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Politik

Corona wohl von Zwischenwirt übertragen

29. März 2021

Die Weltgesundheitsorganisation legt ihren Abschlussbericht zur Expertenmission im chinesischen Wuhan vor. Sie geht auch auf eine brisante Hypothese ein.

China Wuhan | Coronavirus | WHO Untersuchung | Symbolbild
In Wuhan wurden die ersten SARS-CoV-2-Fälle bei Menschen bekannt (Symbolbild)Bild: Getty Images

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von einer Übertragung des neuartigen Coronavirus auf den Menschen durch einen Zwischenwirt aus. Von einer Fledermaus sei der Erreger "wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich" auf ein anderes Tier und von diesem schließlich auf den Menschen übergegangen, heißt es in einem noch unveröffentlichten Bericht der WHO, aus dem mehrere Nachrichtenagenturen vorab zitieren. Das Papier listet Schlussfolgerungen aus dem Besuch einer Expertengruppe im chinesischen Wuhan im Januar und Februar auf.

Die niederländische Virologin Marion Koopmans, die an der Mission beteiligt war, sagte in einem Radiointerview, "die wahrscheinlichste Route" sei der Weg von einer Fledermaus auf ein anderes Tier. Die These, wonach das Virus aus einem chinesischen Hochsicherheitslabor entwichen sein könnte, wird in dem WHO-Bericht dagegen als "extrem unwahrscheinlich" bezeichnet. Diese Vermutung zum Ursprung der Pandemie hatte unter anderem der frühere US-Präsident Donald Trump geäußert.

Politisch heikle Nachforschungen

Auch die direkte Übertragung von Fledermäusen auf den Menschen ohne einen Zwischenwirt sei denkbar, heißt es in dem Papier. Dass Ansteckungen - wie von Peking diskutiert - über tiefgekühltes Fleisch erfolgten, das aus dem Ausland importiert wurde, halten die Autoren für "möglich". WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte: "Alle Hypothesen sind auf dem Tisch und müssen weiter untersucht werden."

Ankunft der WHO-Experten - hier Peter Ben Embarek - im Februar im chinesischen Wuhan (Archivbild)Bild: Hector Retamal/AFP

Die WHO-Expertengruppe hatte ihre Arbeit in China mit großer Verzögerung aufgenommen, da die dortigen Behörden ihre Zustimmung erst nach längerem Tauziehen erteilten. Auch die offizielle Vorstellung des Berichts ließ auf sich warten. Sie soll nun an diesem Dienstag erfolgen.

Die Nachforschungen nach dem Ursprung der Pandemie sind politisch heikel, da bestimmte Schlussfolgerungen zu schweren Imageschäden und womöglich zu Schadensersatzforderungen führen würden. Die USA haben auch unter dem neuen Präsidenten Joe Biden wiederholt die Befürchtung geäußert, der WHO-Bericht könne nicht alle Erkenntnisse und Hinweise offenlegen. WHO-Teamleiter Peter Ben Embarek deutete spezielle Arbeitsbedingungen an. "Die Politik stand immer im Raum", sagte der dänische Wissenschaftler der Zeitschrift "Science". Peking hebt hingegen hervor, die WHO-Mission in Wuhan sei nur dank Chinas wissenschaftlicher Kooperation möglich gewesen.

Ausgangssperren und Massentests

In Wuhan waren Ende 2019 die ersten Corona-Fälle bei Menschen bekannt geworden. Das Virus SARS-CoV-2 breitete sich rasch in aller Welt aus. Mittlerweile wurden über 127 Millionen Ansteckungen nachgewiesen; mehr als 2,78 Millionen Infizierte starben.

Nach einem anfänglich als unzureichend kritisierten Umgang mit dem Ausbruch verhängte China strenge Maßnahmen und Einreisebeschränkungen. Mit Ausgangssperren und Massentests für Millionen Menschen sowie Kontaktverfolgung und Quarantäne scheint die Volksrepublik das Virus weitgehend in den Griff bekommen zu haben. Heute werden nur noch vereinzelt lokal begrenzte Ausbrüche gemeldet.

jj/kle (dpa, afp, ap)