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Wettstreit der Wörter

24. Juni 2010

Er wurde als "Castingshow" und "würdeloses Wettlesen" kritisiert. Der Bachmannwettbewerb galt lange als die umstrittenste deutschsprachige Literaturveranstaltung. Heute ist das anders, meint Jurymitglied Hubert Winkels.

Der Autor und Literaturjournalist Hubert Winkels (Foto: Bachmannpreis)
Neu in der Jury: Der Autor und Journalist Hubert WinkelsBild: Bachmannpreis

Anders ist vor allem der Name: Aus dem Bachmannwettbewerb wurden inzwischen die "Tage der deutschsprachigen Literatur". Gerungen wird aber in Klagenfurt immer noch um den Bachmannpreis. Sieben Literaturexperten dürfen ab Donnerstag wieder in dem idyllisch am Wörthersee gelegenene österreichischen Ort über die unveröffentlichten Texte von 14 Jungautoren urteilen. Die Schriftsteller lesen ihre Texte selbst vor und müssen sich hinterher einer Bewertung stellen. Dabei geht es seit Gründung des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs 1977 nicht immer wohlwollend zu. Im Gegenteil. Die harsche Kritik der Jurymitglieder ließ manche Autoren schon in Tränen ausbrechen. Trotzdem mangelt es nicht an Bewerbern. Schließlich gilt die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung als eine der wichtigsten im deutschsprachigen Raum. Wer bei dem Wettstreit mitmachen darf, fühlt sich geehrt. Das gilt auch für die Jury. Neu dabei ist in diesem Jahr der deutsche Autor und Literaturjournalist Hubert Winkels.

DW-WORLD.DE: Herr Winkels, Sie veröffentlichen im September ein Buch unter dem Titel: "Kann man Bücher lieben? Über den Umgang mit neuer Literatur." Nehmen Sie als Jurymitglied an dem Wettbewerb teil, weil Sie Bücher lieben?

Hubert Winkels: In einem ganz weiten Sinne auf jeden Fall. Ich habe schon als Schüler der gymnasialen Oberstufe eine Liebe zum materiellen Objekt Buch entwickelt. Erst habe ich gebrauchte Taschenbücher gekauft, mir dann aber zunehmend fest gebundene Bücher geleistet. Ich blicke in meinem Leben auf eine richtige Büchergeschichte zurück und daraus ist dann später auch mein Beruf geworden.

Bild: Bachmannpreis

Der Bachmann-Wettbewerb steht nicht gerade in dem Ruf, die Liebe zum Buch zu fördern, weil er sehr hart mit den Schriftstellern umgeht. Haben Sie Angst, etwas den Spaß an der Literatur zu verlieren, wenn Sie sich als Jurymitglied beteiligen?

Nein, das habe ich eigentlich nicht. Ich kenne die Spielregeln des Wettbewerbs, denn ich war schon 15 Mal in den 80er Jahren und Anfang der 90er als Gast dabei. Heute sitze ich gerne in der Jury - was ich vor zehn Jahren vermutlich abgelehnt hätte -, weil die Diskussionen sachlicher, argumentativer und vernünftiger geführt werden. In Zeiten von Marcel Reich-Ranicki, Walter Jens und anderen ging es sehr heftig zu. Die Herren der Rede haben sich maßgeblich gegeneinander profiliert. Das war ein sehr ungutes Klima.

Welchen Ton möchten Sie als Juror in dem Wettbewerb anschlagen?

"Ich kenne die Spielregeln ..."Bild: Bachmannpreis

Eine Lektion aus meinem langen Arbeitsleben lautet: Versuche nicht, irgendetwas verkörpern zu wollen, das du nicht bist. Daher werde ich meine Arbeit mit meinem Temperament machen, so wie ich das sonst im Gespräch mit Autoren auch tue, vielleicht ein bisschen gesteigert durch diese Präsenz der Öffentlichkeit. Durch die Live-Aufzeichnung des Wettbewerbs beim TV-Sender 3sat wird ein bisschen mehr Aufregung mit im Spiel sein, aber ansonsten möchte ich der sein, der ich normalerweise bin. Und ich bin eigentlich kein heftiger Verreißer. Ich kann aber hartnäckig sein, wenn ich glaube, dass etwas misslungen ist.

Das Gespräch führte Sabine Damaschke

Redaktion: Cornelia Rabitz

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