Der Berliner Ufa-Palast war nicht nur ein Kino, sondern eine Institution, die die großen Ufa-Produktionen erstmals zeigte. Den Nazis diente es als Propagandakino. Nach dem Krieg wurde es als Zoo Palast wieder aufgebaut.
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Filmtheater mit langer Tradition: Ufa-Palast in Berlin
Vor 100 Jahren eröffnete in Berlin der Ufa-Palast am Zoo. Das Kino war Ort gefeierter Premieren und verächtlicher Nazi-Propaganda. Nach der Zerstörung im Krieg wurde es als Zoo Palast neu eröffnet. Eine Zeitreise.
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Ufa-Palast am Zoo
Bereits 1912 baute die Cines-Filmgesellschaft die Ausstellungshallen am Zoo zu einem Kino um, in dem bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs Cines-Filme liefen. Die während des Krieges gegründete Filmproduktionsfirma Ufa eröffnete dort am 18. September 1919 das mit 1740 Plätzen größte Kino in Deutschland, in dem alle Ufa-Produktionen als Premieren liefen.
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Premieren der Stummfilmklassiker
Die Ufa-Produktionen hielten damals mit der amerikanischen Filmindustrie Schritt, manche feierten in den USA große Erfolge. Im Ufa-Palast feierten Stummfilme, wie Fritz Langs "Die Nibelungen" (1924) und "Metropolis" (1926), Friedrich Wilhelm Murnaus "Faust - eine deutsche Volkssage" (1926) und Ewald André Duponts "Varieté" (1925) ihre Uraufführungen. 1925 wurde der Saal auf 2165 Plätze vergrößert.
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Dunkle Epoche
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Ufa-Palast ab 1933 zum Propagandakino: Auf dem Programm standen Filme mit Titeln wie "Der Sieg des Glaubens" oder "Triumph des Willens" von Leni Riefenstahl, deren zweiteiliger Film "Olympia" ebenfalls hier uraufgeführt wurde. Später folgten die antisemitischen Hetzwerke "Jud Süß" und "Der ewige Jude" von Veit Harlan und Fritz Hippler.
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Zerstörung im Krieg
Der zum 25-jährigen Bestehen der Ufa produzierte Ausstattungsfilm "Münchhausen" war im März 1943 die letzte große Premiere im Ufa-Palast, der bei einem Luftangriff der Alliierten im November des gleichen Jahres zerstört wurde. Es sollte mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis hier wieder das normale Leben einkehrte. 1955 wurden die Überreste des Gebäudes abgerissen.
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Symbol des Westens
1957 eröffnete an gleicher Stelle der Zoo Palast unter der Leitung von Max Knapp, der das Haus bis Anfang der 1990er Jahre leiten sollte. Das Kino stand für den städtebaulichen Neubeginn im Westen der geteilten Stadt und diente dem Publikum nach Jahren von Mangel und Entbehrungen als Symbol für Aufbruch und Unterhaltung. Seine zwei übereinander gebauten Kinosäle fassten zusammen 1620 Plätze.
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Hauptspielort der Berlinale
Seinen freiheitlichen und weltoffenen Gedanken beförderte die Berlinale, deren Hauptspielstätte der Zoo Palast bis 1999 war. Schnell wurde er wieder zum renommierten Premierenkino, das in den 1970er und 1980er Jahren um sieben Schachtelkinos erweitert wurde: Während andere Kinos ihre großen Säle zugunsten neuer Vorführräume verkleinerten, wurden hier die neuen Säle außen angebaut.
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Handgemalte Plakate
Die Plakate an der Fassade des Zoo Palasts sind bis heute handgemalt. Dabei wurde die Tradition des Hauses zeitweise auf eine harte Probe gestellt: Die sich ausbreitenden Videotheken sorgten für eine allgemeine Kinoflaute, die auch den Zoo Palast erfasste. Es folgten mehrere Besitzerwechsel, die Marktführer Cinemaxx und UCI führten Multiplex, Popcorn und Nachos ein.
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Aderlass der Traditionshäuser
Gloria, Astor, Marmorhaus, Royal-Palast, Filmbühne Wien: Zwischen 1998 und 2004 schlossen zahlreiche Kinos rund um den benachbarten Ku'damm, dort sind heute Flagship-Stores von Klamottenlabels und Handyanbietern beheimatet. Auch dem Zoo Palast drohte eine Zukunft als Laden- oder Bürofläche, weil die Vermietung eine höhere Rendite versprach. Schließlich blieb das Kino aber doch erhalten.
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Kino zum Wohlfühlen
Das Baudenkmal der Nachkriegsmoderne eröffnete nach zweijährigen Umbauarbeiten 2013 mit neuem Konzept. Der Betreiber wollte den Kinobesuch wieder zu etwas besonderem und den Zoo Palast zum "Wohlfühl-Filmtheater" machen. Popcorn gibt es zwar immer noch, Nachos sind aber Tabu. Seit 2014 ist der Zoo Palast auch wieder Spielstätte der Berlinale mit der Sektion Panorama.
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Ein Filmtheater gab es an der Hardenbergstraße, ganz in der Nähe des Berliner Zoos, schon seit 1912. Die Cines-Filmgesellschaft hatte die Ausstellungshallen, in denen zuvor Sportveranstaltungen gastierten, zu einem Kino umgebaut und bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs dort Eigenproduktionen gezeigt. Historisch bedeutend wurde es aber erst später. Noch während des Ersten Weltkriegs war 1917 die Universum Film AG (Ufa) gegründet worden, die das Cines-Kino zur eigenen Spielstätte umbaute. Mit "Madame Dubarry" feierte das Kino am 18. September 1919 seine Einweihung.
In den folgenden Jahren machten Aufsehen erregende Premieren, die von aufwendigen Lichtinstallationen begleitet waren, den Ufa-Palast am Zoo zum berühmtesten Kino des Landes. Die Uraufführungen aller großen Ufa-Produktionen fanden hier statt. Es war die Zeit der ersten großen Filmtheater, Berlin war mit weit über 100 Kinos die Filmmetropole Europas. Die Goldenen Zwanziger tobten und die kulturelle Szene traf sich im Romanischen Café. Doch den bunten Jahren der Weimarer Republik folgten die düstersten der deutschen Geschichte. In den 1930er-Jahren bis zu seiner Zerstörung durch einen Luftschlag 1943 war der Ufa-Palast das Propagandakino der Nationalsozialisten.
Lange Pause nach dem Krieg
Es dauerte lange, bis der Standort neu erblühen sollte. Im zertrümmerten Berlin gab es in den Nachkriegsjahren wichtigeres als den Wiederaufbau eines Kinos, für dessen Besuch sowieso niemand Geld gehabt hätte. Erst 1955 wurde die Ruine abgerissen, ab 1956 entwarfen Paul Schwebes und Hans Schoszberger, zwei während des Wiederaufbaus der Stadt vielbeschäftigte Architekten, mit ihrem Kollegen, dem mit Kinoprojekten erfahrenen Gerhard Fritsche, den Zoo Palast. Das Kino wurde schließlich im Jahr 1957 mit "Die Zürcher Verlobung" mit Liselotte Pulver eröffnet.
Das Lichtspielhaus wurde nach der Blockade ein Symbol des freiheitlichen und weltoffenen West-Berlins. Die Amerikaner hatten bereits 1952 die Berlinale initiiert, die nun im Zoo Palast ihre neue Hauptspielstätte fand. Vom Zoo Palast und den ihn umgebenden Neubauten ging ein Signal aus: Die Trümmerstadt war zu neuem Leben erweckt worden.
Der Konkurrenz getrotzt
Seither hat das Haus viele Höhen und Tiefen durchgemacht: Zuschauerschwund, Konkurrenz durch Videotheken, den Verlust der Berlinale, die 2000 an den Potsdamer Platz gewandert war. Der Zoo Palast kämpfte mit seinem Statusverlust und neuen Sehgewohnheiten. Das Publikum forderte vom Kinobesuch ein Ereignis ein, Multiplex-Kinos mit riesigen Leinwänden und Sälen setzten den traditionsreichen Häusern zu, die zum Überleben nachziehen mussten. Der Zoo Palast erlebte seit den 1990er Jahren mehrere Betreiberwechsel, überstand aber alle Tiefen - im Gegensatz zu vielen anderen Ku'damm-Bühnen.
Seit 2013 betreibt die Premium Entertainment GmbH des früheren Cinemaxx-Vorstands Hans-Joachim Flebbe den Zoo Palast. Das Unternehmen führt auch mehrere Astor Lounges und setzt auf Premiumkinos mit breiten Sesseln und Garderobe. Während des zweijährigen Umbaus wurden die historischen Bauelemente herausgearbeitet, um das Raumgefühl der 1950er Jahre wieder aufleben zu lassen.