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Auf einen Tee mit dem Firmeninhaber

Matilda Jordanova-Duda2. Januar 2014

Das Duale System ist eine deutsche Spezialität. Unternehmer mit Migrationsgeschichte kennen das nicht und bilden deshalb auch nicht aus. Doch das lässt sich ändern.

Aris Kododimos und Mike Skopin (Foto: KAUSA)
Meister Aris Kododimos mit seiner Azubine Maike SkopinBild: KAUSA

Ein Gebissabdruck liegt vor Maike Skopin: Die angehende Zahntechnikerin nimmt Maß für eine Krone. Gerade erst hat sie ihre letzte Prüfung abgelegt. Die Ausbildung im Kölner Dentallabor war gut, sagt sie: "Ich musste nicht nur die Modellherstellung wie viele anderen Auszubildenden machen, sondern wirklich alles. Den Zahnarztkontakt, den habe ich hier auch." Ihr Chef Aris Kododimos will sie übernehmen. Dem jungen Meister griechischer Herkunft macht es Spaß auszubilden - und wirtschaftlich sei es auch. Er hat mittlerweile seinen dritten Lehrling. Allerdings gehört er mit dieser Einstellung einer kleinen Minderheit an: Weniger als ein Viertel aller Betriebe in Deutschland bilden aus, so die aktuellen Zahlen vom Bundesinstitut für Berufsbildung. Schlimm genug, aber bei den Unternehmen von Migranten sind es nur 14 Prozent.

Die Kombination aus Lehrbetrieb und Berufsschule ist in vielen Ländern unbekannt. Die Migranten der ersten Generation haben so etwas in der Regel nicht durchlaufen, sagt Özgur Nalcacioglu. Er leitet die Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration KAUSA im Förderprogramm des Bundesbildungsministeriums "Jobstarter". KAUSA wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, mehr Unternehmer mit Migrationswurzeln für die Berufsausbildung zu gewinnen und Jugendlichen aus Einwandererfamilien zu einem Berufsabschluss zu verhelfen. Seitdem konnte sie rund 9000 Ausbildungsplätze akquirieren, den Großteil bei Betrieben, die zum ersten Mal dabei sind.

Facharbeiter verzweifelt gesucht

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Die Ausbildung in einem Migrantenbetrieb ist gleichwertig

Früher gingen die Mitarbeiter von Tür zu Tür, tranken einen Tee mit dem Firmeninhaber und versuchten ihn von den Vorteilen eines eigenen Lehrlings zu überzeugen. Seit Oktober gibt es die KAUSA Servicestellen in sechs Großstädten, demnächst auch weitere. Wenn ein Unternehmer ausbilden will, aber nicht weiß, wie es geht, kann er sich dort beraten lassen. Die Servicestelle begleitet ihn notfalls zur zuständigen Handwerks- oder Industrie- und Handelskammer. Oft muss der Betrieb ja seine Eignung erst durch eine Prüfung nachweisen, damit keine Beliebigkeit bei der Ausbildung aufkommt. Spezielle Vorbereitungskurse helfen dabei.

Rund 800 Einwanderer haben nach Angaben der Koordinierungsstelle die Prüfung mittlerweile bestanden. Wie Sinan Genc, Autohändler aus Bremen. Ohne die Unterstützung durch die Berater wäre es nicht gegangen, glaubt er: zu kompliziert die Inhalte, zu schwer die deutsche Sprache. "Auf der anderen Seite haben wir es auch geschafft, die Kursanbieter für die Zielgruppe zu sensibilisieren", sagt Nalcacioglu. "Das sind etwa Fragen der zeitlichen Flexibilität, Deutsch als Zweitsprache, interkulturelles Verständnis oder zusätzliche Beratung."

KAUSA-Leiter Özgur NalcaciogluBild: KAUSA

Die Betriebe schauen sich nun auch andere Bewerber an

Aris Kododimos hat seinen Meistertitel in Deutschland erworben und hat diese Schwierigkeiten der ersten Einwanderergeneration nicht. Doch den Service von KAUSA nahm auch er in Anspruch. Die Kölner Stelle hat ihm seine erste Azubine vermittelt. Denn mittlerweile hat sich der Wind gedreht: Früher waren die Lehrstellen knapp, jetzt die geeigneten Bewerber. "Wir verfügen über entsprechende Kontakte über die Migrantenorganisationen, Jugendmigrationsdienste oder Schulen", so der KAUSA-Leiter.

Der demografische Wandel hat etwas Gutes: Die Betriebe schauen sich auch Bewerber an, die sie sonst hätten links liegen lassen. "Da müssen wir gucken, welcher Betrieb sich bereit erklärt, einen schwächeren Jugendlichen aufzunehmen. Es ist immer vom Vorteil, wenn man Ausbildungserfahrung mitbringt, um den Jugendlichen entsprechend motivieren, unterstützen zu können, weil in den meisten Fällen noch soziale Probleme dabei sind."

Dem Kind eine Zukunft geben

Größere Firmen können Rückschläge leichter verkraften. "Trotzdem gibt es ausreichend Unternehmer, die wenig Mitarbeiter haben, aber sagen: Ich will Vorbild sein, ich möchte dem Kind eine Zukunft geben."

Sollen denn Migranten nur in Migrantenbetrieben ausgebildet werden? Keinesfalls, aber manchmal mache es auch Sinn, so Nalcacioglu. "Die Frage ist immer: Was ist der Bedarf?" Vielleicht sind Kenntnisse der Muttersprache gefragt, weil das Unternehmen eine ethnische Marktnische bedient. "Wir haben aber auch Unternehmer, die Jugendliche ohne Migrationshintergrund suchen, weil sie die deutsche Sprache vermeintlich besser beherrschen. Das ist so ein Abwägen von unseren Kollegen vor Ort." Oft gehört, so die Erfahrung von KAUSA, der erste Azubi noch der eigenen Ethnie an. Danach spielt das keine Rolle mehr.

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