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Westgate-Komplizen in Nairobi vor Gericht

Philipp Sandner / Alfred Kiti15. Januar 2014

Nach dem blutigen Anschlag auf ein kenianisches Einkaufszentrum vom vergangenen September stehen vier mutmaßliche Terroristen vor Gericht. Die Hauptschuldigen sind aber längst tot - oder über alle Berge.

Kenia Vier Angeklagten im Westgate-Prozess (Foto: DW/James Shimanyula)
Vier Somalier sind angeklagt, die Westgate-Attentäter unterstützt zu habenBild: James Shimanyula

Es waren Tage des Grauens für Kenia: Terroristen überfielen am 21. September 2013 das Westgate-Einkaufszentrum in der Hauptstadt Nairobi und schossen wahllos in die Menge. Anschließend verschanzten sie sich mit Geiseln in dem Gebäude. Erst vier Tage später konnte das Drama beendet werden, das über sechzig Menschen das Leben kostete. Zu dem Anschlag bekannte sich die somalische Terrororganisation Al-Shabaab, die damit den Einsatz kenianischer Truppen in Somalia rächen wollte.

Am Mittwoch (15.1.2014) hat nun der Prozess in Nairobi begonnen - allerdings nicht gegen die Attentäter selbst. Keiner von ihnen wurde lebend gefasst. Womöglich kamen sie ums Leben, als ein Teil des Einkaufszentrums während der Belagerung ausbrannte. Ob und wie viele von ihnen unerkannt entkamen, dürfte für immer ungeklärt bleiben. Das Interesse an einer Aufklärung des Terroranschlags und des Versagens der Sicherheitskräfte sei gering, sagen Beobachter in Nairobi.

Das Einkaufszentrum Westgate MallBild: picture-alliance/AP Photo

Vor Gericht stehen nur vier Verdächtige, denen vorgeworfen wird, indirekt in den Anschlag verwickelt gewesen zu sein. Sie sollen etwa den Attentätern Unterschlupf gewährt haben. Die Angeklagten sind somalischer Abstammung und sollen sich illegal in Kenia aufgehalten haben. In einer Voranhörung im November hatten sie die Vorwürfe abgestritten.

Vier kleine Fische

Das Schicksal der Hauptverdächtigen bleibt ungeklärt. Kenianische Geheimdienste und die New Yorker Polizei, die den Kollegen in Nairobi zur Hilfe geeilt war, gingen zunächst davon aus, dass mehrere Attentäter fliehen konnten. Die offizielle Position ist nun jedoch eine andere: Die Attentäter seien bei der viertätigen Belagerung ums Leben gekommen. So stellen es zumindest die kenianische Regierung und Ermittler des US-amerikanischen Geheimdienstes FBI dar.

Beweise dafür, dass tatsächlich alle Attentäter tot sind, gebe es aber keine, sagt der kenianische Sicherheitsexperte George Musamali. "Vier Leichen wurden aus den Überresten des Einkaufszentrums geborgen. Aber sie ließen sich nicht eindeutig identifizieren."

Der Einsatz der Sicherheitskräfte lief chaotisch abBild: picture-alliance/AP Photo

Einschüchterungsversuch

Als gesichert gilt lediglich, dass die Al-Shabaab-Miliz aus Kenias Nachbarland Somalia den Anschlag plante. Er steht in einer Reihe von Anschlägen, die die Miliz auf kenianische Ziele verübte, seit Kenia 2011 Truppen nach Somalia entsandte - im Kampf gegen Al-Shabaab. Die Botschaft der Attentäter ist klar: Kenia soll seine Soldaten nach Hause holen. Doch die Regierung will sich nicht einschüchtern lassen. Präsident Uhuru Kenyatta erklärte: "Wir sind dort hingegangen, um den Somaliern zu helfen, Ordnung in ihr Land zu bringen. Wir werden dort bleiben, bis wir diese Aufgabe erfüllt haben."

Die kenianischen Truppen in Somalia stehen unter einem Mandat der Afrikanischen Union - Seite an Seite mit Einheiten aus Uganda, Burundi und Dschibuti. Teile des Landes entziehen sich nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs noch immer der staatlichen Kontrolle. Auch wenn die afrikanischen Truppen in den vergangenen Jahren Erfolge erzielen konnten: Davon, dass ganz Somalia befriedet ist, kann noch lange keine Rede sein.

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Versagen der Sicherheitskräfte

Schon zu Beginn des Westgate-Prozesses steht fest, worum es nicht gehen wird: um das eklatante Versagen der Sicherheitskräfte. Etwa darum, dass sie eine Stunde brauchten, bis sie das Einkaufszentrum erreichten. Oder darum, dass sich Sicherheitskräfte eine Zeitlang gegenseitig bekämpften. "Es gab keine Verständigung zwischen den Polizisten, die bereits in das Gebäude eingedrungen waren, und dem Militär, das später eintraf", sagt Musamali. Einen Polizeibeamten kostete das das Leben - und die Terroristen hatten Zeit gewonnen. Doch Musamali, der selbst eine militärische Ausbildung in Kenia absolviert hat, glaubt nicht, dass das Chaos personelle Konsequenzen haben werde: "Der kenianische Sicherheitsapparat ist in der Hand von Menschen, die der Regierung nahe stehen." Es sei unwahrscheinlich, dass der Präsident seine eigenen Leute opfern werde.

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