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KonflikteIsrael

WHO angesichts israelischer Angriffe "zutiefst besorgt"

1. November 2024

Die Weltgesundheitsorganisation verweist auf medizinische Helfer, die den Kampfhandlungen zum Opfer gefallen sein sollen. Die Vereinten Nationen warnen derweil vor einer Zerstörung von Kulturstätten im Nahen Osten.

Ein Mitarbeiter des libanesischen Roten Kreuzes steht in Rettungsuniform vor einem Krankenwagen
Der Weltgesundheitsorganisation zufolge wurden bei den israelischen Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Libanon mehr als 100 medizinische Mitarbeiter getötet und über 80 verletzt (Archivbild)Bild: Elisa Gestri/Sipa USA/picture alliance

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich angesichts israelischer Angriffe auf Gesundheitspersonal und medizinische Einrichtungen im Libanon "zutiefst besorgt" gezeigt. Sprecherin Margaret Harris sagte vor Journalisten in Genf, die WHO weise "wieder und wieder" darauf hin, dass das Gesundheitswesen kein militärisches Ziel sei. Die jüngsten Zahlen nannte sie "schockierend". So seien bei den israelischen Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Libanon bereits 102 medizinische Mitarbeiter getötet und weitere 83 verletzt worden.

Insgesamt habe die WHO 55 Angriffe auf das Gesundheitswesen registriert; das libanesische Gesundheitsministerium spreche von erheblich mehr Attacken, erklärte Harris. Überdies seien viele Angehörige des medizinischen Personals vertrieben worden. Die Sprecherin verwies zugleich auf Engpässe in den Krankenhäusern angesichts fehlenden Treibstoffs für Generatoren.

Erstmals seit knapp einer Woche griff die israelische Armee wieder die südlichen Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut an - mindestens elf Luftattacken hätten den Ort Dahieh getroffen, hieß es aus libanesischen SicherheitskreisenBild: AFP/Getty Images

Bei den seit rund einem Jahr andauernden Gefechten zwischen der israelischen Armee und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz sind nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP, die auf Daten des libanesischen Gesundheitsministeriums basiert, mehr als 1800 Menschen im Libanon getötet worden. Die israelische Armee gab die Zahl der toten Soldaten seit Beginn ihres Bodeneinsatzes vor einem Monat mit 37 an.

Israel: Innerhalb eines Tages 200 Ziele beschossen

In den vergangenen 24 Stunden attackierte die israelische Luftwaffe nach eigener Aussage mehr als 200 Ziele im Gazastreifen und im Libanon. Ziele seien etwa Kommandozentralen und Raketenwerfer der Hamas sowie der Hisbollah gewesen. Die eigenen Truppen hätten im Südlibanon "Terroristen ausgeschaltet, Waffen aufgespürt und terroristische Infrastruktur und Abschussrampen zerstört", heißt es in einer Mitteilung des Militärs. Israel hatte wiederholt erklärt, die Islamisten nutzten zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen, um dort militärische Einrichtungen unterzubringen. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Im Flüchtlingsviertel Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens (hier im Bild) sowie in den nahegelegenen Orten Deir al-Balah und Al-Sawaida wurden laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA mehr als 40 Menschen durch israelische Angriffe getötetBild: Omar Ashtawy Apaimages/ZUMAPRESS/picture alliance

Beim Beschuss des Flüchtlingsviertels Nuseirat und der Orte Deir al-Balah und Al-Sawaida im Zentrum des Gazastreifens seien mindestens 47 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden, meldet die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA unter Berufung auf medizinische Kreise. Auch in der Gegend von Dschabalija im Norden sowie in Rafah im Süden des abgeriegelten Küstengebiets gehen israelische Einsatzkräfte weiter gegen Islamisten vor.

Die radikalislamistische Terrororganisation Hamas hatte am 7. Oktober 2023 ein Massaker an israelischen Staatsbürgern verübt, dem nach Angaben des Militärs mehr als 1100 Menschen zum Opfer fielen. Rund 250 Personen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Beim darauffolgenden israelischen Militäreinsatz wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Behörden bislang mehr als 41.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.

Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Großangriff der Hamas mit regelmäßigen Raketenangriffen im Norden Israels eine zweite Front eröffnet. Zehntausende Zivilisten im Grenzgebiet mussten ihre Häuser verlassen. Seit einigen Wochen hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon deutlich verstärkt. Außerdem begann sie Ende September Bodeneinsatze gegen Stellungen der pro-iranischen Miliz, die ebenso wie die Hamas von zahlreichen Staaten als Terrororganisation gelistet ist.

Die Vereinten Nationen beklagen die Gefährdung antiken Kulturerbes, etwa durch Angriffe in Tyros (hier am Montag von Journalisten gefilmt), wo sich römische Ruinen befinden, die zum UNESCO-Welterbe gehörenBild: Mohammad Zaatari/AP/dpa/picture alliance

UN: Phönizische Städte in großer Gefahr

Die Vereinten Nationen warnen derweil vor einer Zerstörung historischer Kulturstätten. "Geschichtsträchtige phönizische Städte sind in großer Gefahr, in Schutt und Asche gelegt zu werden", erklärte die UN-Libanonbeauftragte Jeanine Hennis-Plasschaert insbesondere mit Blick auf Tyros und Baalbek. Das kulturelle Erbe des Libanons dürfe "nicht ein weiteres Opfer dieses verheerenden Konflikts werden", betonte sie. Die beiden Städte, die im Süden und Osten des Landes liegen, beherbergen römische Ruinen, die zum UNESCO-Welterbe zählen. In den vergangenen Wochen waren sie Ziel mehrerer israelischer Angriffe gewesen.

jj/pg/ww (dpa, afp, rtr)

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