Die Filmwelt blickt gebannt nach Hollywood. Dort werden Sonntagnacht die Oscars verliehen. Ein Favorit dominiert die Schlagzeilen, doch auf der Oscarliste stehen auch noch andere...
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Unsere zehn Oscar-Favoriten
Wer macht das Rennen um die meisten Oscar-Trophäen? Wer gewinnt den Oscar für den besten Film? Und welche Schauspieler werden geehrt bei der 88. Oscar-Verleihung? Dies sind unsere Vorschläge.
Bild: picture alliance/AP/Invision/D. Moloshok
Bester Film
Auf sage und schreibe zwölf Nominierungen kommt "The Revenant". Der Film erzählt eindrucksvoll die Geschichte eines Trappers in den eisigen Naturwüsten Nordamerikas - und ist der große Favorit bei den diesjährigen Oscars. Es wäre eine gute Wahl in der Königskategorie "Bester Film", obwohl er ein paar starke Konkurrenten hat.
Bild: picture-alliance/dpa/20th Century Fox
Bestes Originaldrehbuch
In dieser Kategorie könnte es auf das Journalistendrama "Spotlight" hinauslaufen. Der Film über eine Handvoll Redakteure des "Boston Globe" ist zwar auch in der Hauptkategorie nominiert, müsste sich da aber gegen "The Revenant" durchsetzen. Ein Ausweg für die Oscar-Academy könnte dieser Preis fürs Drehbuch sein.
Diese Kategorie ist nicht gleichzusetzen mit der Königsdisziplin "Bester Film". Manchmal wird verteilt: Der beste Film stammt dann nicht vom besten Regisseur. Das gehört zu den Eigenarten der Oscars. Doch wenn "The Revenant"-Regisseur Alejandro González Iñárritu auch als bester Regisseur ausgezeichnet würde, wäre das keine Überraschung. Verdient hätte er es.
Bild: 2015 Twentieth Century Fox
Beste Darstellerin
Hier kann unmöglich "The Revenant" ausgezeichnet werden. Denn dort spielen (fast) keine Frauen mit. Doch mit Cate Blanchett ("Carol"), Charlotte Rampling ("45 Years") und den drei anderen Kandidatinnen stehen fünf starke Ladys zur Auswahl. Blanchett ist unsere Favoritin, Rampling hat Außenseiterchancen.
In dieser Kategorie dürfte es diesmal auf Leonardo DiCaprio hinauslaufen. Über kaum ein anderes Oscar-Thema ist in den letzten Wochen so viel geschrieben worden. DiCaprio, der in "The Revenant" den gequälten und Rache nehmenden Trapper spielt, hätte die Trophäe verdient. Trotz all der Geschichten, die vor allem in den Boulevardmedien über ihn erzählt werden: Er ist ein richtig guter Schauspieler.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Buck
Beste Kamera
Auch in dieser Kategorie ist "The Revenant" natürlich nominiert. Die Bilder, die Kameramann Emmanuel Lubezki auf die Leinwand gebracht hat, sind auch umwerfend. Er hätte einen Oscar verdient. Ebenso aber sein Kollege Ed Lachman, der für "Carol" (unser Foto) wunderschön ausgeleuchtete Tableaus entworfen hat.
Bild: picture alliance/AP Photo/W. Webb
Original-Musik
Diese beiden Herren könnten sich am Sonntag möglicherweise auch freuen. Der Ältere ist der legendäre italienische Filmkomponist Ennio Morriccone. Er ist nominiert für den Soundtrack, den er für den Western "The Hateful 8" von Regisseur Quention Tarantino komponiert hat. Unser Musik-Favorit!
Bild: Getty Images/AFP/ T. Fabi
Bester Animationsfilm
In dieser Kategorie ist das Rennen offen. "Alles steht Kopf" ist der kommerziell erfolgreichste Film unter den Nominierten. Unser Vorschlag: der zauberhafte Film "Erinnerungen an Marnie" aus dem japanischen Studio Ghibli. Regie führte Hiromasa Yonebayashi, erzählt wird die Geschichte eines 12-jährigen asthmakranken Mädchens. In Deutschland erscheint der Film am 11. März bei "Universum" auf DVD.
Bild: Universum Film
Bester Dokumentarfilm
Als bester Dokumentarfilm könnte in diesem Jahr die Musik-Doku "Amy" ausgezeichnet werden. Der Film über die kurze wie tragische Karriere der Sängerin Amy Winehouse hätte einen Oscar verdient. Er muss sich aber harter Konkurrenz stellen, etwa der politischen Dokumentation "The Look of Silence" über eine Episode aus der Historie Indonesiens - eine Produktion, die für Dänemark ins Rennen geht.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Dunham
Bester Fremdsprachiger Film
Möglicherweise wird dieser junge Mann am Sonntag in Los Angeles auch den Oscar in die Höhe halten. Mit dem Golden Globe machte er das schon ganz elegant. Es ist der ungarische Regisseur László Nemes, der den Globe vor kurzem für sein Auschwitz-Drama "Saul fia" bekam. Außenseiterchancen in dieser Kategorie hat auch die deutsch-französisch-türkische Co-Produktion "Mustang".
Bild: Getty Images/NBCUniversal/P. Drinkwater
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Würden die Oscars nach dem Kriterium vergeben, wer im Vorfeld am häufigsten in der Berichterstattung erwähnt wurde, müsste es einen klaren Sieger geben: Leonardo DiCaprio. Über kaum einen anderen Schauspieler wurde soviel spekuliert, gerade auch weil der Amerikaner schon viermal nominiert war in der Vergangenheit, bisher aber keine Trophäe mit nach Hause nehmen konnte. Jetzt endlich sei er einmal dran, hieß es immer wieder.
Zwölf Nominierungen für "The Revenant"
So schob sich die Berichterstattung über die Kategorie "Bester Schauspieler" in den Vordergrund, verdrängte sogar die Tatsache, dass der Film "The Revenant", in dem DiCaprio zu sehen ist, auf zwölf Nominierungen kommt - ein außerordentliches Ergebnis. Das hatten bisher nicht viele Filme in der Oscar-Historie geschafft. Doch auch dieser haushohe Favorit des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu könnte am Sonntagabend kollabieren. Denn auch das hat es schon gegeben: Ein großer Favorit wird von Außenseitern entthront.
Wenn Iñárritu am Sonntag einen weiteren Oscar für den besten Film oder gar für die beste Regie erhalten würde, dann wäre das eine noch größere Überraschung als eine abermalige "Niederlage" von DiCaprio. Denn der Mexikaner hatte auch im vergangenen Jahr triumphiert, sein Film "Birdman" bekam damals vier Statuetten, darunter die beiden wichtigsten. Ein Oscar-Triumph eines Regisseurs in zwei aufeinanderfolgenden Jahren - das wäre tatsächlich eine Sensation.
Die anderen Filmnationen der Welt stehen im Schatten
So bleibt im Vorfeld auch dieser 88. Verleihung der Oscars alles nur Spekulation. Schon oft haben die Mitglieder der Oscar-Academy die Filmwelt überrascht.
Der Oscar wird von vielen Filmfans und Kinointeressierten in aller Welt als wichtigster Filmpreis wahrgenommen. Doch sollte man nicht vergessen: Hier stehen vor allem englischsprachige Filmschaffende und Werke zur Auswahl. Für die allermeisten anderen Kinonationen rund um den Globus bleiben beim Oscar nur Brosamen übrig: In der Kategorie "Bester Nichtenglischsprachiger Film" versammelt sich der Rest der Filmwelt.
So ist der Oscar sicher der wichtigste Filmpreis für die USA (und einige andere englischsprachige Länder), nicht aber für den Rest der Welt - zumindest nicht aus filmkünstlerischer Sicht.
Natürlich ist der Oscarabend eines der größten kommerziellen TV-Ereignisse der Kulturwelt. Mit dem Oscar wird viel Geld umgesetzt. Und es gibt wohl auch keinen anderen Roten Teppich, der so im Rampenlicht steht wie der vor dem Dolby-Theatre in Hollywood, der des Filmfestivals in Cannes einmal ausgenommen. Das Geschrei am Teppich wird also wieder groß sein in der Nacht der Oscars.
Zum Glück geht es in diesem Jahr nicht nur um den schnöden Mammon. Es sind richtig gute Filme nominiert. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Und gute Schauspieler - wie eben Leonardo DiCaprio.