1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wer ist Mahmud Abbas?

23. April 2003

In letzter Minute hat Palästinenser-Präsident Arafat eingelenkt: Mahmud Abbas kann nun doch sein Kabinett bilden. Ein Porträt des Hoffnungsträgers in Nahost.

Große Hoffnung, viele Sorgen: Mahmud AbbasBild: AP



Mahmud Abbas alias Abu Mazen genießt das Vertrauen der USA und ist international ein gern gesehener Verhandlungspartner. Viele setzen in ihn ihre letzte Hoffnung auf eine Fortsetzung des stockenden Friedensprozesses im Nahen Osten. Vielleicht gerade deshalb hat sein einstiger Mentor Jassir Arafat sich gegen die Kabinettspläne des designierten palästinensischen Ministerpräsidenten gestellt. Allerdings scheint sich Arafat nun doch damit abgefunden zu haben, dass er in Zukunft lediglich eine eher symbolische Rolle spielen wird. Der neue starke Mann der Palästinenser ist Abbas.

Die USA haben Arafat als Gesprächspartner längst ignoriert. Dafür erhielt der 1935 geborene Abbas alias Abu Mazen schon vor der Nominierung durch die Palästinensergremien eine Einladung nach Washington. Und bis zuletzt machten die US-Regierung und der britische Premierminister Tony Blair Druck, um Arafat im Streit mit Abbas zum Einlenken zu bewegen. Die USA machen die Bildung einer neuen Regierung sogar zur Bedingung für die Vorlage des mehrfach verschobenen "Fahrplans für einen Frieden" im Nahen Osten.

Bevorzugter Gesprächspartner

Seit Jahren setzt sich Abbas, der stellvertretende Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, für eine Annäherung mit Israel ein: 1993 spielte er eine maßgebliche Rolle beim Zustandekommen der Abkommen von Oslo über die palästinensische Autonomie. Bei der internationalen Friedenskonferenz in Madrid 1991 führte Abbas die palästinensische Delegation an. In Israel gilt Abbas denn auch als bevorzugter Gesprächspartner - eine Ehre, die ihn vor allem bei radikalen Palästinensern verdächtig macht.

Während die Mehrheit der palästinensischen Bevölkerung dem bewaffneten Aufstand gegen die Israelis applaudiert, tritt Abbas seit langem für eine etwas weniger harte Gangart ein: "Steinewerfen, Demonstrationen und andere Mittel des friedlichen Protests" anstelle von Selbstmordattentaten, fordert der PLO-Mann. "Militärische Einsätze in jeder Form" müssten beendet werden, "vollständig, nicht nur teilweise."

Gründer der Fatah

Geboren in Safad im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina, wurde Abbas beim ersten arabisch-israelischen Krieg und der Staatsgründung Israels 1948 aus seiner Heimat vertrieben. Er studierte in der syrischen Hauptstadt Damaskus Jura und schrieb in Moskau eine Doktorarbeit über den Zionismus. Während er in Katar für die Ölindustrie arbeitete, gründete er Anfang der 1960er Jahre gemeinsam mit Arafat die Fatah-Bewegung, die sich zur stärksten Gruppe innerhalb der PLO entwickelte.

Auch wenn viele fehlendes Charisma bemängeln, wird Abbas als Generalsekretär des PLO-Exekutivkomitees am ehesten zugetraut, die verschiedenen Palästinenserfraktionen zusammenzuhalten. Der Loyalität des Parlaments kann sich Abbas sicher sein: Mit großer Mehrheit hatte dieses im März Arafats Versuch abgelehnt, die Macht des künftigen Ministerpräsidenten zu beschneiden.

Die Schaffung dieses neuen Amtes war eine Bedingung der USA und Israels für die Wiederaufnahme des Friedensprozesses. Nach der Einigung mit Arafat steigt die Bedeutung von Abbas: Er gilt nun auch als aussichtsreichster Anwärter auf Arafats Nachfolge. (sam)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen