WHO-Staaten einigen sich auf globales Pandemie-Abkommen
20. Mai 2025
Die mehr als 190 Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben das jahrelang ausgehandelte globale Pandemie-Abkommen gebilligt. Auf der Jahresversammlung in Genf nahmen die Delegierten den Pakt ohne Abstimmung an. Der philippinische Gesundheitsminister Ted Herbosa hatte als Sitzungspräsident gefragt, ob es Vorbehalte gebe. Daraufhin meldete sich niemand.
Erklärtes Ziel des Vertragswerks ist es, Lehren aus der Corona-Zeit zu ziehen und die Zusammenarbeit im Kampf gegen mögliche künftige Pandemien zu vertiefen. Unter Berufung auf Gerechtigkeit, Solidarität und Transparenz fordert der Text, gesundheitspolitische Entscheidungen müssten auf den "besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen" basieren. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bezeichnete die Übereinkunft als "historisch". Der Äthiopier sagte, die nächste Pandemie sei "keine Frage des Ob, sondern des Wann".
Regierungen als Konkurrenten
Als sich 2020 das Coronavirus SARS-CoV-2 in der ganzen Welt verbreitet hatte, waren Masken und Schutzmaterial knapp. Regierungen machten sich gegenseitig Bestellungen streitig, viele verhängten Exportstopps für solche Produkte, auch Deutschland. Nachdem Impfstoffe verfügbar waren, stoppten zum Beispiel die USA und Indien sämtliche Ausfuhren. Während in reichen Ländern bereits die dritte Impfung verabreicht wurde, warteten Menschen in ärmeren Staaten noch auf die erste Lieferung.
Künftig soll die globale Verteilung über entsprechende Lieferketten verbessert werden. Zudem erklären sich die WHO-Länder bereit, ihre Gesundheitssysteme zu stärken und teilweise auch das Krankheitsgeschehen im Tierreich zu überwachen, damit Seuchenausbrüche - etwa nach Übertragung eines Virus von einem Tier auf den Menschen - rasch erkannt und im besten Fall sofort erstickt werden. Dabei soll der Austausch zwischen Staaten und Pharmafirmen möglichst reibungslos erfolgen, um die Entwicklung von Gegenmitteln auch in armen Ländern zu fördern.
Daten gegen Spenden
Teilnehmende Unternehmen müssen im Pandemiefall ihr Fachwissen teilen sowie 20 Prozent ihrer maßgeblichen Gesundheitsprodukte an die WHO abtreten, davon mindestens die Hälfte als Spende und den Rest zu Vorzugspreisen. Im Gegenzug erhalten sie staatliche Daten über neu aufgetretene Erreger - etwa DNA-Sequenzen von Viren, Bakterien oder anderen Mikroorganismen -, um schnell Impfstoffe, Medikamente und Tests entwickeln zu können.
Details dieses Austauschs, der als "Pathogen Access and Benefit Sharing" (PABS) bezeichnet wird und für die Pharmafirmen freiwillig ist, wurden in einen Anhang ausgelagert, der noch auszuhandeln ist. Das dürfte mindestens ein Jahr dauern. Erst dann kann der Vertrag den Regierungen zur innerstaatlichen Ratifizierung vorgelegt werden.
Das Abkommen tritt nicht eher in Kraft, bis mindestens 60 Länder es ratifiziert haben. Die WHO hat derzeit noch 194 Mitgliedstaaten; die USA und Argentinien haben jedoch ihren Austritt angekündigt.
jj/wa (dpa, afp, rtr, epd)
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