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Wie die Dinosaurier-Forschung hilft, heutige Probleme zu lösen - ein Gespräch mit Oliver Wings

03:18

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1. Oktober 2012

Ein Gespräch mit Dr. Oliver Wings, Dinosaurier-Forscher, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, über den Nutzen der Dino-Forschung für die moderne Wissenschaft.

DW:
Herrn Dr. Oliver Wings ist Paläontologe und hat sich auf Dinosaurier spezialisiert. Er jagt sie auch selbst, zumindest ihre Knochen. Wahrscheinlich waren Dinosaurier Warmblüter. Verändert das unser Bild von den Dinosauriern, das wir heute haben?

Teilweise. Man weiß, dass die großen Dinosaurier Wärme nicht gut abgeben konnten. Das heißt man ging schon länger davon aus, dass sie eine warme Köpertemperatur hatten, diese aber nicht selbst regulierten. Das Bild der Dinosaurier hat sich den 1970-Jahren extrem gewandelt. Vorher galten Dinosaurier als langsam, kaltblütig und dumm. Und in den 1970er Jahren haben Forscher festgestellt, dass das nicht sein kann. Wenn sie so dumm und träge wären, dann hätten die Dinosaurier diesen Planeten nicht 160 Millionen Jahren dominieren können.

Warmblüter brauchen sehr viel Energie um ihren Stoffwechsel aufrecht erhalten zu können. Die Dinosaurier haben überall gelebt, auch in der Kälte. Man hat Knochen in Sibirien gefunden. Wie passt denn das zusammen?

Zum einen muss man bedenken, dass die Kontinente wandern. Was heute kalt ist muss damals nicht kalt gewesen sein. Aber es gibt auch Gegenden wie z.B. in Australien oder in Alaska, die damals schon in Polnähe waren. Dort war es auch so kalt, dass damals wahrscheinlich sogar Frost geherrscht hat. In solchen Klimaten können Tiere eigentlich nur überleben, wenn sie wirklich eine stabile Körpertemperatur haben, also warmblütig sind.

Das heißt sie konnten mit klimatischen Veränderungen auch ganz gut umgehen? Nun wissen wir, dass es diesen riesigen Asteroideneinschlag gab, der wahrscheinlich zum Aussterben der Dinosaurier beigetragen hat. Damals hat sich die Erde verdunkelt und vor allem abgekühlt. Warum haben sie es nicht überlebt?

Die Dinosaurier waren hauptsächlich Spezialisten. Sie haben sich in einer bestimmten Nische des Ökosystems heimisch gefühlt, sich da eingerichtet und waren dann natürlich davon abhängig, dass die Umwelt - und Klimabedingungen gleich blieben. Und gerade zum Ende der Kreidezeit, also vor dem Meteoriteneinschlag gab es eine weltweite Abkühlung. Die Lebensräume haben sich geändert, die Pflanzenwelt hat sich geändert und die Vegetation wuchs nicht mehr so gut. Die Nahrungsgrundlagen verschwanden und das sorgte dann auch mit, dass diese Spezialisten ausstarben. Die einzige Gruppe, die es geschafft hat sind die Vögel, die ja eigentlich kleine Raubdinosaurier sind – phylogenetisch betrachtet.

Die Dinosaurier haben ziemlich lange den Planeten beherrscht. Menschen sind wesentlich kürzer erst auf der Erde. Müssen wir damit rechnen, dass es möglicherweise auch uns eines Tages an den Kragen geht?

Ich glaube, das steht außer Frage. Die Frage ist nur wie lange wir es schaffen, als Art zu überleben. Normalerweise ist die Lebenserwartung einer Art eine halbe bis anderthalb Millionen Jahre. Bei uns kann das natürlich extrem schnell gehen. Wir können sehr schnell wieder vom Planeten verschwinden. Wenn jetzt z.B. ein Atomkrieg ausbrechen würde, hätten wir keine Alternative. Unsere Nahrungsgrundlage wäre genauso weg und wir würden aussterben. Andererseits sind wir extrem anpassungsfähig, das wird uns helfen noch die nächsten Jahrtausende, wenn nicht sogar Jahrmillionen zu überdauern.

Vielleicht ja sogar solange wie die Dinosaurier. Haben sie vielen Dank für das Gespräch, Herr Wings.

Interview: Ingolf Baur
Redaktion: Alex Reitinger