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Gesellschaft

Von der großen Liebe bis zum Cybersex

Friedel Taube
6. Oktober 2017

Was brauchen die Deutschen, um sich zu verlieben? Worauf legen Paare Wert - und worauf stehen sie im Bett? Diese und viele andere Fragen beleuchtet eine neue Sexualstudie - und fördert dabei viele Überraschungen zutage.

Symbolbild Geschlechtsverkehr Sex Paar
Bild: Colourbox

Einmal ist keinmal, sagt ein Sprichwort - und glaubt man der neuesten Studie von YouGov zum Liebesleben und Sexualverhalten der Deutschen, dann nehmen das viele der Befragten wörtlich. Jeder dritte Deutsche ist mindestens einmal in seiner Beziehung fremdgegangen. Gerade mal zwei von fünf befragten Fremdgängern hatten allerdings auch den Mumm, den Seitensprung zu beichten.

Das weltweit arbeitende Marktforschungs- und Beratungsinstitut YouGov hat insgesamt 12.000 Personen nach den Themen Liebe, Lust, Sex, Verhütung und Pornografie befragt. Dabei kommen viele interessante Ergebnisse zutage, und viele Klischees werden widerlegt. Zusammengefasst werden die Ergebnisse in dem mit vielen Illustrationen versehenen Buch "Wir Deutschen und die Liebe. Wie wir lieben. Was wir lieben. Was uns erregt.", das am 6. Oktober erscheint. 

Glücklich in der Beziehung

Auch wenn die angesprochenen Seitensprünge der Deutschen etwas anderes vermuten ließen: Liebe und Partnerschaft spielen für die Mehrzahl eine große Rolle. Die Studie legt nahe, dass die Ehe immer noch hochgeschätzt wird: 60 Prozent finden sie gut. Auch mit dem Sex sind Eheleute tendenziell zufriedener als Singles. Dass feste Partnerschaften alles andere als ein Modell aus der Vergangenheit sind, zeigt die Studie auch: Vier von fünf Befragten sagten, dass sie glücklich seien in ihrer Beziehung. Beachtliche 75 Prozent sagen sogar, mit dem Partner ihres Lebens zusammen zu sein.

Und wer hätte gedacht, dass deutsche Männer echte Romantiker sind? Immerhin zwei Drittel von ihnen glauben an die Liebe auf den ersten Blick. Außerdem verlieben sich Männer schneller als Frauen. Übrigens: Dass Männer Frauen nur auf Po und Brüste schauen würden, widerlegt die Studie. Denn immerhin 39% der Männer sagen aus, dass das Gesicht für sie der wichtigste Körperteil einer Frau sei. Exakt die Hälfte mag allerdings tatsächlich Brüste am meisten...

Zum (neuen?) Bild des romantischen Deutschen passt übrigens auch, was die Liebe mit uns macht: 13 Prozent geben an, an gar nichts anderes mehr denken zu können, wenn sie frisch verliebt sind. 37 Prozent sagen zumindest, ihre Gedanken seien vom Verliebtsein dominiert.

Der Blick ins Schlafzimmer

YouGov wagt außerdem den Blick in deutsche Schlafzimmer - oder fragt zumindest nach, was dort so passiert. 15 Minuten dauert der Beischlaf der Deutschen durchschnittlich, und rund die Hälfte der Männer kommt dabei "manchmal" zu früh. Im großen und ganzen sind aber beide Geschlechter mit der Dauer des Sex zufrieden - auch, wenn 35 Prozent der Frauen dabei häufig nicht zum Orgasmus kommen. Sehr konkret wird die Studie, wenn es um Praktiken geht. So erfahren wir etwa, dass 82 Prozent der Deutschen schon mal Oralverkehr hatten, 40 Prozent haben Analverkehr ausprobiert und 16 Prozent einen "Flotten Dreier". Daneben erfährt der Leser auch immer wieder Details, von denen er eventuell gar nicht wusste, dass er sie wissen möchte - beispielsweise, dass knapp doppelt so viele Ostdeutsche ein Intimpiercing tragen wie Westdeutsche (insgesamt allerdings nur rund zwei Prozent der Bevölkerung).

Äußerst konkret wird es bei der Frage aller Fragen: Wie herum jetzt eigentlich, und wer auf wem? Auch, wenn sich über Vorlieben schlecht streiten lässt: die Top Ten der Lieblingsstellungen und -praktiken lassen sich klar benennen, und die Meinungen sind nach Geschlechtern geteilt. Frauen stehen am meisten auf die Missionarsstellung, während der Mann am liebsten die Partnerin auf sich sitzen hat. Die Missionarsstellung kommt bei ihnen erst auf Platz drei - Diskussionen im Schlafzimmer sind da programmiert.

Die Liebe in Zeiten des Internets

Die meisten Befragten lernen ihre Partner im echten Leben kennen: auf der Arbeit, in der Freizeit, auf Partys. Und doch spielt das digitale Leben auch im Sexuellen eine Rolle. Manches ist im Netz ja auch wirklich einfacher - flunkern zum Beispiel: 29 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen haben im Internet schon mal beschönigende oder falsche Aussagen gemacht, zu Gewicht oder Alter etwa. 39 Prozent sagen, es sei leichter geworden, einen Partner zu finden. Interessant: 59 Prozent der Befragten bedauern eine "Wegwerf-Mentalität", die durch das Onlinedating entstanden sei. Unter Homosexuellen sagen das sogar 68 Prozent. Die scheinbar ständige Verfügbarkeit von (Sex-) Partnern führe dazu, dass sich weniger Menschen binden - wozu auch, im Internet wartet ja schon die nächste "Gelegenheit".

Dass Internetdating aber erfolgreich sein kann, belegt die Studie auch. Ein Viertel hat das Internet auf der Suche nach einer festen Beziehung genutzt, und das recht erfolgreich. Frauen haben dabei eine noch bessere Erfolgsquote als Männer, mit 62 zu 54 Prozent.

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