Im Bürgerkriegsland Jemen nimmt der Cholera-Ausbruch alarmierende Ausmaße an. Doch die internationale Gemeinschaft stelle nicht genügend Hilfsgelder zur Verfügung, klagt die Weltgesundheitsorganisation.
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat auf eine "aggressive" Ausbreitung der Cholera im Jemen aufmerksam gemacht. Ohne dringende Notfallmaßnahmen könnte eine Viertelmillion Menschen in den nächsten sechs Monaten an der lebensgefährlichen Darminfektion Cholera erkranken, berichtete der Landesleiter der WHO im Jemen, Nevio Zagaria, telefonisch aus dem Krisengebiet. Innerhalb von drei Wochen seien 23.400 Verdachtsfälle gemeldet worden, 242 Menschen seien gestorben.
Zagaria betonte, dass der anhaltende bewaffnete Konflikt die Lage zusätzlich verschärfe. Krankenhäuser seien beschädigt oder zerstört, viele Einwohner hätten keinen Zugang zu medizinischer Hilfe und sauberem Wasser.
Der WHO-Landesleiter beschrieb eine desolate Lage: Der Strom funktioniere nicht mehr, deshalb fielen Wasserpumpen aus und die Menschen hätten nur noch verschmutztes Wasser zur Verfügung. Die internationale Gemeinschaft stelle nicht genügend Geld für die Noteinsätze zur Gesundheitsversorgung und zur Bereitstellung von Wasser und Abwasserdiensten bereit. Die WHO habe 50 Behandlungszentren für Cholera-Patienten eingerichtet, nötig seien aber 350.
Die Krankenhäuser seien überrannt, viele aber kaum funktionsfähig. Die meisten Mitarbeiter seien seit sechs Monaten nicht mehr bezahlt worden. Zagaria appellierte an die Weltgemeinschaft, die Bezahlung der Mitarbeiter im Gesundheitswesen sicherzustellen. Besonders betroffen sind nach Angaben der Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger die Kinder: "Ihre geschwächten Körper haben der Infektion nichts entgegenzusetzen."
Jemen - Cholera außer Kontrolle
Mehr als 2.500 Fälle innerhalb von zwei Wochen: Die Behörden in dem Bürgerkriegsland rufen wegen der Infektionskrankheit den Notstand aus.
Bild: Reuters/A.Zeyad
Ein Schluck aus der Trinkflasche
Er leidet an der Cholera, aber er kann sich vergleichsweise glücklich schätzen: Dieser Mann im Krankenhaus von Sanaa, der Hauptstadt Jemens, ist relativ gut versorgt. Inzwischen können das die Kliniken nicht mehr in allen Fällen sicherstellen.
Bild: Picture alliance/Photoshot/M. Mohammed
Jeden Tag neue Patienten
Seit dem 6. Mai, als dieses Foto im Krankenhaus von Sanaa entstand, ist die Zahl der Patienten noch einmal erheblich angestiegen. Der Direktor des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Dominik Stillhart, warnt vor einer "katastrophalen humanitären Lage" in der Hauptstadt. 115 Menschen sind in den vergangenen zwei Wochen an der Infektionskrankheit gestorben.
Bild: Reuters/K. Abdullah
Überleben in der Hauptstadt des Bürgerkriegs
Abfall sammelt sich auf den Straßen von Sanaa, seit die Müllarbeiter wegen unbezahlter Löhne in einen Streik getreten sind. Die Menschen in dem bettelarmen Land, in dem seit 2014 ein Bürgerkrieg herrscht, suchen in dem Müll nach Nahrung oder anderen brauchbaren Überresten.
Bild: Getty Images/M.Huwais
Kein Bett mehr
Inzwischen ist auch die hygienische Lage in den Kliniken kritisch. Für viele der Cholera-Patienten gibt es nicht einmal mehr ein Bett. Sie müssen, notdürftig versorgt, auf dem Boden des Hospitals ausharren.
Bild: Getty Images/M.Huwais
Keine Kinderkrankheit
Durchfall und starkes Erbrechen stehen oft am Anfang der Krankheit, die in der Regel durch verunreinigtes Trink- oder Abwasser weiterverbreitet wird. Wichtig ist es, für ausreichend Flüssigkeit, Zucker und Salz zu sorgen. Passiert das nicht, kann ein Cholera-Ausbruch nicht nur bei Kindern schnell zu einer lebensgefährlichen Situation führen.
Bild: Getty Images/M.Huwais
Fahrt durch die Fluten
Ein Lastwagenfahrer steuert seinen Truck durch die Straßen von Sanaa, die nach schweren Regenfällen überflutet waren. Die Wassermassen sorgen auch dafür, dass sich die Krankheitserreger weiter ausbreiten können.
Bild: Getty Images/M.Huwais
Mehr Ärzte, Medikamente, Betten
Nicht nur in Sanaa, auch in anderen Teilen des Jemen haben Mediziner damit zu tun, die Patienten zu versorgen. Das Gesundheitsministerium hat daher internationale Hilfsorganisationen aufgerufen, rasch über weitere Unterstützungsmaßnahmen zu entscheiden.
Bild: Picture alliance/AP Photo/H. Mohammed
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Die WHO warnte vor einer Katastrophe. Der Jemen werde nicht in der Lage sein, mit diesem weiteren Schock umzugehen. "Das sanitäre System liegt ohnehin schon am Boden." Die Epidemie war im Oktober 2016 ausgebrochen, weil es an Trinkwasser fehlt. Cholera verursacht starken Durchfall und Erbrechen und ist besonders für Kinder, Alte und Kranke lebensbedrohlich.
In dem Land im Süden der Arabischen Halbinsel tobt seit 2014 ein Bürgerkrieg. Huthi-Rebellen kontrollieren große Teile des Jemens, darunter die Hauptstadt Sanaa. Dort haben die Behörden wegen des Cholera-Ausbruchs den Notstand ausgerufen.