Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen den australischen Buschbränden, den Überschwemmungen in Ostafrika und der daraus resultierenden Heuschreckenplage: das Wetterphänomen "Indischer Ozean Dipol".
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Entdeckt wurde die natürlich vorkommende Anomalie der Meeresoberflächentemperatur erst 1999. Obwohl es ähnliche Wettersysteme im Atlantik und Pazifik (El Niño bzw. La Niña) gibt, wurde der "Indischer-Ozean-Dipol (IOD)" in den vergangenen zwanzig Jahren von den Meteorologen und Ozeanographen kaum beachtet. Erst in den letzten Jahren wurde erkannt, welch heftige Auswirkungen die Schwankungen am äquatorialen Ost- und Westende des Indischen Ozeans haben - also in Südostasien und Ostafrika.
Waldbrände und Überschwemmungen durch geschlossene Zirkulation
In der Regel tritt dieses Wetterphänomen alle vier bis sechs Jahre auf. Dabei handelt es sich um eine abgeschlossene Zirkulation: Wenn die Meeresoberfläche im Osten des Indischen Ozeans - also rund um Indonesien – ungewöhnlich kühl ist, herrscht am Boden ein vergleichsweise hoher Luftdruck. Die Forscher sprechen dann von einem "positiven IOD". Dies bedeutet auch für das benachbarte Australien eine langanhaltende Trockenphase, die verheerende Buschbrände begünstigt.
Andauernde östliche Winde treiben diese kühle Luft über das Arabische Meer vor der Afrikanischen Küste, wobei die Luft unterwegs immer mehr Feuchtigkeit aufnimmt. Trifft sie auf Land, regnen die Wolken zum Teil sintflutartig ab. Das kann verheerende Überschwemmungen verursachen.
Die immer noch warme und feuchte Luft steigt dann über dem westlichen Indischen Ozean in die obere Atmosphäre auf und wird von westlichen Winden wieder nach Ozeanien transportiert. Dort sinkt sie dann als "thermische Direktzirkulation" ab. In Bodennähe strömt die Luft erneut nach Westen, der geschlossene Kreislauf nimmt weiter Fahrt auf.
Veränderte Phasen durch den Klimawandel
Solche positiven Phasen beim "Indischen Ozean Dipol" treten zwar regelmäßig alle vier bis sechs Jahre auf, aber ungewöhnlicherweise gab es sie in jüngster Zeit gleich dreimal hintereinander.
Verantwortlich ist möglicherweise der Klimawandel, durch den sich der Indische Ozean, je nach Region, unterschiedlich stark erwärmt. Dies wirbelt die klimatischen Voraussetzungen durcheinander und hat einen direkten Einfluss auf die Häufigkeit und Intensität der jeweiligen Phasen.
Ideale Voraussetzungen für Heuschreckenplage
Die sintflutartigen Wolkenbrüche in Ostafrika sind auch für die schlimmste Plage von Wüstenheuschrecken seit 70 Jahren verantwortlich. Gewaltige Schwärme fallen seit Monaten über ganze Landstriche in Äthiopien, Kenia und Somalia her und könnten nach Ansicht der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) eine dramatische Hungersnot auslösen.
Feuchter Boden, reichlich Futter: Wüstenheuschrecken passen sich den klimatischen Bedingungen an. Frisch geschlüpfte Wüstenheuschrecken können erst nach etwa 10 Tagen fliegen. Sie sind nach dem Aushärten der Flügel nicht unmittelbar geschlechtsreif, sondern warten auf günstige Umweltbedingungen, die die Geschlechtsreife dann auslöst.
Wenn es regnet oder wenn es kurz zuvor geregnet hat, erreichen alle Individuen des Schwarms die Geschlechtsreife auf einmal. In der feuchten Erde können die Eier prächtig gedeihen und die üppige Vegetation liefert auch dem Nachwuchs reichlich Futter.
Unter günstigen Voraussetzungen sind 16 bis 20 Nachkommen pro Weibchen nicht ungewöhnlich.
Wird es zu eng, zieht der Schwarm weiter
Gibt es dank der guten Voraussetzungen irgendwann so viele neue Larven, dass es für die gesamte Population zu eng wird, beginnen die Heuschrecken zu wandern. Bis zu 150 Kilometern können Wüstenheuschrecken pro Tag zurücklegen. Ein etwa ein Quadratkilometer großer Heuschreckenschwarm frisst laut FAO an einem Tag so viel wie 35.000 Menschen.
Sollte die aktuelle Heuschrecken-Plage nicht durch einen massiven Einsatz von Pestiziden unter Kontrolle gebracht werden – wofür der FAO nach eigenen Angaben aktuell 70 Millionen Dollar fehlen - könnte die Zahl der Heuschrecken bis Juni 2020 auf das 500-fache zunehmen, heißt es von der FAO.
Was bewirkt die Erwärmung der Meere?
Durch den Klimawandel heizen sich die Meere rasant auf. Das hat nicht nur dramatische Folgen für die Meeresbewohner. Es wird auch mehr Wetterextreme wie Wirbelstürme, Überschwemmungen und Waldbrände geben.
Bild: NGDC
Antarktis so warm wie Los Angeles
18,3 Grad Celsius wurden am 6. Februar an der argentinischen Forschungsstation Esperanza Base im Norden der Antarktis gemessen, der höchste jemals dort gemessene Wert, so die US-Raumfahrtbehörde NASA. Es ist nach November und Januar bereits die dritte Hitzewelle in der Antarktis in nur wenigen Monaten. Auf Satellitenbilder ist gut zu erkennen, dass bereits große Schneemassen geschmolzen sind.
Bild: Earth Observatory/ NASA
Häufigere und stärkere Stürme
Die Intensität tropischer Wirbelstürme folgt der Oberflächentemperatur des Meeres. Die Hurrikan- oder Taifunsaison wird immer länger andauern, es wird vor allem im Nordatlantik und im Nordostpazifik deutlich mehr Wirbelstürme geben und sie werden auch an Intensität weiter zunehmen. Durch Extremwetterlagen wird es künftig auch in bislang verschonten Regionen äußerst zerstörerische Stürme geben.
Bild: AFP/Rammb/Noaa/Ho
Steigende Meeresspiegel und Sturmfluten
Die Meere erwärmen sich zeitverzögert mit den steigenden Temperaturen der Erdatmosphäre. Dadurch kommt es zu einer thermischen Ausdehnung der Wassermassen, wodurch der Meeresspiegel weiter ansteigt. Lebensräume und Erwerbsgrundlagen zahlreicher Küstenbewohner – vor allem in ärmeren Regionen – werden verloren gehen.
Während es an manchen Orten punktuell heftige Niederschläge und Überschwemmungen geben wird, sorgen die Extremwetterlagen anderswo für extreme Trockenphasen. Ernteausfälle und verheerende Waldbrände sind die Folge. Die Feuersaison wird vielerorts viel länger andauern und die Zahl der Brände wird drastisch zunehmen.
Bild: Reuters/AAP Image/D.
Verschiebung der Ökosysteme
Durch die Erwärmung der Meere verschieben sich die Artenvorkommen und damit auch die marinen Ökosysteme. Fische und Meeressäuger wandern ähnlich den Landtieren polwärts. Die Populationen des Kabeljaus in der Nordsee etwa schrumpfen stärker, als es allein mit Überfischung erklärt werden kann. Nördlich gelegene Fischfang-Regionen könnten von dieser Entwicklung profitieren.
Bild: by-nc-sa/Joachim S. Müller
Versauerte Meere
Durch die Erwärmung kommt es zu einer direkten Lösung von CO2 im Oberflächenwasser, der pH-Wert des Meerwassers nimmt ab, das Wasser "versauert". Muscheln, Seesterne, Korallen, Krebse und Seeigel verlieren dadurch ihre Fähigkeit, Exo- bzw. Endoskelette zu bilden. Damit fallen sie nicht nur als Schadstofffilter, sondern auch als Futter für andere Meeresbewohner aus.
Weniger Plankton als Nahrung
Mit sinkendem pH-Wert können die kleinen Algen auch weniger Eisen aufnehmen. Aber Plankton braucht das Mineral für ein kräftiges Wachstum. Da viele Phytoplanktonarten zudem ebenfalls Kalkskelette ausbilden, sind sie von versauertem Wasser doppelt betroffen.
Bild: picture alliance / dpa
Abnahme des Sauerstoffgehalts
Wärmeres Wasser kann weniger Sauerstoff speichern, sodass die Erwärmung der Meere zur Ausdehnung sauerstoffarmer Bereiche führt. In vielen Meeresgebieten existieren schon jetzt sauerstoffarme "Todeszonen“, in denen keine Tiere mehr leben können, weil zu wenig Sauerstoff im Wasser gelöst ist.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt
Explosionsartige Algenblüte
Im warmen, sauerstoffarmen Wasser können sich giftige Algenblüten explosionsartig vermehren. Ihr Gift tötet Fische und andere Meereslebewesen. Schon jetzt bedrohen Algenteppiche vielerorts die Fischereiwirtschaft und den Tourismus. Hier Bilder von Chiles Küste, wo Rotalgen tausende Fische mit ihrem Nervengift töteten.
Bild: picture-alliance/AP Photo/F. Marquez
Fortschreitende Korallenbleiche
Weiße Kalkskelette ohne Leben. Der Korallenstock verliert durch eine schwere Korallenbleiche nicht nur seine Farbe, sondern auch seine Fortpflanzungsfähigkeit. Die Korallenriffe sterben ab und bieten keinen Schutz, keine Nahrung und keine Jagdgründe mehr für zahlreiche Meereslebewesen.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Naupold
Veränderung der Meeresströmungen
Sollte der Nordatlantikstrom durch die Meereserwärmung unterbrochen werden, hätte dies einen starken Kälteeinbruch in ganz West- und Nordeuropa zur Folge. Denn er sorgt für eine andauernde Zirkulation des Meerwassers, indem dichtes Oberflächenwasser in tiefere, kühle Schichten absinkt. Auch die übrigen ozeanischen Strömungen wären von einer Unterbrechung betroffen.