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Politik

WHO kann Pandemie-Ursprung nicht klären

9. Februar 2021

Experten der WHO wollten mit chinesischen Kollegen in Wuhan herausfinden, wo das Coronavirus ursprünglich herkommt. Das ist ihnen nicht gelungen.

China Wuhan | Coronavirus | PK der WHO zu Untersuchungen
Bild: Aly Song/REUTERS

Die Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben während ihres mehrwöchigen Aufenthalts in China nicht klären können, wie das Coronavirus auf den Menschen übergegangen ist. Das Tier, auf das die Übertragung auf den Menschen vermutlich zurückzuführen sei, sei noch nicht gefunden worden, teilten die WHO-Experten und ihre ebenfalls an der Untersuchung beteiligten chinesischen Kollegen bei einer Pressekonferenz in Wuhan mit.

Eine Übertragung von Tieren auf den Menschen sei wahrscheinlich, aber "das Erregerreservoir muss noch identifiziert werden", sagte der Leiter des chinesischen Wissenschaftlerteams, Liang Wannian. Hinweise, dass es bereits vor Dezember 2019 Infektionen mit Sars-CoV-2 beim Menschen gab, wurden ebenfalls nicht gefunden.

Märkte, auf denen Wildtiere lebend für den Verzehr angeboten werden, sind in China üblich Bild: Paul Hilton/dpa/picture-alliance

In der Elf-Millionen-Einwohner-Metropole Wuhan in Zentralchina war Ende 2019 der weltweit erste Infektionsherd des damals neuartigen Erregers festgestellt worden, an dem inzwischen mehr als 2,3 Millionen Menschen weltweit starben. WHO-Teamchef Peter Ben Embarek sagte, der "wahrscheinlichste Weg" der Übertragung auf den Menschen sei von Fledermäusen ausgehend über ein anderes Tier als sogenannter Zwischenwirt.

Wie das Virus auf den Markt in Wuhan gekommen ist und sich verbreitet hat, ist weiterhin unklar. Es könne über Tiere, Produkte oder auch Menschen gekommen sein. Die niederländische Virologin Marion Koopmanns sah einen "Eintrittspunkt", da auf dem Markt mit wilden Tieren gehandelt worden sei. Einige Händler hätten Tiere besessen, die als Träger von Coronaviren bekannt seien oder verdächtigt würden. Hier könne eine Rückverfolgung ansetzen.

Das WHO-Team fährt beim Institut für Virologie in Wuhan vorBild: Thomas Peter/REUTERS

Es gab in Wuhan allerdings auch Ansteckungen, die nicht mit diesem Markt, sondern mit anderen Märkten oder auch gar nicht mit Märkten in Verbindung gebracht wurden, wie die Wissenschaftler hervorhoben. Sie hätten aber keine Beweise für einen größeren Ausbruch "in Wuhan oder anderswo" vor Dezember 2019 finden können, sagte Embarek.

Die unter anderem vom früheren US-Präsidenten Donald Trump geäußerte Theorie, SARS-CoV-2 sei aus einem Labor in Wuhan entwichen, bezeichnete Embarek als "extrem unwahrscheinlich". Er und seine Kollegen würden dieser These daher nicht weiter nachgehen. Ob das Virus auch über Tiefkühlprodukte weiterverbreitet worden sein könnte, müsse noch genauer untersucht werden. "Wir wissen, dass das Virus in einem frostigen Umfeld bestehen kann", erläuterte Embarek. "Aber wir wissen nicht, ob das Virus dann auf den Menschen übertragen werden kann und unter welchen Umständen."

Der Besuch einer Ausstellung über Maßnahmen der chinesischen Behörden zur Eindämmung der Pandemie gehörte zum PflichtprogrammBild: Ng Han Guan/AP/dpa/picture alliance

Die zehn internationalen Experten der WHO-Mission, darunter Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut in Berlin, waren am 14. Januar in Wuhan eingetroffen. Nach zweiwöchiger Quarantäne besuchten sie dort ab Ende Januar unter anderem das Zentrum für Tierseuchen-Prävention und das Institut für Virologie und sprachen mit Behördenvertretern. Die Anreise der Experten hatte sich wegen fehlender Genehmigungen von chinesischer Seite um mehrere Tage verzögert, die WHO reagierte mit Kritik darauf.

Politisch heikle Mission

Für China war die WHO-Mission heikel. Zunächst hatte Peking eine unabhängige internationale Untersuchung der Ursprünge des Virus verweigert. Später schwenkte die Volksrepublik um und verbreitete Thesen, dass das Virus seinen Ursprung in anderen Ländern habe.

Wie politisch aufgeladen die Mission war, zeigten Ende Januar auch Äußerungen der neuen US-Regierung. Die Sprecherin von Präsident Joe Biden, Jen Psaki, äußerte "große Sorge" über eine mögliche "Falschinformation" durch "einige Quellen in China" und forderte eine "belastbare" Untersuchung.

uh/qu (dpa, afp, rtr)

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