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Wer feuerte auf die MH17?

19. Juli 2014

Der Abschuss der Passagiermaschine MH17 über der Ukraine ist eine Zäsur. Von der Aufklärung abgesehen, will der Westen dem kriegerischen Treiben im Osten nicht mehr zusehen. Spitzenpolitiker sind in ständigem Austausch.

MH 17 Flugzeugabsturz Absturzstelle Ukraine
Bild: DOMINIQUE FAGET/AFP/Getty Images

Deutschland, Frankreich und Polen verlangten eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine, wie zuvor schon der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Nur wenn Armee und Rebellen ihre Kampfhandlungen einstellten, sei eine sorgfältige Untersuchung an der Absturzstelle möglich, teilten die Außenminister des sogenannten Weimarer Dreiecks, Frank-Walter Steinmeier, Laurent Fabius und Radoslaw Sikorski, in einer gemeinsamen Erklärung in der Nacht auf Samstag mit. Sollte sich herausstellen, dass die Maschine mit knapp 300 Menschen an Bord tatsächlich abgeschossen worden sei, müssten die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Nach US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte inzwischen auch der chinesische Präsident Xi Jinping eine unabhängige Untersuchung des Absturzes. Die Wahrheit müsse so rasch wie möglich ans Tageslicht, sagte Xi laut einer im Internet veröffentlichten Erklärung der Regierung.

Obama telefonierte nach dem mutmaßlichen Abschuss mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, nahm auch Kontakt mit dem britischen Premierminister David Cameron, Polens Premierminister Donald Tusk und Australiens Premierminister Tony Abbott auf. Mit Merkel sprach Obama auch über neue Sanktionen der USA und der EU gegen Russland.

Beobachter dürfen sich nicht frei bewegen

Alle 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder der Malaysia-Airlines-Boeing waren bei dem Absturz am Donnerstag ums Leben gekommen, unter ihnen auch 189 Niederländer, 28 Australier und vier Deutsche. Eine Sprecherin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sagte, ihre Beobachter seien am Freitag zwar nahe an die Absturzstelle herangekommen und hätten auch Wrackteile gesehen. Frei bewegen können hätten sie sich aber nicht. Bewaffnete hielten sie demnach auf, ein den Beobachtern angekündigter Anführer sei nicht erschienen. Der OSZE-Forderung, nichts an der Absturzstelle zu verändern, wurde der Sprecherin zufolge nicht gänzlich nachgekommen. Gepäckstücke seien fein säuberlich aufgereiht worden. An diesem Samstag wird eine Untersuchungskommission aus Malaysia an der Unglückststelle erwartet, an der Spitze der Verkehrsminister des Landes, Liow Tiong Lai.

Unter den Opfern sind auch mindestens sechs Delegierte der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne, wie die Internationale Aids-Gesellschaft bestätigte. Wie viele der 283 Passagiere an Bord der abgeschossenen Maschine insgesamt zu dem Kongress wollten, ist noch unklar. In Medienberichten war zuvor von rund 100 Menschen die Rede. Unter den Delegierten waren nach Angaben der Gesellschaft neben dem bekannten Aids-Forscher Joep Lange aus den Niederlanden, dessen Frau Jacqueline van Tongeren und Glenn Thomas, einem Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO), auch die Direktorin von "Aids Action Europe", Lucie van Mens, ihre Kollegin Maria Adriana de Schutter sowie Pim de Kuijer von der Organisation "Stop Aids Now". "Das Ausmaß unseres Verlustes ist schwer zu verstehen und zum Ausdruck zu bringen", sagte die Präsidentin der Gesellschaft, Françoise Barré-Sinoussi.

Die Route des Fluges bis zum Unglücksstelle

Putin ausladen?

Australien drohte indirekt mit einer Ausladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum G20-Gipfel in Australien. Premierminister Tony Abbott, dessen Schuldzuweisungen an die Adresse Russlands Moskau zuvor zurückgewiesen hatte, sagte auf entsprechende Fragen von Journalisten: "Wir müssen abwarten, aber eins kann ich versichern: Australien ist ein anständiges Land. Wir wollen natürlich sicherstellen, dass Besucher unserem Land Wohlwollen entgegenbringen. Besucher müssen sich Australien gegenüber richtig verhalten." Im ganzen Land hingen die Fahnen am Samstag im Gedenken an die Opfer auf halbmast, so wie auch in den Niederlanden.

Trauer in den Niederlanden und in AustralienBild: Reuters

"Das war kein Unfall"

US-Präsident Obama hatte ausgesprochen, was weltweit viele dachten - und Russland eine Mitverantwortung zugewiesen. "Das war kein Unfall. Das passiert wegen russischer Unterstützung." Ohne diese sei es den Separatisten nicht möglich, "so zu funktionieren, wie sie funktionieren". Allerdings dürfe man auch keine voreiligen Schlüsse ziehen, fügte Obama mit Blick auf die Rolle von Russlands Präsident Wladimir Putin hinzu. Die Regierung in Moskau wies alle Vorwürfe zurück - und machte ihrerseits die ukrainische Führung mitverantwortlich.

Die Boeing 777-200 kann nach Ansicht von US-Experten nur von einer hoch komplexen Waffe getroffen worden sein. Wie die Zeitung "Wall Street Journal" schreibt, reichten tragbare Raketen, die von der Schulter abgefeuert werden, nicht aus, ein Verkehrsflugzeug in 10.000 Metern Höhe zu treffen. Das in den 1980er-Jahren entwickelte sowjetische Lenkwaffen-System "Buk" kann dagegen Ziele in Höhen bis zu 25.000 Metern treffen.

ml/kle (dpa,rtr,afp)

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