmstenfalls die offene Aneignung und Auslöschung einer Kultur und Religion vor, die sich zunehmend in einer Krise befindet".
Nach "Blackfacing" kommt nun "Jewfacing"
Diese "Jewfacing"-Debatte ist ein weiterer Teil der großen Kontroversen um ethnische, kulturelle und gendergerechte Vielfalt in den Medien. Die zunehmende Sensibilisierung hat bereits zu wichtigen Veränderungen in Hollywood geführt - so gibt es etwa den ersten asiatischen Superhelden in einem Marvel-Film, "Shang-Chi und die Legende der zehn Ringe", der 2021 erschienen ist.
In den USA nahm das Thema im Oktober 2021 an Fahrt auf, als bekannt wurde, dass die erfolgreiche nicht-jüdische Schauspielerin Kathryn Hahn in einer Fernsehserie die 2014 verstorbene jüdischstämmige US-Komikerin Joan Rivers porträtieren würde. Hahn ist schon einmal in die Rolle einer Jüdin geschlüpft: Sie hatte in der beliebten Serie "Transparent" eine Rabbinerin dargestellt.
Hollywood-Tradition: Nichtjuden spielen Juden
Dies wurde in den sozialen Medien und der Presse bin hin zum "Time Magazine" aufgegriffen und kommentiert. Die Komikerin Sarah Silverman erklärt in ihrem Podcast, warum Kathryn Hahn nicht die Richtige für die Rolle ist: Die Schauspielerin sei im Mittleren Westen katholisch erzogen worden - Joan Rivers aber als Kind jüdischer Einwanderer in Brooklyn. "Hollywood hat eine lange Tradition, Juden von Nichtjuden spielen zu lassen. Das gilt nicht nur für Leute, die zufällig jüdisch sind, sondern auch für Leute, deren Jüdischsein sie ausmacht", sagte Silverman. "Man könnte sagen, dass eine Nichtjüdin, die Joan Rivers spielt, das ist, was man 'Jewface' nennt." Und "Jewfacing" bedeutet für sie: "Wenn ein Nicht-Jude einen Juden so darstellt, dass sein Jüdischsein im Vordergrund steht. Oft mit Make-up oder veränderten Gesichtszügen, etwa mit großer falscher Nase und jiddischem Akzent", sagte sie.
Der Begriff "Jewfacing" ist problematisch
Man dürfe den Begriff "Jewfacing" allerdings nicht mit der rassistischen Praxis des "Blackfacing" gleichsetzen, meint die Kulturreporterin PJ Grisar. "Blackface" war ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ein gängiges Theatergenre - Menschen ergötzten sich in den "Blackface Minstrel Shows" daran, dass weiße Schauspieler sich schwarz anmalten und die versklavten schwarzen Plantagenarbeiter und Hausangestellten als dümmliche Witzfiguren verhöhnten. Heute gilt das als höchst beleidigend. Grisar erwähnt übrigens auch, dass der "König der Blackface-Darsteller", Al Jolson (1886-1950), ein Jude war.
Die britische Autorin Judith Ornstein argumentiert in ihrem "Times of Israel"-Blog: "In der Vergangenheit traten im Varieté sowohl 'Jewface'- als auch 'Blackface'-Darsteller auf, die die Juden mit Nasenprothesen karikierten."
Die aktuelle Debatte aber ist viel subtiler als schwarzes Make-Up oder große Nasen: Welche Erfahrungen als diskriminierter Mensch muss ein Schauspieler gemacht haben, um dies in einer Rolle authentisch wiederzugeben?
Jüdischsein zu verstehen, ist wichtiger als Papiere
"Natürlich müssen die Schauspieler nicht jüdisch sein oder ihre Rollen gelebt haben, aber gleichzeitig ist es ihre Aufgabe und die des Produktionspersonals, zu recherchieren und sicherzustellen, dass sie jede Minderheit mit der gebotenen Sensibilität darstellen", schreibt Ornstein.
Helen Mirren, so Ornstein, sei eine Schauspielerin, "die das Jüdischsein versteht, und die sich mit ihrer großartigen Unterstützung für Israel und die Juden in der Diaspora verdient gemacht hat".
Ähnlich sieht dies Helene Meyers, Professorin für jüdisch-amerikanische Filmwissenschaften. Für sie kommt es eher darauf an "zu wissen, was Jüdischsein bedeutet, als darauf, von der Abstammung her jüdisch zu sein."
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"Das wird ein dystopischer Albtraum"
Die Entscheidung darüber, wer "jüdisch genug" ist, um eine Rolle zu übernehmen, könnte zu unschönen Entwicklungen im Casting-Prozess von zukünftigen Produktionen führen. Der britische Schauspieler Elliot Levey, der zurzeit in der Rolle des "Herrn Schultz" im Londoner Musical "Cabaret" zu sehen ist, erzählte im "Jewish Chronicle" von einem prominenten nicht-jüdischen Kollegen, der sich um die Rolle eines Juden bewarb. "Er hatte ein Foto eines jüdisch aussehenden Mannes bei sich und behauptete, es sei sein Großvater."
Für Levey ist "die Vorstellung, dass Menschen Papiere vorlegen müssen, um ihre jüdische Abstammung nachzuweisen, damit sie eine jüdische Rolle spielen können, ein dystopischer Albtraum".
Vom Zeitgeist verweht? Kino, Klischees und Kritik
Nach dem Tod von George Floyd und den Diskussionen über Rassismus wurde "Vom Winde verweht" vorübergehend aus dem Programm eines US-Anbieters genommen.
Müssen auch andere Filme zurückgezogen werden?
Bild: Imago Images/Everett Collection
Streitfall "Vom Winde verweht"
Folgt jetzt eine Neubewertung der Filmgeschichte? Der Klassiker "Vom Winde verweht" wurde nach den aktuellen Diskussionen über Rassismus in den USA von einem Streaminganbieter vorläufig aus dem Verkehr genommen. Die Situation der Sklaven sei in dem Film geschönt dargestellt und nicht realitätsnah geschildert, so das selbstkritische Eingeständnis des Warner-Konzerns, der die Rechte am Film hat.
Bild: Imago Images/Everett Collection
Jetzt wieder im Programm - mit kritischer Einordnung
Der Sender "HBO Max", der "Vom Winde verweht" vorübergehend aus dem Programm nahm, bietet den Klassiker inzwischen wieder an. Jetzt wird der Film von einordnenden Hinweisen in Text und Bewegtbild ausgestrahlt. Das wirft natürlich Fragen auf. Denn "Vom Winde verweht" ist bei weitem nicht der einzige Film, der historische Abläufe und gesellschaftliche Entwicklungen verzerrt darstellt.
Bild: Imago Images/Everett Collection
Amerikanischer Kinomythos: "The Birth of a Nation"
Der berühmteste und innovativste Film der amerikanischen Stummfilm-Ära war "The Birth of a Nation" von David Wark Griffith. Das dreistündige Historienepos von 1915 schildert Episoden aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Auch dort ist die Darstellung der Afroamerikaner grob verzerrend: Entweder sind sie negativ dargestellt - oder sie fügen sich den Vorstellungen der weißen Amerikaner freiwillig.
Bild: picture-alliance / akg-images
Blackfacing: "The Jazz Singer"
Und wie sollte in Zukunft dieser Film gezeigt werden? Schließlich handelt es sich um eines der berühmtesten Werke der Filmgeschichte. "The Jazz Singer" aus dem Jahre 1927 gilt als erster Tonfilm der Kinohistorie. Hauptdarsteller Al Jolson war ein bekannter weißer Sänger und Entertainer. Im Film tritt er - schwarz geschminkt - als Afroamerikaner auf. Nicht nur für Schwarze heute unerträglich.
Bild: picture-alliance/akg
Diskriminierend: Blackfacing
"Blackfacing" ist der Begriff, den man heute dafür verwendet: Afroamerikanische Charaktere wurden lange von weißen Schauspielern verkörpert. Hier ist Eddie Cantor, der eigentlich Isidore Itzkowitz hieß, im Film "Whoopee" von 1930 zu sehen. Diese lange gepflegte Unart der Rollenbesetzung gilt heute als rassistisch. Wie also umgehen mit diesen Spielfilmen aus einer anderen Zeit?
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"Red-Facing" im Western
Man gelangt dann auch schnell zum uramerikanischen Film-Genre schlechthin: dem Western. Auch dort spielten weiße Stars Charaktere, die eine andere Hautfarbe haben - in diesem Fall Indianer. Im Film "Taza, Sohn des Cochise" spielt Rock Hudson (zweiter von rechts) einen friedfertigen Häuptlingssohn. Regie führte Douglas Sirk, der - unter dem Namen Hans Detlef Sierck - 1937 vor den Nazis flüchtete.
Bild: picture-alliance/United Archives
Kultfilm "The Searchers"
Ein Paradebeispiel für den Zwiespalt zwischen Moral, Ästhetik und Historie ist auch der Western "The Searchers". Kaum ein anderer amerikanischer Film wird noch heute so enthusiastisch besprochen wie John Fords Western von 1956. Für viele Experten gehört er zu den besten Filmen aller Zeiten. Auf der anderen Seite propagiert er ein rassistisches Weltbild - auch dies ein Fall für eine Neubewertung?
Bild: Imago/Entertainment Pictures
Versteckter Rassismus in Vietnam-Filmen?
Verbreiten amerikanische Filme - mehr oder weniger versteckt - rassistische Vorurteile? Diese Diskussion müsste ehrlicherweise auch auf andere Werke ausgedehnt werden, in denen es nicht um afroamerikanische Filmcharaktere geht. Ist ein Film wie "The Deer Hunter", zweifellos ein brillant in Szene gesetzter Film über den Vietnam-Krieg, nicht auch ein Werk, das Vorurteile gegen Vietnamesen schürt?
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Wie umgehen mit "Apocalypse Now" und Co.?
Auch ein als filmisches Meisterwerk apostrophiertes Werk wie "Apocalypse Now" könnte sich den Vorwurf gefallen lassen, sich stets nur um die Darstellung der weißen US-Amerikaner zu kümmern. Die Vietnamesen hingegen dienen als filmische Staffage ohne Gesicht und Charakter. Wie muss man also in Zukunft mit einem solchen Film umgehen? Und vor allem mit den vielen wirklich schlechten Vietnam-Filmen?
Bild: picture-alliance/KPA Honorar & Belege
Ein falscher Japaner in "Frühstück bei Tiffany"
Viele asiatische Filmcharaktere werden in Hollywood-Filmen grob verzerrend dargestellt. Ein Beispiel ist auch der Klassiker "Frühstück bei Tiffany". Dort spielt der weiße amerikanische Darsteller Mickey Rooney einen Nachbarn von Hauptfigur Holly Golightly (Audrey Hepburn) - den Japaner Mr. Yunioshi. Man kann das mit Humor betrachten. Es ist aber auch eine Figur, die Vorurteile fördert.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Latinos in Hollywood: "Manhattan Love Story" und Co.
"Lateinamerikaner sind mit etwa 18 Prozent der Bevölkerung die größte ethnische Minderheit in den USA", heißt es in einer DW-Studie. Auch das führe zu stereotypen Darstellungen. Das ist nicht immer nur herabwürdigend wie bei Schwarzen oder Asiaten. Doch bleibt die Frage: Was geschieht in den Zuschauer-Köpfen, wenn Schauspielerinnen wie Jennifer Lopez stets als sexy und temperamentvoll rüberkommen?
Bild: picture-alliance/dpa
Schwieriges Verhältnis: Japan/China
Auch andere Nationen tun sich schwer, wenn es um Klischee-Vermeidung geht. Ein eklatantes Beispiel ist die Darstellung von Chinesen in japanischen Filmen - und umgekehrt. Grund sind die langen kriegerischen Auseinandersetzungen dieser Länder. In jüngster Zeit deutet sich Entspannung an: Regisseur Zhang Yimou (China, r.) und der japanische Schauspieler Ken Takakura arbeiteten 2005 zusammen.
Bild: Getty Images/China Photos
Blick zurück - Deutsche in Hollywood
Viele österreichische und deutsche Schauspieler, die vor den Nationalsozialisten flohen, gingen nach Hollywood ins Exil. Dort bekamen sie vor allem Rollen als Nazis angeboten - wie hier Conrad Veidt als Major Strasser (l.) im berühmten Film "Casablanca". Das führte dazu, dass sich das Rollenklischee für deutschsprachige Schauspieler verfestigte - auch Jahre nach Kriegsende.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Nazis bis heute: Christoph Waltz und Co.
Dieses Rollenklischee wird bis heute gepflegt. Ein relativ junges Beispiel ist der deutsch-österreichische Schauspieler Christoph Waltz, der in Quentin Tarantinos "Inglorious Basterds" virtuos einen SS-Standartenführer verkörpert. Eine brillante schauspielerische Leistung. Doch was löst das in den Köpfen der Zuschauer aus: Deutschsprachige Darsteller, die auch im neuen Jahrtausend Nazis spielen?
Bild: imago/EntertainmentPictures
"Vorbehaltsfilme" aus Nazi-Deutschland: "Jud Süss"
Dass Filme, die üble Vorurteile und Klischees verfestigen, manchmal tatsächlich aus dem Verkehr gezogen werden müssen - auch dafür gibt es Beispiele. Einige besonders krasse antisemitische Propagandafilme der Nazis (wie hier "Jud Süss") dürfen auch heute nur "unter Vorbehalt" gezeigt werden, im Rahmen von Seminaren oder Workshops mit Historikern oder Film-Experten.
Bild: picture-alliance/akg-images
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Da grenzt es fast an Ironie, dass die Mirren-Kritikerin Maureen Lipman in einem Interview mit dem "Guardian" im August 2020 sagte: "In den letzten Jahren sind wir alle in kleine Kästchen gesteckt worden, nicht wahr? Man muss das spielen, was man ist. Der ganze Sinn der Schauspielerei aber besteht darin, das zu spielen, was man nicht ist."
Mehr diverse jüdische Charaktere
Nach Ansicht der jüdischen Filmkritikerin Gabriella Geisinger sollten sich Film und Fernsehen lieber darauf konzentrieren, "eine größere Vielfalt jüdischer Charaktere" zu zeigen, seien es "mizrachische, sephardische und asiatische Juden. Juden, die Ladino, Jiddisch und Hebräisch sprechen. Juden, die nicht an Gott glauben, und Juden, die konvertieren. Dann können wir mit der Vorstellung aufräumen, dass man ein bestimmtes Aussehen haben muss, um ein Jude zu sein."
Die Produktion der Serie über Joan Rivers ist übrigens inzwischen ins Stocken geraten: Es gibt Rechte-Probleme.
Der Film "Golda" aber kommt auf jeden Fall im Jahr 2022 in die Kinos. Der israelische Regisseur Guy Nattiv sagte in einer Pressemitteilung im November 2021, er sei "begeistert" von Helen Mirrens Schauspiel. "Sie ist mit unglaublichem Talent, Intelligenz, Tiefe und Emotionen so brillant mit der Figur der Golda Meir verschmolzen, dass sie dem reichen und komplexen Wesen dieser unglaublichen Frau gerecht wird."