Vor 500 Jahren starb Leonardo da Vinci, das Universalgenie aus der Toskana. Er war Künstler und Naturwissenschaftler und verkehrte trotz niederer Herkunft mit den mächtigsten Männern der Renaissance.
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Da Vincis Meisterwerke
Leonardo da Vincis Werke zählen zu den berühmtesten der Kunstgeschichte. Über ihre Echtheit gibt es heute häufig Diskussionen. Der Meister selbst war eher an den Wissenschaften als an der Malerei interessiert.
Bild: picture-alliance/United Archive
Mona Lisa
Das bekannteste Gemälde Leonardo da Vincis aus der Hochphase der italienischen Renaissance hängt im Pariser Louvre. Das Jahr seiner Fertigstellung ist ebenso unklar wie die wahre Identität der Lisa: Die Florentinerin Lisa del Giocondo, Gattin des Tuch- und Seidenhändlers Francesco di Bartolomeo di Zanobi del Giocondo, gilt als heiße Kandidatin - viele Kunsthistoriker zweifeln das jedoch an.
Bild: picture-alliance/United Archive
Salvator Mundi
Für die Rekordsumme von 450 Millionen Dollar wurde 2017 Leonardo da Vincis Werk im Auktionshaus Christie's für den saudi-arabischen Kronprinz Mohammed bin Salman ersteigert. Um 1500 entstanden, zählt es zu den weniger als 20 erhaltenen Gemälden des Meisters. 1958 hatte das Werk für nur 60 Dollar den Besitzer gewechselt - im Glauben, es sei kein Original. Die Echtheit ist heute noch umstritten.
Bild: Getty Images/AFP/T. Akmen
Johannes der Täufer
Johannes der Täufer, der Jesus im Neuen Testament als Messias erkennt und dessen Wegbereiter wird, hängt ebenfalls im Louvre. Seine Heiterkeit ist Ausdruck seines Wissens. Leonardo stand zwischen 1513 und 1515 in den Diensten des Vatikans, vermutlich gab ihm Papst Leo X. den Auftrag für das Bild, bei dem es sich um da Vincis letztes Ölgemälde handeln könnte.
Bild: picture-alliance/akg-images/A. Held
Das Abendmahl
Nicht die Mona Lisa, sondern das Abendmahl an der Nordwand des Speisesaals des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand gilt als Höhepunkt des malerischen Schaffens da Vincis. Es ist mehrfach restauriert worden, weil die angewandte Seccomalerei vom Ende des 15. Jahrhunderts im Vergleich zu den auf feuchten Putz gemalten Fresken weniger haltbar ist. Das Abendmahl ist Weltkulturerbe.
Bild: picture-alliance/R. Goldmann
Madonna mit der Spindel
Das Original des Bildes ist nicht erhalten, allerdings gibt es zwei Kopien, die von Leonardos Schülern stammen: Ein Bild ist Teil einer New Yorker Privatsammlung, das andere wurde 2003 aus dem schottischen Drumlanrig Castle gestohlen. 2007 tauchte es bei einer Razzia auf, heute hängt es in der Schottischen Nationalgalerie. Obwohl es kein Original ist, lag sein Wert damals bei 40 Millionen Euro.
Bild: Getty Images/J. Mitchell
Selbstporträt
Bei 500 Jahre alten Kunstwerken gehören Zweifel an deren Echtheit einfach dazu: Beim Selbstbildnis, im Besitz der Königlichen Bibliothek in Turin, gelten weder die Urheberschaft noch die Identität der abgebildeten Person als gesichert. Das Entstehungsjahr der Rötelzeichnung könnte Experten zufolge weit hinter da Vincis Tod liegen. Ob der Meister wohl über all die Diskussionen feixen würde?
Bild: Getty Images/AFP/M. Bertorello
Luftschraube
Schließlich machte sich das Universalgenie weniger aus der Malerei als aus anderen Wissenschaften: Zu Architektur, Biologie, Technik und Anatomie entwarf da Vinci Skizzen, sein Forschungsdrang soll seiner Tatkraft mitunter im Weg gestanden haben. Die hier gezeigte Skizze eines Fluggeräts, des Helix Pteron, ist ein Vorbote des Hubschraubers. Zur Umsetzung fehlten ihm aber die passenden Materialien.
Bild: Imago/United Archives
Der vitruvianische Mensch
Sein Erfindergeist ist wohl einer der Gründe, warum es so wenige Gemälde von da Vinci gibt: Er kam gar nicht so häufig zum Malen. Diese Skizze basiert auf der Darstellung des antiken Architekten Vitruvius vom Mensch mit idealisierten Proportionen. Er gilt als Symbol für Symmetrie, Schönheit und Körperbewusstsein und die meisten Deutschen tragen ihn täglich bei sich - auf ihrer Krankenkassenkarte.
Bild: picture-alliance/akg-images
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Wissenschaft und Kunst gehörten für Leonardo da Vinci zusammen. Eigentlich gehörte für ihn alles zusammen. Er war neugierig, wollte die Welt verstehen und ließ seine naturwissenschaftlichen Erkenntnisse in seine Kunst einfließen. Schon als Kind setzte er sich mit einem Büchlein vor die Tür, beobachtete die Wolken und notierte, was er sah. Als Erwachsener sezierte er heimlich Leichen, um sein Wissen über Körperbau, Muskeln, Gelenke und Proportionen zu erweitern.
Aus der Provinz ins pulsierende Florenz
Geboren wurde Leonardo am 15. April 1452 in Anchiano, einem Ortsteil der Gemeinde Vinci in der Toskana. Seine Eltern, ein Notar und eine 16-jährige Magd, waren nicht verheiratet. Leonardo wuchs daher bei seinem Großvater auf und zeichnete gern. Es gelang ihm, als Lehrling in der Werkstatt des renommierten Bildhauers Andrea del Verrocchio unterzukommen. Dieser erledigte Aufträge für die Medici, eine Kaufmanns- und Bankiersfamilie, die Florenz über Jahrhunderte mit ihrer Macht und ihrem Geld kontrollierte.
Revolution in der Porträtmalerei
Leonardo da Vinci erhielt Einzug in die höheren Kreise und wurde Mitglied der Lukasgilde, einer Florentiner Künstlervereinigung. Er malte in aller Seelenruhe Porträts und Madonnenbilder. Manche Bilder bewahrte er Jahrzehnte in seiner Werkstatt auf und überarbeitete sie immer wieder - das berühmteste Bild, das jahrelang mit ihm reiste, ist die weltbekannte "Mona Lisa", ein Bildnis, das heute im Louvre in Paris zu sehen ist.
Ob verträumt dreinblickend oder selbstbewusst-abgeklärt, Frauen hatten es ihm angetan - allerdings nur auf der Leinwand. Privat interessierte er sich für Männer. Gegen die Konventionen verstieß er auch mit seiner Porträtmalerei. Statt die Damen, wie seinerzeit üblich, im Profil zu malen, blicken sie in da Vincis Bildern den Betrachter an.
Erkenntnisse in Spiegelschrift
Doch Leonardo da Vinci nur auf seine Malerei zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht. Zum einen hinterließ er gar nicht so viele Gemälde. Nur ein gutes Dutzend werden ihm heute sicher zugeschrieben. Zum anderen existieren weitaus mehr Anatomiestudien sowie Skizzen, in Spiegelschrift verfasste Texte und Baupläne, die gar keinen künstlerischen Hintergrund haben, wie Entwürfe für Panzer, Fluggeräte oder eine Taucherausrüstung. Er konstruierte Brücken und entwarf eine ganze Stadt. Die meisten seiner Ideen wurden jedoch nie realisiert.
Florenz, Mailand und Rom - die Hauptstädte der Renaissance waren seine Wirkungsstätten. Dort fand er Auftraggeber, reiche Familien oder gleich den Papst. Im Jahr 1516 lud ihn Frankreichs König Franz I. zu sich ein, bezahlte ihn gut und ließ ihm alle Freiheiten, sich seinen Projekten zu widmen. Zu seinen Aufgaben gehörte es, dort rauschende, prunkvolle Feste zu organisieren. Am 2. Mai 1519 starb das Universalgenie im Château Clos Lucé - der Legende nach in den Armen des französischen Königs.
Zahlreiche Ausstellungen in Europa nehmen in diesem Jahr Leben und Werk von Leonardo da Vinci in den Blick. Der Louvre in Paris zeigt im Herbst eine Retrospektive. Vom 24. Mai bis zum 13. Oktober werden 200 Zeichnungen im Buckingham Palace in London ausgestellt.