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Wettstreit neben dem Olympia-Becken

Hao Gui8. August 2016

Darf ein Olympia-Teilnehmer einen Konkurrenten einen "gedopten Betrüger" nennen? Eine Auseinandersetzung zwischen dem Australier Mack Horton und dem Chinesen Sun Yang erhitzt die Gemüter in den sozialen Netzwerken.

Yang Sun und Mack Horton (Foto: Getty Images/C. Rose)
Bild: Getty Images/C. Rose

Vor dem Finale über 400 Meter Freistil in Rio sagte der 20-jährige Australier Mack Horton zu seinem chinesischen Konkurrenten Sun Yang er wolle mit einem "gedopten Betrüger" nichts zu tun haben. Kurz darauf bezwang Horton seinen 1,98 Meter großen Gegner mit 0,13 Sekunden Vorsprung und gewann Gold. Später fügte Horton hinzu, er habe ein Problem damit, dass Sun, der schon einmal positiv getestet worden war, noch immer an Wettkämpfen teilnehmen dürfe.

Tatsächlich war dem chinesischen Freistil-Schwimmer Sun Yang 2014 eine verbotene Substanz nachgewiesen worden. Nach eigenen Angaben habe der Olympiasieger von 2012 "versehentlich Herztabletten eingenommen". Es folgten drei Monate Sperre, allerdings in einer wettkampffreien Zeit.

Sun wollte die Anschuldigung Hortons nicht auf sich sitzen lassen und konterte im australischen Fernsehen: "Wer ist denn schon Mack Horton?"

Mack Horton gewann in Rio Gold beim Finale über 400 Meter FreistilBild: picture alliance/dpa/E. Biba

Entschuldigung gefordert

Die unsportlichen Sticheleien haben inzwischen eine größere Dimension erreicht. Der chinesische Schwimm-Verband hatte am Sonntag (07.08.) sein australisches Pendant schriftlich zu einer Entschuldigung aufgefordert. Aus Sicht des chinesischen Verbands habe Horton Sun "böswillig beleidigt und ihm übel nachgeredet". Das sei "unsportlich und ungezogen".

"Die Gefühle der Chinesen sind verletzt", sagte Xu Qi, Teamchef der chinesischen Schwimmer in Rio. Tatsächlich ist der Streit in den sozialen Medien Chinas ein Top-Thema. Horton wurde von Chinas Internetnutzern aufs Schärfste beleidigt.

Sun will beim 1500 Meter Freistil Gold gewinnenBild: Getty Images/J. Finney

Redefreiheit

Der Australische Olympische Sportbund (AOC) wertete die Aussage von Horton anders. "Er darf seine Meinung frei äußern", sagt ein australischer Sportfunktionär. "Seine Äußerung dient dazu, den Sport sauberer zu machen. Ich wünsche ihm viel Glück!" Mark Anders, Verbandsvorsitzender von Swimming Australia, sagte: "Wir unterstützen unsere Sportler und haben Vertrauen, dass sie immer respektvoll, offen und transparent ihre Meinung sagen. Mack (Horton) hat sich geäußert und wir unterstützen ihn absolut."

Im Sport trifft man sich nicht nur einmal. Horton und Sun werden sich im selben Becken am Freitag (13.08.) noch einmal gegeneinander antreten: über 1500 Meter Freistil. "Ich bin der König in dieser Disziplin", verkündet Sun selbstbewusst. Horton konzentriert sich auf das Training und schweigt.