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Politik

Wer ist der dubiose AfD-Spender?

Rupert Wiederwald mit Recherchen von Hans Brandt
15. November 2018

Zwei mysteriöse Spenden an die AfD werfen Fragen auf. Vor allem die Identität der Spender ist noch unbekannt. DW-Recherchen deuten darauf hin, dass es sich bei beiden Spendern um dieselbe Person handeln könnte.

Alice Weidel AFD
Bild: picture-alliance/dpa/F. Kästle

Zwei Großspenden an die AfD sind in den vergangenen Tagen bekanntgeworden, beide Spenden hat der Kreisverband Bodensee angenommen - die Spender allerdings sind unbekannt. Das ist nicht die einzige Parallele. Denn einiges deutet daraufhin, dass die Spenden am Ende aus der gleichen Quelle kommen könnten. Da ist zum einen der Adressat der Geldzuweisung: die AfD Bodensee.

Am Bodensee hat Alice Weidel, die Co-Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, ihren Wahlkreis. Die Spenden aus der Schweiz hatten den Vermerk "Spende Wahlkampf Weidel". Doch Alice Weidel will nichts über die Spenden oder die Spender gewusst haben. Das ist nachvollziehbar, denn die Großspende aus der Schweiz wurde in mehreren Tranchen von rund 9000 Euro überwiesen - also knapp unter der Schwelle, ab der Spender und Spende öffentlich gemacht werden müssen. Allerdings sind Betreff und Herkunftskonto bei jeder Spende gleich. Gemäß deutschem Parteiengesetz kann das als Indiz dafür gewertet werden, dass die Geldzuflüsse verschleiert werden sollten. Außerdem kam die Spende aus der Schweiz. Das Land ist kein EU-Mitglied, aus dem nicht EU-Ausland dürfen deutsche Parteien bis auf wenige Ausnahmen kein Geld annehmen. Doch es dauerte ein halbes Jahr, bis die AfD den Betrag zurück überwiesen hat. Auch deswegen interessiert sich die Staatsanwaltschaft für den Vorgang, denn mit dem Geld hat die AfD Wahlkampf gemacht - Rechnungen für Anwälte und Facebook-Likes bezahlt.

Weitere Spende aus Belgien

Am Mittwochabend hatte die rechtspopulistische Partei in Berlin dann mitgeteilt, dass der Weidel-Kreisverband Bodensee auch aus Belgien eine Großspende erhalten habe. In diesem Fall geht es um 150.000 Euro. Der Betrag stamme mutmaßlich von einer belgischen oder niederländischen Stiftung, sei aber letztlich nicht angenommen und zurück überwiesen worden. Über die Spende aus Belgien hatten zunächst "Süddeutsche Zeitung" und die Rundfunksender NDR und WDR berichtet. Daraufhin veröffentlichte die Bundesgeschäftsstelle der AfD eine Erklärung.

Die DW hat versucht, den Weg der belgischen Spende zurückzuverfolgen. Und ist auf erstaunliche Parallelen zur Spende aus der Schweiz gestoßen. Da ist zum einen der Zeitpunkt zwischen Rückzahlung der Spende aus der Schweiz im Februar 2018 und dem Eingang der Spende aus Belgien im April 2018.

Zwei Spenden - eine Quelle?

Das alleine muss noch nichts heißen, allerdings sind weitere Parallelen erstaunlich: Die belgische Spende dürfte am Ende aus den Niederlanden gekommen sein, denn der von der AfD genannte Spender "STICHTING IDENTITEIT EUROPA"  (Stiftung Identität Europa) ist in den Niederlanden angesiedelt. Über ihre Internetpräsenz ist relativ wenig über die Stiftung zu erfahren, außer dass ihr Sitz in einem Vorort von Den Haag zu finden ist. Allerdings gibt es einen Link zu einer ähnlichen, englischen Seite, für die wiederum die niederländische Firma  AMR consiultants B.V. aus Rotterdam verantwortlich zeichnet - deren Geschäftsführer ist laut Handeslregistereintrag Charles Berkhout. Dieser Charles Berkhout hat gegenüber deutschen Journalisten des RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland / Madsack Gruppe) erklärt, nichts von eine Spende an die AfD zu wissen. Allerdings ist sein Bruder, Floris Berkhout, Chef der oben genannten Stiftung und als solcher erklärte er gegenüber der niederländischen Zeitung "Financieele Dagblad" die Spende an die AfD getätigt zu haben. Die Stiftung habe dazu gedient, so wird Berkhout zitiert, eine "Gegenstimme gegen die unbeschränkte Einwanderung nach Europa" hörbar zu machen.

Bei Familie Berkhout findet sich die nächste Parallele. Denn die Schweizer Spende kam von der in Zürich angesiedelten Pharma-Firma "PWS Pharma Whole Sale International" - deren Geschäftsführer gibt an, er habe das Geld "treuhänderisch" für einen Geschäftsfreund weitergegeben. Dessen Identität allerdings bleibt weiterhin unbekannt. Charles Berkhout aus den Niederlanden arbeitet ebenfalls in der Pharmabranche - zumindest lässt sich über Social Media eine Person diesen Namens finden, die sich selbst als Kontaktperson für Medikamenten und Pharmafragen in Europa anbietet. Ein Charles Berkhout, der in Rotterdam in der Nähe der AMR consiultants B.V. wohnt, hat sich jahrelang als niederländischer Patriot engagiert und am Nationalfeiertag engagiert.

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