Schmutziges, verdrecktes Wasser macht krank. Allein an Durchfallerkrankungen sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr rund eine halbe Million Menschen.
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Durch verschmutztes Wasser drohten unzählige Menschen an Cholera, Ruhr, Typhus oder Polio zu erkranken, heißt es in einem neuen Bericht der WHO zum Thema. Die Leiterin der WHO-Abteilung für öffentliche Gesundheit, Maria Neira, warnte bei der Vorstellung der Studie, verunreinigtes Wasser sei auch ein wesentlicher Faktor für den Ausbruch tropischer Krankheiten, dazu gehörten Infekte durch Darmwürmer, Bilharziose und Bindehautentzündungen.
Neira forderte die internationale Gemeinschaft auf, dringend mehr Geld in den Zugang zu sauberem Wasser zu investieren. In vielen Ländern seien die Zustände katastrophal. Fast zwei Milliarden Menschen nutzten mit Fäkalien verunreinigtes Wasser und sie riskierten damit Krankheit und Tod, so die WHO-Vertreterin.
UN-Ziel rückt in weite Ferne
Die Vereinten Nationen hatten in ihren nachhaltigen Entwicklungszielen 2015 unter anderem vereinbart, dass bis 2030 weltweit allen Menschen der Zugang zu sicherem und bezahlbarem Wasser gewährleistet sein soll. Dieses Ziel dürfte laut dem nun vorgestellten Bericht zur Wasserqualität weltweit doch weit verfehlt werden, sollte die Staatengemeinschaft ihre Investitionen nicht radikal erhöhen.
Wasser: Bedrohtes Lebenselixier
Einem UN-Bericht zufolge könnte sich der weltweite Wasserbedarf in den nächsten 13 Jahren verdoppeln. Am Weltwassertag rufen die Vereinten Nationen deshalb zur verstärkten Wiederaufbereitung von Abwässern auf.
Bild: Getty Images/R. Pudyanto
50 Prozent mehr Bedarf bis 2030
Bis zum Jahr 2030 könnte wie weltweite Nachfrage nach Frischwasser um 50 Prozent steigen, heißt es in dem von UN und UNESCO herausgegebenen Bericht. Grund dafür sei unter anderem die fortschreitende Erderwärmung. Schon heute leben zwei Drittel der Menschen in Gebieten mit regelmäßiger Wasserknappheit, die Hälfte von ihnen in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern Indien und China.
Bild: Reuters/A. N. Chinnappa
Abwässer als Gesundheitsrisiko
Schwerpunktthema im diesjährigen Bericht sind Abwässer. Zum Schutz der Umwelt und zur Bekämpfung der globalen Wasserknappheit müssten mehr Abwässer geklärt werden. Den UN zufolge sterben jährlich fast dreieinhalb Millionen Menschen an Krankheiten, die mit der Wasserversorgung zusammenhängen - 800.000 von ihnen durch verunreinigtes Wasser und die fehlende Möglichkeit zum Händewaschen.
Bild: Reuters/R. De Chowdhuri
80 Prozent der Abwässer unbehandelt
Wohlhabende Länder klären laut den Vereinten Nationen rund 70 Prozent ihrer Abwässer. Durchschnittlich würden aber weltweit rund 80 Prozent unbehandelt in die Umwelt geleitet, die dadurch mit Chemikalien, Medikamentenresten und Bakterien belastet werde. Angesichts der Frischwasserknappheit sei es "undenkbar", die Wasseraufbereitung zu vernachlässigen, sagt UNESCO-Direktorin Irina Bokova.
Bild: Reuters/A. Dave
Notlage in Gaza
Ein Bericht der Hilfsorganisation Oxfam beleuchtet anlässlich des Weltwassertags die Situation im Gazastreifen. Dort sei aufgrund unzureichender Wasserversorrgung die Gesundheit von etwa zwei Millionen Menschen bedroht. Weil Israel eine "Versorgungsblockade" für die Region verhängt habe, könne die im Gaza-Krieg von 2014 zerstörte Infrastruktur nicht erneuert werden, heißt es in dem Oxfam-Report.
Bild: picture-alliance/AP Photo/K. Hamra
Unterschätzte Ressource
Geklärte Abwässer seien eine wichtige Trinkwasserquelle und würden als solche noch nicht ausreichend genutzt, berichten die Vereinten Nationen. Anlässlich des Weltwassertags hat die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler (SPD), das Recht auf sauberes Trinkwasser angemahnt. 2010 hatte die UN-Vollversammlung das Menschenrecht erstmals mit einer Resolution offiziell anerkannt.
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Jedes vierte Kind leidet
Auch der Papst und mehrere Hilfsorganisationen haben auf die katastrophale Trinkwasserversorgung in einigen Teilen der Welt hingewiesen. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF warnte vor einer lebensbedrohlichen Lage für Millionen Kinder. Bis 2040 würden schätzungsweise "fast 600 Millionen Kinder in Regionen mit extrem begrenzten Wasserressourcen leben". Das sei eines von vier Kindern weltweit.
Bild: picture-alliance/Pacific Press/R.S. Hussain
Landwirtschaft könnte profitieren
Wiederaufbereitetes Wasser könnte nicht nur als Trinkwasser dienen, sondern auch der Landwirtschaft zugute kommen - nicht nur in armen Weltregionen. In den USA etwa leiden kalifornische Bauern seit Jahren unter einer anhaltenden Dürre in dem Bundesstaat. Insgesamt sei die Landwirtschaft für 70 Prozent des weltweiten Wasserbedarfs verantwortlich, heißt es im UN-Weltwasser-Entwicklungsbericht.
Bild: Getty Images/D. McNew
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Dem UN-Papier zufolge steigerten die Länder ihre durchschnittlichen Ausgaben für Wasser, Sanitäreinrichtungen und Hygiene in den vergangenen drei Jahren zwar durchschnittlich um 4,9 Prozent. Doch räumen 80 Prozent der Staaten ein, dass sie damit ihre selbstgesteckten Ziele nicht erfüllen.
Das Dreifache müsste es sein
Nach einer Schätzung der Weltbank müssten die weltweiten Investitionen in Infrastruktur jährlich um das Dreifache auf dann 114 Milliarden Dollar (107 Milliarden Euro) erhöht werden, um die Entwicklungsziele zu erreichen. Dies sei eine Herausforderung, die lösbar sei, erklärte der Chef von UN-Wasser und Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), Guy Ryder. Mehr Investitionen in Wasser und sanitäre Anlagen könnten wesentliche Gewinne für die menschliche Gesundheit und Entwicklung einbringen sowie Arbeitsplätze schaffen.