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Westerwelle in Indien

Sanjiv Burman23. Juni 2012

Schwellenländer wie Indien seien heute mit den Industrieländern auf Augenhöhe, meint der deutsche Außenminister bei seinem Indien-Besuch. Er plädiert dafür, diese veränderte Weltordnung auch wahrzunehmen.

Außenminister Guido Westerwelle und sein indischer Amtskollege S.M. Krishna (Foto: AP)
Bild: AP

Das Geschäft läuft gut. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit wächst. Der Austausch auf politischer und diplomatischer Ebene blüht. Aber Deutschland will mehr. Man setzt auf mehr Austausch zwischen den Menschen in den beiden Ländern.

Dies war die zentrale Botschaft von Bundesaußenminister Guido Westerwelle während seines ersten Besuchs in der südindischen IT-Metropole Bangalore am Samstag (22.06.2012). Dort nahm er an der Eröffnung des "Indo-German Urban Mela" im Rahmen des Deutschlandfestes in Indien teil.

Ein Besuch mit einer persönlichen Note

Der dritte Indien-Besuch Westerwelles hatte darüber hinaus eine symbolische Bedeutung. Der indische Außenminister S.M. Krishna lud ihn - als eine besondere Geste - in seine Heimatstadt ein. Westerwelle war auch persönlich sehr neugierig auf diese Stadt, da ein enger Freund von ihm, der lange in Bangalore gelebt hat, ihm von dieser Stadt vorgeschwärmt hatte. Sichtlich bewegt bedankte sich der Bundesaußenminister bei dem Gastgeber für die hervorragende Gastfreundschaft der Menschen in Bangalore und bestätigte, dass die netten Worte des Freundes keineswegs übertrieben gewesen seien.

Auf dem Tagesprogramm stand an erster Stelle die feierliche Eröffnung des Generalkonsulats. Die Stadt Bangalore und das Bundesland Karnataka fühle sich sehr eng mit Deutschland verbunden, betonte der Verwaltungschef des Bundeslandes Karnataka. Westerwelles Interesse galt der wachsenden Bedeutung dieser Stadt mit einem großen Anteil an hochqualifizierten jungen Arbeitnehmer.

Präsenz zeigen in Bangalore: Der Außenminister begrüßt die Mitarbeiter im neuen GeneralkonsulatBild: picture-alliance/dpa

Die Musik spielt nicht mehr nur in Mumbai und Neu Delhi

Bis vor kurzem war es selbstverständlich in Indien, dass politische Gespräche in Neu Delhi und solche zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Mumbai stattgefunden haben. Nun ändern sich die Spielregeln. Nicht nur das Westerwelle-Krishna Gespräch fand weit weg von Neu Delhi statt, sondern auch die "Founder's Day Lecture" der deutsch-indischen Handelskammer hat zum ersten Mal außerhalb von Mumbai stattgefunden. Mit fast 9,5 Millionen Einwohner ist Bangalore mittlerweile die drittgrößte Stadt Indiens. Fast 150 deutsche Firmen haben sich dort niedergelassen, betonte Westerwelle. Mit dem Generalkonsulat zeigt Deutschland starke Präsenz in der ganzen Region.

Themen vom Weltsicherheitsrat zur Eurokrise

Die beiden Außenminister sprachen über das gemeinsame Interesse an der Reform der UN-Weltsicherheitsrates, der laut Westerwelle nicht die heutige Weltordnung widerspiegele. Er betonte, dass große Kontinente wie Südamerika und Afrika noch keinen ständigen Sitz hätten und auch Asien seinem Gewicht entsprechend nicht optimal vertreten sei.

Von Indien ging es für Westerwelle weiter nach BangladeschBild: DW/S.Burman

Quer durch die Gespräche und in seinen Reden war Bundesaußenminister Westerwelle bemüht, den deutschen Standpunkt zur Eurokrise entschieden zu vertreten. Alleine der Begriff "Eurokrise" sei irreführend und spiegele die Realität nicht wider, denn in der Eurozone sei die finanzielle Stabilität gewährleistet. Deutschland habe gegenüber den im Moment schwächeren Ländern ein hohes Maß an Solidarität gezeigt. Aber die Krise lasse sich durch anspruchsvolle Reformen beseitigen - nicht durch Förderprogramme, die den Haushalt weiter belasteten, meint Westerwelle.

Dem Außenminister war außerdem wichtig zu betonen, dass sich die weltpolitische Lage innerhalb von einigen Jahrzehnten radikal verändert habe. Die Gemeinschaft der stark wachsenden und "BRICS" genannten Schwellenländer Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika habe heute ein starkes Gewicht. Speziell Indien sei es innerhalb kürzester Zeit gelungen, zu den Industrieländern aufzuschließen - eine Tatsache, die Westerwelle zufolge beim kürzlich im mexikanischen Los Cabos veranstalteten G20-Gipfel offensichtlich geworden sei. Nun sei es also höchste Zeit, dass Deutschland und Europa diese Veränderungen noch stärker wahrnähmen und sich bereit erklärten, von den anderen zu lernen.

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