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Westafrikanische Truppen landen in Mali

Peter Hille18. Januar 2013

Soldaten der ECOWAS unterstützen Frankreich im Kampf gegen die Islamisten in Mali. Doch der Erfolg ihrer Mission erscheint zweifelhaft, denn ihre Truppen gelten als schwach.

Nigerianische Soldaten bereiten sich auf Einsatz in Mali vor. (Foto: REUTERS/Afolabi Sotunde)
Bild: Reuters

Mit geschultertem Gepäck marschierten die 40 togolesischen Soldaten am Donnerstag (17.01.2013) über das Rollfeld des Flughafens von Bamako. Begrüßt wurden sie von französischen und malischen Offizieren. Die Togolesen bildeten damit die Vorhut einer Truppe der regionalen Staatengemeinschaft ECOWAS, die insgesamt 3000 Mann stark sein soll.

Im Gespräch mit der DW erklärt Unteroffizier Camille Jonas Wassité, dass er stolz sei, Teil dieser Mission zu sein. "Das Leben ist für die Menschen in Nordmali zurzeit schwierig. Die internationale Gemeinschaft muss diesen Menschen helfen. Unsere Intervention ist deshalb eine Notwendigkeit", so Wassité.

Afrikanische Truppen im Verbund

Neben den Togolesen sollen auch Soldaten aus den ECOWAS-Staaten Nigeria, Niger, Burkina Faso, Senegal, Benin, Guinea und Ghana in Mali kämpfen. Auch der Tschad, der nicht zur ECOWAS-Gemeinschaft gehört, hat angekündigt, sich an der Mali-Mission zu beteiligen. Ziel ist es, im Verbund mit der französischen und malischen Armee islamistische Rebellen aus dem Norden des Landes zu vertreiben. Seit dem 11. Januar bekämpft die französische Armee mit Luftangriffen und Bodentruppen Stellungen der Islamisten in Nord-Mali. Zuvor waren die Rebellen gen Süden vorgerückt.

Offiziere der ECOWAS besprechen in Bamako EinsatzpläneBild: Reuters

"Wir haben keine Angst, den Islamisten entgegenzutreten", erklärt der togolesische Oberstleutnant Mawouté Bayassim Gnamkoulamba gegenüber der DW. "Wir sind Profis, die genau dafür ausgebildet wurden. Ich bin sicher, dass unsere Intervention im Norden Malis erfolgreich sein wird."

Militärischer Erfolg fraglich

Dieser Optimismus wird jedoch nicht überall geteilt. Marco Wyss, Sicherheitsexperte an der Eidgenössisch-Technischen Hochschule in Zürich, weist im DW-Interview auf Probleme der ECOWAS-Truppen hin: "Sei es Ausrüstung, Ausbildung oder Moral der Truppe: Die militärischen Fähigkeiten der ECOWAS-Staaten reichen nicht aus, um einen solchen Gegner zu bekämpfen." Deshalb hätten Interventionen der ECOWAS in anderen Konflikten bislang auch keine militärischen Erfolge gezeigt.

Die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten ECOWAS wurde 1975 gegründet

Truppen der ECOWAS griffen Anfang der 1990er Jahre in Liberia erstmals in Kämpfe ein. Ihnen wurde jedoch bald vorgeworfen, im dortigen Bürgerkrieg Partei zu ergreifen. Zudem wurden einzelne Soldaten in ECOWAS-Einsätzen immer wieder beschuldigt, brutal gegen die Zivilbevölkerung vorzugehen und auch für Vergewaltigungen verantwortlich zu sein. Auch spätere Einsätze in Sierra Leone, Guinea-Bissau und der Elfenbeinküste wurden oft kritisch bewertet.

"Im Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste wollte ECOWAS die Verantwortung übernehmen, war dann aber auf der operationellen und der materiellen Ebene von Frankreich abhängig", so Sicherheitsexperte Wyss. Das könne nun in Mali ähnlich werden. Frankreich werde aber wahrscheinlich nur noch sehr vereinzelt Bodentruppen einsetzen und sich noch stärker auf Angriffe und Aufklärung aus der Luft konzentrieren, vermutet Wyss. "Die Bodenoffensive würde dann von afrikanischen Truppen durchgeführt." Deutschland will sich nicht an der Militärintervention beteiligen. Zwei Transportflugzeuge der Bundeswehr sind jedoch in Westafrika im Einsatz. Sie sollen der ECOWAS helfen, ihre Truppen nach Mali zu verlegen.

Französische Soldaten kämpfen in Mali auch am BodenBild: ISSOUF SANOGO/AFP/Getty Images

Es wird weiter verhandelt

Am Samstag (19.01.2013) werden sich die Militärführer der ECOWAS-Staaten zu einem Gipfel in Abidjan in der Elfenbeinküste treffen. Im Interview mit der Deutschen Welle erklärt Alassane Ouattara, Präsident der Elfenbeinküste und Vorsitzender der ECOWAS, dass es bei diesem Treffen insbesondere darum gehen werde, die gemeinsamen Truppenbewegungen abzustimmen. "Außerdem müssen wir dafür Sorge tragen, dass die Verhandlungsführer der ECOWAS ihre Arbeit mit neuer Kraft aufnehmen, um eine politische Lösung der Mali-Krise zu finden", so Ouattara.

Die Bundeswehr hat zwei Transall-Maschinen nach Westafrika verlegtBild: Getty Images

In der Hauptstadt Bamako zeigten sich viele Malier erst einmal erleichtert über die Ankunft der Truppenkontingente westafrikanischer Staaten. "Wir spüren jetzt die Solidarität der Welt", erklärt ein Einwohner während des morgendlichen Berufsverkehrs. Und ein zweiter fügt hinzu: "Dank all dieser Hilfe, die jetzt ankommt, werden wir hier in Bamako in Sicherheit leben können, davon bin ich überzeugt."

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