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Gesellschaft

G7: Keine Panik in Québec

Michael Knigge z.Zt. Québec, ust
8. Juni 2018

Zum G7-Gipfel rüstet sich die kanadische Stadt Québec für Demos der Gipfel-Gegner. Zahlreiche Schulen und Regierungsgebäude bleiben geschlossen. Die Einwohner geben sich gelassen. Aus Québec Michael Knigge.

Kanada | G7 in Quebec
"Die G7 repräsentieren uns nicht", heißt es auf dem ProtestbannerBild: DW/M. Knigge

Angesichts der Proteste am Vorabend des G7-Gipfels ist Patricia Rolin optimistisch - obwohl die Demonstration der Gegner nicht weit von ihrer traditionellen Crêperie "Au Petit Coin Breton" in der Altstadt von Québec enden soll. "Ich mache mir keine Sorgen", antwortet sie auf die Frage, ob sie befürchte, dass die Glasfront der Crêperie bei einem eventuellen Gewaltausbruch während des Anti-G7-Marsches zerstört werden könnte.

Wäre es nicht sicherer, die Schaufenster zu verbarrikadieren, den Laden an diesem Tag früher zu schließen oder gleich das ganze Wochenende dichtzumachen wie andere Läden in der Altstadt von Québec?

Nein, sagt Rolin, sie denke nicht, dass das nötig sei. Sie vermutet, die Proteste würden nicht so schlimm werden wie 2012, als Studenten gegen steigende Gebühren aufbegehrten. Und sicherlich nicht so schlimm wie die Proteste gegen den Amerika-Gipfel 2001, die damals zu den größten Anti-Globalisierungs-Kundgebungen zählten und bei denen tausende Protestierende oft gewaltsam mit der Polizei aneinander gerieten.

Patricia Rolin (links) und Carole Gagni haben keine Angst vor Randalen und arbeiten am Wochenende in der CrêperieBild: DW/M. Knigge

Außerdem, fügt sie hinzu, hätten Beamte sie und andere Ladenbesitzer eindringlich darum gebeten, ihre Geschäfte nicht zu verriegeln und stattdessen geöffnet zu lassen. Rolin findet das einleuchtend. Erstens, weil sie das Gefühl habe, die Polizei sei dieses Mal gut auf die Proteste vorbereitet, und zweitens, weil vermutlich nicht so viele Demonstranten kämen. 

Sicher, das Geschäft laufe für einen Donnerstag in der rund 530.000-Einwohner-Stadt nicht gut und werde am Wochenende wahrscheinlich noch schlechter laufen, "aber ein bisschen ist immer noch besser als gar nichts", sagt Rolin. Carole Gagni, die seit mehr als 20 Jahren im "Au Petit Coin Breton" kellnert, stimmt ihrer Chefin zu: "Ich komme morgen zur Arbeit."

Sonderangebot: Bei diesem Lebensmittelhändler kann man sich gratis das Gesicht nass machen. Ob er auf den möglichen Einsatz von Wasserwerfern anspielt?Bild: Getty Images/AFP/A. Chiche

Patricia Rolin und Carole Gagni unterstützen sowohl den G7-Gipfel, der im 100 Kilometer nordwestlich von Québec gelegenen abgeriegelten Charlevoix stattfindet, als auch die Proteste dagegen. "Es ist eine gute Werbung für Charlevoix", findet Rolin. Dies könne das kleine Städtchen definitiv gut gebrauchen. Sie verteidigt aber auch das Recht auf Demonstrationsfreiheit. "Mir macht es nichts aus, dass sie protestieren. Es ist ihr Recht." Sie ärgere sich nur über diejenigen unter den Demonstranten, die randalierten.

Einige haben doch Angst

Genau diese Angst vor gewalttätigen Demonstranten habe ihren Chef dazu veranlasst, das Geschäft zu schließen und zuzunageln, sagt die Verkäuferin einer Modeboutique nicht weit von Rolins Crêperie entfernt. Ihren Vornamen, Stefany, gibt sie preis, den Nachnamen möchte sie nicht nennen. Einige ihrer Kollegen hätten Angst gehabt, daher sei die Entscheidung so gefallen. "Vorsicht ist besser als Nachsicht", sagt sie. Sie selbst ist allerdings nicht der Ansicht, dass die Proteste außer Kontrolle geraten werden.

Nicht alle Ladenbesitzer in der Altstadt folgen der Bitte, die Geschäfte geöffnet zu lassenBild: DW/M. Knigge

Als sich der Demonstrationszug auf den Straßen von Québec schließlich in Bewegung setzt, ist die Menge mit 300 bis 500 Teilnehmern viel kleiner als erwartet. Am Boden und per Hubschrauber wird der Protest von massiver Polizeipräsenz begleitet. Aus der Menge, in der eine größere Gruppe als sogenannter "Schwarzer Block" auszumachen war, schallen Rufe wie "Keine Grenzen, keine Nationen, stoppt Deportationen". Wie geplant endete der Marsch nahe des Québecer Parlamentsgebäudes, wenige Schritte entfernt von dem enormen Pressezentrum, das für Journalisten errichtet wurde, die über den G7-Gipfel berichten.

Sicherheitskorridor: Polizisten riegeln die Demonstrationszug in den Straßen von Québec abBild: DW/M. Knigge

"Die Führer von sieben Staaten reden hinter verschlossenen Türen", kritisiert Mathieu vom "Netz des Widerstands Anti-G7", einer der Gruppen, die an den Protesten mitwirken. Dabei träfen die G7 Entscheidungen, die sich auf die ganze Welt auswirkten. Und das ohne Beteiligung der Zivilgesellschaft, fügt Mathieu hinzu. "Diese Art von Treffen ist demokratiefeindlich."

Brennende Flaggen und Feuerwerkskörper: Gegen Ende gab es doch noch KrawallBild: Reuters/J. Ernst

Was halten Sie von Trump?

Auf die Frage, wie er über die Anwesenheit von US-Präsident Donald Trump bei dem G7-Gipfel denke, sagt Mathieu: "Donald Trump ist ein Witz. Er ist das erste Mal in Kanada, und das ist ein guter Grund, um zu demonstrieren."

Eine Aussage, der auch Crêperie-Besitzerin Rolin zustimmen könnte. "Donald Trump sagt eine Menge dumme Dinge", so Rolin. Aber sie prophezeit: Wenn er Nordkorea irgendwie dazu bringt, seine Atomwaffen aufzugeben, wird er den Friedensnobelpreis gewinnen. "Das wäre komisch."

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