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Computer und Musik

Gavin Blackburn/ suc20. Januar 2014

Am 24. Januar 1984 kam der Macintosh Computer auf dem Markt. Das schnittige Modell revolutionierte die Beziehung zwischen Mensch und Computer. Auch in der Musik hinterließen die Rechner viele Spuren.

Steve Jobs neben dem ersten Apple Macintosh 1984 (Foto: imago/UPI Photo)
Bild: imago/UPI Photo

Heutzutage kann man sich kaum vorstellen, dass es mal eine Zeit gab, in der nicht in fast jedem Haushalt ein Computer stand. Künstliche Intelligenz gehörte damals ins Reich der Science Fiction-Visionen. Im wahren Leben kosteten die wenigen Exemplare Millionen von Euros und waren so groß, dass sie ganze Räume ausfüllten.

Die Ursprünge des Computers lassen sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen: Damals entwickelte der englische Mathematiker Charles Babbage eine mechanische Rechenmaschine. In den 1930er Jahren verfeinerte sein Landsmann Alan Turing das Gerät, und in den frühen 40er Jahren wurden in den USA die ersten rein elektronischen Rechner entworfen.

Obwohl die Idee eines Heimcomputers schon auf die 60er Jahre zurückgeht, setzte die erste Generation der Apple Macintosh Computer Maßstäbe, die bis heute gelten: Ein schnittiges, kompaktes Design, eine Maus und eine Bildschirmoberfläche, die sich an realen Bürobedürfnissen orientiert.

Aber wie konnten Computer und künstliche Intelligenz Musiker beeinflussen? Um Zukunftsvisionen einzufangen, orientierten sich Musiker lange an den Sternen, ließen sich vom Weltraumrennen und der Mondlandung inspirieren. Als Computer zunehmend in die Mitte der Gesellschaft vorrückten, konnte es nicht ausbleiben, dass sich ihre Rolle auch in der Musik widerspiegelte.

Faszination und Angst

Eine der frühesten Erwähnungen eines Computers – und der potenziell von ihm ausgehenden Bedrohung – stammt aus den 1960er Jahren. Das US-amerikanische Duo Zager und Evans malten in ihrem Song "In the Year 2525" eine düstere Vision der zukünftigen Welt und warnten vor übermäßiger Technikabhängigkeit. "Deine Arme hängen schlaff herunter, deine Beine haben nichts zu tun. Eine Maschine übernimmt das für dich", hieß es da unter anderem. Mit diesen Worten trafen sie den Nerv einer kulturell orientierten Bewegung.

Stil-kone: der erste Apple Macintosh ComputerBild: dapd

Ein Jahr vor Zager und Evans Hit thematisierte die französische Sängerin France Gall die Welt der Computer auf eher niedliche Weise. Ihre auf Deutsch eingesungene Single "Der Computer Nr. 3" erzählt die Geschichte eines Rechners, der aufgrund seines schnellen Prozessors den perfekten Partner für sie findet. "Computer Nr. 3 sucht den richtigen Jungen für mich aus, die Liebe ist also garantiert", sang sie und nahm so quasi das erst 30 Jahre später übliche online Dating vorweg.

Wenn Computer und Musik in einem Atemzug genannt werden, darf der Name Kraftwerk nicht fehlen. Die Musik der vierköpfigen Band aus Düsseldorf ist sozusagen ein Synonym für den Computer; von Beginn ihrer Karriere an experimentierten sie mit elektronischen Sounds. Ihre Technikbesessenheit gipfelte 1981 in dem Album "Computer World", das von vielen als Höhepunkt ihres Werks angesehen wird. In Liedern wie "Computer Love" und "Pocket Calculator" geht es um Pro und Contra der zunehmenden Verbreitung des Computers in der Gesellschaft.

Warnende Worte

Die britische Rockband Alan Parsons Project brachte 1977 das Konzeptalbum "I Robot" heraus und ließ sich dabei von der "Ich, der Robot"-Trilogie des Science Fiction-Autors Isaac Asimov inspirieren. Die Band näherte sich künstlicher Intelligenz aus philosophischer Sicht an und mahnte im Untertitel des Plattencovers zur Vorsicht: "Die Geschichte des Aufstiegs der Maschine und des Falls des Menschen. Warnung: Seine kurze Vorherrschaft wird wahrscheinlich enden, weil der Mensch versucht hat, den Roboter nach seinem Ebenbild zu schaffen."

Die Computerband schlechthin: KraftwerkBild: Peter Boettcher/Kunstsammlung NRW

Den kanadischen Musiker Neil Young kennt man vor allem wegen seines melancholischen Falsett-Gesangs - typisch dafür seine 1970 erschiene LP "After the Gold Rush". Umso mehr überraschte er 1982 Fans und Kritiker gleichermaßen mit seinem Album "Trans", auf dem elektronische Musik von Synclavier, Vocoder und diversen Synthesizern gepaart mit Stimmeffekten und Computersequenzen erklang. Der Track "Computer Age" handelt passenderweise davon, wie Technik die Gesellschaft in eine anonyme und homogene Masse verwandelt. Zum Teil wurde das Lied durch die vergeblichen Versuche des Musikers inspiriert, mit seinem Sohn zu kommunizieren. Der Junge konnte wegen einer Gehirnlähmung nicht sprechen.

Der Brite Gary Numan kam erstmals 1979 mit seinem Album "The Pleasure Principal" groß raus; vor allem seine Hommage an den fahrbaren Untersatz, "cars", kam gut an. Auf dem gleichen Album findet sich aber auch ein Science Fiction Song namens "Metal", der auf einem Werk von Philip K. Dick basiert: Darin wünscht sich ein Android vergeblich, ein Mensch zu sein: "In mir drin fühle ich Metall/ ich weiß, dass niemand stirbt/ noch verwechsele ich Liebe mit Nutzen."

1994 erschien die romantische Filmkomödie "Electric Dreams": Es geht um eine Dreierbeziehung zwischen einem Mann, einer Frau - und einem Computer. Der Soundtrack zum Film stammte von Produzent Giorgio Moroder und Phil Oakey, dem Frontman der Human League und wurde ein Riesenhit: "Together in Electric Dreams".

Ungesunde Beziehung?

Die britische Sängerin Kate Bush hat das zunehmend intensive und ungesunde Verhältnis zwischen einsamen Menschen und ihren Computer 2011 in ihrem Lied "Deeper Understanding" thematisiert. In einem Interview sagte sie: " In der heutigen Zeit haben wir immer weniger Kontakt zu anderen Menschen. Den ganzen Tag lang verbringen wir mit Maschinen, die ganze Nacht sind wir von ihnen umgeben. Die Menschen haben wirklich sehr starke Bindungen zu ihren Computern!" Kein Wunder, dass Mediziner in den letzten Jahren verstärkt fordern , dass Internetabhängigkeit als Krankheit anerkannt wird.

Die Liste der Musiker, die ihre Lieder der vorherrschenden Rolle des Computers in der Gesellschaft widmen, wird immer länger. Von Röyksopp bis Prince, von Datarock bis Daft Punk haben viele Bands die Rechner sowohl gelobt als auch verteufelt. Nicht zu vergessen, dass der Computer längst aus der Musikproduktion nicht mehr wegzudenken ist und die analoge Studio-Technik weitgehend verdrängt hat. Allerdings verwendet man heute gerne digitale Emulationen so genannter Studioschätzchen und Kultinstumente, die nur einen Bruchteil der Originale kosten.

Was im 19. Jahrhundert als sperriger Rechner seine ersten Schritte tat, wird als Hochleistungscomputer wohl auch in der Zukunft noch die Fantasie der Musiker beflügeln.

Mensch und Maschine: ein gesundes Verhältnis?Bild: Getty Images
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