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Wettbetrug erschüttert den Fußball

Calle Kops (mit sid/dpa)4. Februar 2013

Europol ist dem weltweit größten Wettbetrug der Fußball-Geschichte auf der Spur. Die Polizeibehörde deckt Manipulation auf allen Ebenen bis hin zur Champions League auf. Es könnte nur die Spitze eines Eisbergs sein.

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Fußball und GeldBild: Fotolia

Kaum schienen sich die Wogen in dem Manipulationsskandal um den Wettpaten Ante Sapina und seine Komplizen einigermaßen geglättet zu haben, da rollt das Thema erneut auf den Fußball zu. Diesmal soll es sich um den weltweit größten Wettskandal der Fußball-Geschichte handeln, zumindest wenn man den Informationen der europäischen Polizeibehörde Europol glauben darf.#video#

Europol gab am Montag in Den Haag bekannt, dass es zwischen 2008 und 2011 insgesamt 380 manipulierte Spiele gegeben haben soll. In 300 weiteren verdächtigen Fällen liefen derzeit noch die Ermittlungen, hieß es. Betroffen sind demnach Spiele aus europäischen Top-Liegen. Auch zwei Partien der Champions League sowie Spiele der WM- und EM-Qualifikation sollen manipuliert worden sein. "Für uns steht fest, dass es sich um den größten Fall aller Zeiten in diesem Bereich handelt", sagte Europol-Direktor Rob Wainwright.

Die Rede war von einer schier unglaublichen Zahl von Beteiligten: 425 Spieler, Schiedsrichter und weitere Offizielle sollen insgesamt involviert sein. Laut Europol haben die Betrüger mit den Manipulationen in 15 Ländern rund acht Millionen Euro verdient. Diese Summe sowie zwei Millionen Euro an Bestechungsgeldern wurden von den Behörden sichergestellt. Das kriminelle Netzwerk soll von Singapur aus gesteuert werden. Zu manipulierten Spielen soll es auch außerhalb Europas gekommen sein. "Das ist das erste Mal, dass wir substanzielle Beweise dafür haben, dass die organisierte Kriminalität nun auch in der Welt des Fußballs agiert", meinte Wainwright. FIFA-Präsident Sepp Blatter lobte per Twitter: "Die Zusammenarbeit mit der Polizei hat im Kampf gegen Spielmanipulation geholfen."

Ein trauriger Tag für den Fußball

Erschütternde Zahlen zu Wettbetrügereien werden bekanntBild: picture-alliance/dpa

"Es gibt ein Wettkartell mit Sitz in Singapur, das Beziehungen zu mehreren europäischen Ländern unterhält", ergänzte er. Vor allem nach Italien gebe es enge Kontakte der Wettmafia. Die Erkenntnis, dass die Wettmanipulationen aus unterschiedlichen Ländern von einem zentralen Kartell aus Asien gesteuert werden, ist – neben dem Ausmaß – die wichtigste Neuigkeit, die Europol präsentierte. Insgesamt sei dies "ein trauriger Tag für den europäischen Fußball", so der Europol-Direktor.

Alleine in Deutschland stehen nach Worten des Bochumer Hauptkommissars Friedhelm Althans 70 Partien unter Verdacht - deutlich mehr als bislang in den Prozessen am Landgericht verhandelt wurden. "Wenn die Zahl echt wäre, wäre das beängstigend", meinte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff zu den europaweiten Ausmaßen. "Nach unserem Kenntnisstand sind die Bundesliga und die 2. Liga nicht betroffen", sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball der Bildzeitung.

Aber nicht nur Europa ist betroffen: Unter Verdacht stünden auch zahlreiche Spiele in Afrika, Asien und Südamerika, die Untersuchungen seien aber noch nicht weit vorangeschritten. Auch hier seien nicht nur Spieler, sondern auch Offizielle und Schiedsrichter in die Manipulationen verwickelt. Unter anderem seien WM-Qualifikationsspiele (angeblich eines in Afrika und eines in Mittelamerika) verschoben worden. Bei den 300 Spielen, die derzeit untersucht werden, gehe es zu 90 Prozent um Spiele außerhalb Europas, sagte Althans. Namen von verdächtigen Spielern oder Clubs nannte Europol bewusst nicht, um Ermittlungen nicht zu gefährden, wie es hieß.

"Fußball-Familie muss kämpfen"

"Spiel-Manipulationen sind ein globales Problem und keines, das morgen wieder verschwinden wird", erklärte FIFA-Sicherheitsdirektor Ralf Mutschke. "Die FIFA und die gesamte Fußball-Familie sind verpflichtet, dagegen anzukämpfen, aber wir werden das allein nicht schaffen können." Das sieht auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach so. Das Internationale Olympische Komitee habe der Bedrohung durch Wettmanipulation bereits vor Jahren hohe Priorität eingeräumt, erklärte Bach: "Wir haben seitdem eine enge Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen, die zu diesen Fahndungserfolgen beigetragen hat." Er forderte für die Verantwortlichen des Skandals "drastische Strafen zur Abschreckung."