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Bremen schaut in den Abgrund

26. Januar 2020

Mit dem Rückenwind eines Auswärtssiegs geht Werder Bremen in die Partie gegen Hoffenheim. Die Fans hoffen, die Mannschaft müht sich, aber am Ende steht eine bittere Pleite, eingeleitet von einem kuriosen Eigentor.

Fussball 1. Bundesliga 19.Spieltag l SV Werder Bremen v TSG 1899 Hoffenheim  0:3 l Enttäuschung
Bild: Imago images/Noah Wedel

Mit dem linken Fuß will Werders Davy Klaassen kurz vor der eigenen Linie klären. Es ist eine ungelenke Bewegung. Der Ball nimmt eine krumme Flugbahn. Nicht wuchtig, sondern aufreizend langsam schwebt er an Bremens Keeper Jiri Pavlenka vorbei, der in die andere Richtung unterwegs ist. Der sieht das Leder, kann das Unheil aber nicht mehr verhindern. Das 0:1, ein unglückliches Ping-Pong-Eigentor ( 65. Minute) bringt die Partie zum kippen. Am Ende heißt es 0:3 (0:0) aus Bremer Sicht. Christoph Baumgartner (79.) und Sargis Adamyan (83.) machen für die Gäste der TSG 1899 Hoffenheim alles klar und sorgen dafür, dass viele der sonst so wohlwollenden und geduldigen Werder-Fans schon vor dem Schlusspfiff das Weserstadion verlassen. Nicht mit lautstarker Wut, eher mit leiser Enttäuschung, denn ihr Team wirkt fragil. Keine gute Voraussetzung für den Abstiegskampf.

Verstärkung dringend nötig

"Es tut uns leid für die Fans. Wir wussten, dass Rückschläge kommen und müssen diese mit Ruhe analysieren", betonte Trainer Florian Kohfeldt nach der Partie. Werders Geschäftsführer stärkte dem Coach den Rücken: "Er ist ein sehr guter Trainer für Werder Bremen und wird das auch bleiben", sagte Frank Baumann und kündigte zudem an, auf dem Transfermarkt noch aktiv werden zu wollen.


Verstärkung kann Werder vor allem im Angriff brauchen. Schon beim knappen 1:0-Erfolg in Düsseldorf blieb Bremen über weite Strecken harmlos. Im Heimspiel gegen Hoffenheim änderte sich daran nichts. Dabei diktierten sie die Partie, hatten mehr Ballbesitz. Hoffenheim agierte sehr zurückhaltend. Den Bremern fehlte es aber an Kreativität, Tempo und Zielstrebigkeit, um überhaupt mal in den Strafraum des Gegners zu kommen. "Wir waren 60 Minuten das bessere Team, haben aber im letzten Drittel die falschen Entscheidungen getroffen", musste Kohfeldt zugeben.

Energisch an der Seitenlinie: Werder-Coach Kohfeldt (r.) im Zwiegespräch mit TSG-Trainer Alfred Schreuder Bild: Getty Images/Bongarts/S. Franklin

Vorboten eines Abstiegs? 

Werders taktische Strategie, die bemühte Ordnung – all das wurde durch Klaassens Unglücksmoment über den Haufen geworfen. Hoffenheim konterte und traf. 44 Gegentore hat Bremen in den 19 Spielen dieser Saison schon gefangen. So schlecht war das Team noch nie, auch nicht beim einzigen Abstieg der Vereinsgeschichte.

Und die Abstiegsangst ist real: nach dieser sechsten Heimpleite der Saison stehen die Bremer auf dem Relegationsrang, nur Paderborn und Düsseldorf agieren noch schwächer. Kann ein Transfer da wirklich die Wende bringen? Die Möglichkeiten der Bremer sind begrenzt, wie Kohfeldt betont: "Hoffenheim holt im Winter mal eben Munas Dabbur für zwölf Millionen Euro aus Spanien. Das ist mehr als unser Transferbudget für die gesamte Saison." Die Werder-Fans hoffen, dass ihre Verantwortlichen ein glückliches Händchen haben. Bis dahin ärgern sie sich vielleicht über das unglückliche Füßchen von Klaassen - mit 13,5 Millionen Euro war er der bisherige Rekordtransfer in der Bremer Vereinshistorie.