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Politik

WHO: "Die Welt muss in Alarmbereitschaft sein"

29. Januar 2020

Inzwischen haben rund 15 Länder Infektionsfälle mit dem neuen Coronavirus gemeldet. In China steigt die Zahl der Erkrankten auf etwa 6100. Die WHO ist alarmiert und hat erneut ihr Notfallkomitee einberufen.

Coronavirus Epidemie 2020 Thailand
Mitarbeiter von Thai Airways desinfizieren ein Flugzeug, in dem eine Corona-Infektion festgestellt worden warBild: picture-alliance/dpa/P. Janthong

Angesichts der rasanten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Donnerstag erneut den Notfallausschuss einberufen. "Die ganze Welt muss jetzt in Alarmbereitschaft sein", sagte WHO-Notfallkoordinator Michael Ryan in Genf. Der Ausschuss sei wegen der hohen Fallzahl in China und der steigenden Übertragungen ins Ausland neu einberufen worden.

Der Expertenausschuss, in dem unter anderem Virologen, Seuchenbekämpfer und Epidemiologen sitzen, berät die WHO in der Frage, ob eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen werden soll. Damit verbunden sind konkrete Empfehlungen, wie alle Länder der Welt einer weiteren Ausbreitung vorbeugen können. Bei einem Krisentreffen des Gremiums in der vergangenen Woche war zunächst kein Notfall ausgerufen worden. Bislang hatte die WHO den internationalen Gesundheitsnotstand nur fünf Mal in ihrer Geschichte erklärt, unter anderem wegen Ebola und der Schweinepest.

WHO-Chef entschuldigt sich

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, die Welt rücke zusammen, um eine weitere Verbreitung des Virus zu stoppen. Dabei würden Erfahrungen aus vergleichbaren früheren Fällen eingesetzt. China, wo das Virus zuerst bei Menschen festgestellt wurde, benötige "Solidarität und Unterstützung" der Welt. Zudem entschuldigte sich der WHO-Chef dafür, dass seine Organisation die weltweite Gefährdung durch das Virus zunächst nicht als "hoch" eingestuft hatte.

Die WHO hat die Dynamik des Virus wohl unterschätzt. WHO-Direktor Tedros Adhanom GhebreyesusBild: AFP/F. Coffrini

Notfallkoordinator Ryan sagte, nach wie vor hätten die meisten betroffenen Menschen milde Symptome. Etwa jeder fünfte Betroffene leide jedoch an heftigen Krankheitsfolgen wie Lungenentzündungen und Atembeschwerden. Die Übertragungskette könne immer noch unterbrochen werden. Das sei mit sorgfältiger Hygiene - etwa Händewaschen - und der Isolierung von Infizierten möglich.

Zahl der Infizierten steigt weiter deutlich an

Rund einen Monat nach Meldung der ersten Fälle aus Wuhan liegt die Zahl der Erkrankten in Festland-China nach Behördenangaben bei etwa 6100. 132 Patienten starben bislang. Außerhalb Chinas gibt es bisher etwa 50 Infektionsfälle in rund 15 Ländern. In Europa sind neben Deutschland, wo vier Fälle gemeldet wurden, Frankreich und Finnland betroffen. Infektionen mit dem derzeit 2019-nCoV genannten Virus gibt es zudem in Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, den USA, Australien und Südkorea. Am Mittwoch erreichte der neuartige Erreger auch den Nahen Osten: Die Vereinigten Arabischen Emirate meldeten vier Erkrankte.

Immer mehr Länder wollen ihre Staatsbürger zurückholen

Nach EU-Angaben wollen rund 600 Europäer die besonders stark betroffene zentralchinesische Provinz Hubei so schnell wie möglich verlassen. 14 EU-Länder, darunter Deutschland, hätten der Kommission bislang die Zahl ihrer ausreisewilligen Staatsangehörigen mitgeteilt, teilte EU-Katastrophenschutz-Kommissar Janez Lenarcic. Die Brüsseler Behörde bemühe sich nun um koordinierte Rückholaktionen.

Bluttest auf CoronavirusBild: Reuters/D. Ruvic

In einer ersten europäisch organisierten Rückholaktion sollten am Mittwoch 250 französische Staatsangehörige aus China ausgeflogen werden. Italien will am Donnerstag rund 50  seiner Staatsbürger aus Wuhan ausfliegen. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) werden etwa hundert Deutsche in den nächsten Tagen folgen.

Laut  Auswärtigem Amt müssen die Rückkehrer in Frankfurt am Main damit rechnen, dass sie vorübergehend isoliert werden, um eine Infektion bei ihnen auszuschließen. "14 Tage Quarantäne sind geplant", sagt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Die Entscheidung liege bei den Frankfurter Gesundheitsbehörden.

Ohne Mundschutz geht nichts mehr - Reisende aus China bei der Ankunft in HongkongBild: Reuters/T. Siu

Japan und die USA holten bereits Staatsbürger aus China zurück. In Tokio landete eine Maschine mit 206 Japanern, die sich zuvor in der Millionenmetropole Wuhan aufhielten. Laut Diplomaten verließ auch eine US-Chartermaschine mit 220 Insassen Wuhan. Die Stadt gilt als Ausgangspunkt des neuen Virus und wurde praktisch von der Außenwelt abgeriegelt. Ähnliche Quarantäneregelungen gelten für viele weitere Städte in der Provinz Hubei.

qu/kle (dpa, afp, rtr)

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