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Tuberkulose-Epidemie stärker als gedacht

13. Oktober 2016

Tuberkulose - auch ihre medikamentenresistente Form - bleibt weltweit eine große Gefahr. Besonders betroffen sind Subsahara-Afrika, Indien und Südost-Asien. Neuansteckungen gehen in einigen Ländern auch zurück.

Tuberkel-Bakterien
Bild: picture-alliance/dpa/Klett/A. Jung

"Die Tuberkulose-Epidemie ist stärker als bisher gedacht". So lautet der einleitende Satz im diesjährigen Welt-Tuberkulose (TB) Bericht der UN-Weltgesundheits-Organisation WHO. Das liegt einerseits daran, dass die Anzahl der Neuerkrankungen relativ stabil, aber auf hohem Niveau ist, aber auch daran, dass der WHO neue Daten aus Indien vorliegen, die im letzten Bericht noch nicht berücksichtigt worden waren.

WHO-Generaldirektorin Margaret Chan sieht jedenfalls keinen Grund zur Entwarnung: "Wir müssen uns sehr anstrengen, um unsere Ziele bei der Bekämpfung der Tuberkulose zu erreichen", sagte Chan. "Es muss eine massive Verstärkung der Bemühungen geben oder die Staaten werden hinter den Zielen zurückfallen."

Multiresistente TBC in Russland, China und Indien

2015 gab es 10,4 Millionen Neuerkrankungen. Davon  entfielen etwa 480.000 Fälle auf multiresistente TB-Erreger - also Keime, die nicht auf Penizillin oder andere Antibiotika reagieren. Hinzu kommen 100.000 Fälle von Rifampicin-resistenten Erregern, die auf ein gängiges Antibiotikum nicht mehr ansprachen. 45 Prozent dieser resistenten TB-Fälle traten in Indien, China und Russland auf.

1,4 Millionen Menschen, die keine HIV-Träger waren, sind 2015 an den Folgen von TB verstorben. Weitere 400.000 HIV- infizierte erlagen ebenfalls  an den Folgen einer TBC-Erkrankung. Damit rangiert TB noch immer unter den 10 häufigsten Todesursachen weltweit.

Neuinfektionen sinken langsam, Todesfälle sinken schnell

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die Todesrate liegt immerhin um 22 Prozent niedriger als noch zu Beginn des Jahrtausends. Und auch wenn die Anzahl der Neuerkrankungen seit der Jahrtausendwende stets knapp über 10 Millionen lag, geht der Trend langsam zurück.

Zudem zeigen einige Länderstatistiken, dass gezielte Maßnahmen im Gesundheitssystem die Lage durchaus dramatisch verbessern können. Dies ist etwa in Äthiopien, der Zentralafrikanischen Republik, Zimbabwe und Namibia der Fall. Dort sind die erfassten Fallzahlen seit 2000 um jeweils etwa Zweidrittel gesunken, die Todesraten zum Teil noch deutlicher - vorausgesetzt natürlich, dass die Statistiken in all den Jahren umfassend geführt und die Patienten systematisch erfasst wurden.

Ambitionierte Entwicklungsziele

Die Vereinten Nationen haben sich 2015 neue nachhaltige Entwicklungsziele ("Sustainable development Goals/SDGs") gesetzt, die sie bis 2030 erreichen wollen. Die Bekämpfung von TB ist eins davon.

Die WHO strebt eine Reduzierung der Neuinfektionen bis 2030 um 80 Prozent und der Todesfälle sogar um 90 Prozent an. Länder, die gezielt Patienten-Screenings und Behandlungen durchführen, können schon jetzt deutliche Erfolge vorweisen. Insofern wären die Ziele medizinisch wohl innerhalb der gesetzten 15 Jahre erreichbar - wenn alle Staaten mit Entschlossenheit das Ziel verfolgen.

Priorität bei der Bekämpfungsstrategie haben Länder mit hohen Fallraten. Dazu hat die WHO drei Länderlisten mit je 30 Staaten zusammengestellt. Fast alle davon liegen in Subsahara-Afrika, auf dem Asiatischen Subkontinent wie Pakistan und Indien, in Eurasien von Russland über Aserbaidschan bis in die Mongolei und in Südostasien von China über Kambodscha und über die Philippinen bis nach Indonesien.

Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen
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