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Wie die Bundesrepublik Deutschland den Spitzensport fördert

2. September 2025

Deutsche Athletinnen und Athleten sollen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften Erfolge feiern. Deshalb schaffen ihnen Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll beste Bedingungen - auch für die Zeit nach der Karriere.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius schüttelt Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye bei Ehrung von Sportsoldaten die Hand und überreicht eine Medaille
Ehrung erfolgreicher Sportsoldaten: Verteidigungsminister Boris Pistorius (l.) mit Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (r.)Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Wie stark engagieren sich Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll im Spitzensport?

Die Bundeswehr ist mit 890 Förderstellen der größte staatliche Unterstützer des Hochleistungssports in Deutschland. Insgesamt 67 Millionen Euro fließen aktuell jährlich in die Sportförderung. Damit werden Personalkosten für die Sportsoldatinnen und -soldaten gedeckt und Beschaffungskosten für Sportkleidung und Ausrüstung.

Bei der Bundespolizei gibt es bis zu 160 Förderstellen für Sportlerinnen und Sportler aus deutschen Nationalkadern. Im Jahr 2024 belief sich die Fördersumme für den Spitzensport auf rund 13 Millionen Euro. Der Zoll unterhält mit rund drei Millionen Euro pro Jahr das Zoll Ski Team, zu dem in der Saison 2024/2025 insgesamt 65 Athletinnen und Athleten gehörten.

Welche Sportarten werden gefördert?

Die Sportsoldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind in rund 200 Disziplinen aktiv. Dazu gehören zahlreiche olympische und nichtolympische Sommer- und Wintersportarten. Hinzu kommen Parasportdisziplinen und Militärsport wie Orientierungslauf oder Fallschirmspringen.

Die Sportlerinnen und Sportler der Bundespolizei betreiben einige olympische Sommersportarten (Judo, Leichtathletik, Radsport, Bogenschießen, Rudern, Sportschießen, Kanusport, Turnen und Karate). Hinzu kommen alle olympischen Wintersportarten außer Eishockey, Eiskunstlauf, Eistanz und Curling. Die Spitzensportförderung des Zolls konzentriert sich nur auf olympische Wintersportarten.

Wie ist die Förderung organisiert?

Bei der Bundeswehr erfolgt die Förderung über 14 Sportfördergruppen, die bundesweit in der Nähe von Olympiastützpunkten und Leistungszentren angesiedelt sind. Die Bundespolizei hat zwei Sportschulen: in Kienbaum im Bundesland Brandenburg für den Sommer- und Ganzjahressport und in Bad Endorf in Bayern für den Wintersport. Das Zoll Ski Team ist dezentral an den entsprechenden Olympiastützpunkten der Wintersportarten organisiert.

Warum engagieren sich die Institutionen für den Spitzensport?

Deutsche Spitzenathletinnen und -athleten sollen sich voll auf ihre sportliche Karriere konzentrieren können, dabei finanziell abgesichert sein und die Möglichkeit haben, sich eine dauerhafte berufliche Perspektive für die Zeit nach dem Leistungssport aufzubauen. Diese Rahmenbedingungen bieten alle drei Institutionen, weshalb sie vor allem für Sportlerinnen und Sportler interessant sind, die mit ihrer Sportart als reine Profis nicht viel Geld verdienen können.

Zwar ist die Sportförderung nicht Teil des militärischen Kernauftrags der Bundeswehr, aber sie erfüllt eine gesellschaftliche Funktion. Auf der Bühne großer Sportveranstaltungen wie den Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften sollen sie Werte wie Disziplin, Fairness und Teamgeist verkörpern und als Vorbilder für die Gesellschaft dienen.

Tom Grambusch ist nur einer von vielen Sportsoldaten in der deutschen Hockey-NationalmannschaftBild: Revierfoto/dpa/picture alliance

"Wir sind keine normalen Soldaten, sondern wir dienen durch den Sport", sagte Hockey-Europameister Tom Grabusch der DW. "Wenn wir auf dem Platz stehen, vertreten wir dort als Soldaten die Bundeswehr. Die Bundeswehr steht auch für die Bundesrepublik Deutschland. Dementsprechend repräsentiere ich jedes Mal eben auch unsere Bundesrepublik."

Bundespolizei und Zoll bieten den Geförderten die Möglichkeit einer dualen Karriere. Beim Zoll werden junge Kader-Athletinnen und -Athleten zunächst als Beamtinnen und Beamte im einfachen Dienst eingestellt, der keine lange Ausbildung erfordert. Nach dem Ende der Sportkarriere absolvieren sie dann entweder die zweijährige Ausbildung für den mittleren oder das dreijährige Fachhochschulstudium für den gehobenen Dienst. 

Ähnlich sieht es bei der Bundespolizei aus, allerdings findet die Ausbildung für den mittleren Polizeidienst hier bereits während der aktiven Karriere statt. Sie ist von drei auf vier Jahre gestreckt, damit genug Zeit für Training und Wettkämpfe bleibt. Anschließend kann man unter bestimmten Voraussetzungen in den gehobenen Dienst aufsteigen oder ein Studium absolvieren.

Sportsoldatinnen und -soldaten kommen zunächst für elf Monate als Wehrdienstleistende zur Bundeswehr und werden danach als Zeitsoldaten weiterbeschäftigt. In der Regel scheiden sie nach Abschluss der Sportkarriere aus der Truppe aus. Allerdings gibt es viele, die während ihrer Bundeswehrzeit ein Studium abschließen und so für ihre Berufskarriere nach der Förderung vorsorgen. 

Ein Großteil der Sportlerinnen und Sportler, die durch die Bundespolizei und Zoll gefördert wurden, bleibt dagegen auch nach der aktiven Zeit bei seinem jeweiligen Arbeitgeber.

Wie sieht die Erfolgsbilanz aus?

Seit den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 haben Sportsoldatinnen und -soldaten über 300 olympische Medaillen gewonnen. Insgesamt waren Bundeswehr-Sportlerinnen und -Sportler an rund 46 Prozent aller deutschen Olympia-Medaillen seit der deutschen Einheit beteiligt.

Polizeiobermeisterin Natalie Geisenberger ist mit sechs Olympiasiegen Deutschlands erfolgreichste WintersportlerinBild: Robert Michael/dpa-Zentralbild/picture alliance

Stellvertretend für die Erfolge von Athletinnen und Athleten der Bundespolizei stehen die sechsfache Olympiasiegerin im Rennrodeln, Natalie Geisenberger, Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, die fünf Olympiasiege feierte, und Bobfahrer Francesco Friedrich, der bislang viermal olympisches Gold gewann.

Unter den Mitgliedern des Zoll Ski Teams stechen die Doppel-Olympiasieger Andreas Wellinger (Skispringen) und Magdalena Neuner (Biathlon) heraus. Auch die kürzlich bei einem Bergunfall tödlich verunglückte Ex-Biathletin Laura Dahlmeier war in ihrer aktiven Zeit beim Zoll und feierte unter anderem zwei Olympiasiege.

Gibt es in anderen Ländern ähnliche staatliche Förderprogramme?

Die Förderung des Spitzensports durch Militär, Polizei oder Zoll ist relativ weit verbreitet. Ähnliche Modelle wie in Deutschland existieren beispielsweise in Österreich, wo das Bundesheer Athleten unterstützt, oder in der Schweiz, wo Spitzensportler als Zeitsoldaten der Armee gefördert werden.

In Frankreich und Italien ist die militärische Sportförderung ebenfalls stark ausgeprägt, oft mit eigenen Sportzentren und Trainingsprogrammen. Auch Länder wie Japan, Norwegen oder die Ukraine setzen auf staatlich organisierte Sportförderung über Sicherheitsbehörden. Gleiches gilt für autokratische Staaten wie Russland und China. Die USA betreiben mit dem "World Class Athlete Program" der Army ein vergleichbares Modell, das Spitzenathleten auf Olympia vorbereitet.

Viele dieser Programme sind im internationalen Militärsportverband CISM organisiert. Die Sportlerinnen und Sportler nehmen an Wettkämpfen wie den Military World Games teil, die seit 1995 alle vier Jahre für Sommer- und seit 2010 ebenfalls im Vierjahresrhythmus für Wintersportarten veranstaltet werden.

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