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WHO-Entwarnung: Neue Variante nicht besorgniserregend

6. Januar 2022

Trotz der vielen Mutationen bereitet die in Frankreich entdeckte B.1.640.2-Variante den Experten wenig Sorgen. Hinter dem falschen Alarm steckt ein zweifelhafter Mediziner aus Frankreich.

WHO Weltgesundheitsorganisation Flagge, Genf
Bild: Fabrice Coffrini/AFP

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt die in Frankreich entdeckte neue Variante B.1.640.2 im Moment wenig Anlass zur Sorge.

Der zuständige WHO-Mediziner Abdi Mahmud bestätigte in Genf, dass die WHO die Variante seit November beobachtet. Sie habe sich aber seitdem offenbar nicht weit verbreitet. "Dieses Virus hatte viele Gelegenheiten, sich zu verbreiten", sagt Mahmud, aber bislang wurden nur etwa 20 Proben sequenziert und nur eine davon seit Anfang Dezember.

Im Gegensatz dazu hat die Omikron-Variante, die erstmals am 23. November auf der Datenbank für Krankheitsvarianten Gisaid  hochgeladen wurde, mehr als 120.000 Sequenzen in der Datenbank.

Corona-Variante hat sich kaum verbreitet

Erstmals war die neue Variante im Oktober im Südosten Frankreichs bei einem geimpften Reiserückkehrer aus Kamerun festgestellt worden. Die Forschenden fanden insgesamt 12 Fälle in der Region und nannten die Variante "I.H.U.", nach dem Forschungsinstitut in Marseille, das bei der Identifizierung der Variante geholfen hat. Am 4. November 2021 wurde die neue Variante mit der Bezeichnung B.1.640.2 in Gisaid hochgeladen.

Die Forschungsarbeit zu der neuen Variante, die Ende Dezember auf einem Preprint-Server veröffentlicht, aber noch nicht von Fachkollegen überprüft wurde, alarmierte die Forschenden zunächst, denn die Variante B.1.640.2 enthält 46 Mutationen. Und die sich jetzt rasch ausbreitende Omikron-Variante weist ebenfalls eine hohe Zahl von Mutationen auf, wodurch sie wesentlich schneller übertragbar wird.

Vorsichtige Entwarnung auch von Experten

Die Entwarnung der WHO deckt sich mit der Einschätzung von Jörg Timm, Professor und Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. "Die Variante ist schon vor einiger Zeit erstmalig beschrieben worden und hat sich bisher zumindest in den Bereichen, wo jetzt häufiger auf sequenziert wird, nicht weiter durchgesetzt. Das ist schon ein sehr starker Indikator dafür, dass sie keinen großen Selektionsvorteil im Vergleich beispielsweise zu Omikron hat, wo wir mit den ersten Daten eigentlich schon relativ schnell Klarheit darüber hatten, dass es zu einer raschen Verbreitung kommt. Das ist bei dieser B.1640-Variante erstmal nicht so zu sehen, sodass eigentlich niemand wirklich erwartet, dass die uns ganz große Probleme machen wird."

Auch der Virologe Dr. Tom Peacock vom Imperial College London gibt auf Twitter Entwarnung, es lohne sich nicht, besorgt zu sein:

Trotz der ersten Entwarnungen und der vergleichsweise niedrigen Fallzahlen wollen die kameruneschen Gesundheitsbehörden die Begleitumstände sorgfältig untersuchen, sagte der kamerunischen Epidemiologe Prof. Yap Buom: "Wir verfolgen das genau und machen weiter, um lokale Sequenzen zu bekommen, damit wir vergleichen können und sehen, ob diese Variante bei uns zirkuliert", erläuterte er im Interview mit der Deutschen Welle.

Auch in Frankreich gibt es sehr viele Impfskeptiker und Proteste gegen die Corona-MaßnahmenBild: Sameer Al-Doumy/AFP

Zweifelhafter Forscher steckt hinter falschem Alarm

Nach der rasanten Ausbreitung der neuen Omikron-Variante verwundert es nicht, dass bei der Meldung über eine neu entdeckte Variante mit vielen Mutationen nicht nur bei Forschenden zunächst die Alarmglocken schrillten.

In Gang gesetzt wurde dieser Prozess durch ein noch nicht geprüftes Preprint, an dem auch ein umstrittener französischer Forschers mitgewirkt hat, berichtet das Faktenfinder-Team der Tagesschau.

Der Mediziner und Infektiologe Didier Raoult ist in Frankreich hoch umstritten, u.a. weil er COVID-Patienten mit dem Malaria-Medikament Hydroxychloroquin behandelt. Raoult sei laut Tagesschau erst Anfang Dezember dafür von der französischen Ärztekammer offiziell gerügt worden. 

Zudem sei an dem von ihm gegründeten Institut für Infektionskrankheiten der Universitätsklinik Marseille (IHU Méditerranée Infection) bei der COVID-Forschung gegen die Regeln klinischer Studien verstoßen worden. Laut Tagesschau habe er seinen Posten als Institutsdirektor bereits aufgeben müssen, die Marseiller Staatsanwaltschaft ermittle. 

Falsche Prognosen und wirre Thesen

Unter Corona-Skeptikern genieße der Infektiologe Didier Raoult dagegen "Kultstatus", selbst wenn seine Prognosen sich schon mehrfach als falsch erwiesen hätten. So hatte er etwa ein rasches Ende der Pandemie vorausgesagt.

Der Mediziner selber wolle sich nicht gegen SARS CoV2 impfen lassen, weil die Krankheit nicht tödlich sei, schreibt die Tagesschau. Stattdessen warnt er vor unbekannten Impfnebenwirkungen wie bei der Schweinegrippe-Impfung. 

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