In Frankreich dürfen Lebensmittel ab 2020 kein Titandioxid mehr enthalten, da der Weißmacher möglicherweise krebserregend wirkt. Ist das Hysterie oder besteht ein begründetes Gesundheitsrisiko?
Anzeige
Achten Sie mal drauf: Titandioxid ist wirklich überall zu finden. Gekennzeichnet wird der Zusatzstoff in Lebensmitteln mit der Bezeichnung E171, in Kosmetika lautet die Bezeichnung CI 77891. Das weiße Pigment findet sich auch in Arzneimitteln, in Zahnpasta, Sonnencremes, in vielen Kunststoffen, in Gummi und in Klebstoffen, in Beton, Papier, vor allem aber in Farben und Lacken. In Lebensmitteln wie Mozzarella, Fertigsuppen, in Süßigkeiten und Desserts sorgt Titandioxid dafür, dass Lebensmittel knackiger, glänzender und frischer aussehen.
Frankreich verbietet umstrittenen Zusatzstoff
In Frankreich darf Titandioxid in Lebensmitteln aber ab 2020 nicht mehr verwendet werden. Das Umwelt- und Wirtschaftsministeriums hat ein entsprechendes Verbot erlassen. Es stuft das weiße Pigment als gesundheitsgefährdend ein, da Titandioxid möglicherweise krebserregend ist.
2017 hatten französische Wissenschaftler bei Ratten nachgewiesen, dass eine regelmäßige orale Einnahme von E171 dem Immunsystem schadet und Darmentzündungen hervorruft. In den Versuchen zeigte sich, dass Titandioxid die Darmbarriere durchbrechen kann und so als Nanopartikel ins Blut gelangt. Unklar ist noch, ob Titandioxid auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann.
Experten der französischen Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz und Arbeitsschutz (ANSES) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit wie der European Food Safety Authority (EFSA) sahen 2016 noch keine gesundheitliche Gefahr bei einer oralen Einnahme von Titandioxid, auch weil für eine Einstufung von Titanoxid als Stoff mit vermutlich krebserregender Wirkung einfach zu wenige Erkenntnisse vorlagen. Auch konnte in den Untersuchungen noch nicht nachgewiesen werden, dass die bei den Ratten beobachteten Gesundheitsschäden auch beim Menschen auftreten.
Entsprechend hielten sich die Forscher mit einer klaren Verurteilung des Weißmachers zurück. Denn es geht nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um viel Geld, werden jährlich doch rund vier bis fünf Millionen Tonnen Titandioxid produziert.
Gefahr durchs Einatmen der Titandioxid-Partikel
Selbst wenn E171 im Essen für Verbraucher unbedenklich ist: Ganz anders sieht es aus, wenn Titandioxid nicht oral in den Organismus kommt, sondern wenn es inhaliert, also eingeatmet wird. Zum Beispiel wenn Lacke versprüht werden, wenn Sonnencremes aufgesprüht werden oder wenn Titandioxid durch Abrieb in die Luft gelangt. In solch einem Fall stufte der Ausschuss für Risikobewertung der EU-Chemikalienbehörde ECHA im Jahr 2017 Titandioxid als "vermutlich krebserregend bei Inhalation" ein.
Selbstreinigender Anstrich
03:25
Sicherlich kann man auf Sprühlacke oder Sonnencremesprays leicht verzichten. Auch im Straßenverkehr ist das Einatmen der Kleinstpartikel durchaus denkbar, etwa durch den Abrieb der Reifen. Denn beim Straßenbau werden die Titandioxid-Körnchen mittlerweile häufig in den Beton der Fahrbahndecken eingewalzt, wie jüngst am abgasverseuchten Stuttgarter Neckartor. Dort soll das Titandioxid Schadstoffe reduzieren, indem es in Verbindung mit Sonnenlicht Stickstoffdioxid zu wasserlöslichem Nitrat umwandelt, das dann wiederum vom Regen weggespült wird.
Gesundheitsbehörden versus Chemieindustrie
Ob es neben den erfreulichen Effekten auch möglicherweise krebserregende Nebeneffekte durch das Einatmen von Titandioxid gibt, wurde noch nicht abschließend untersucht.
Die EU-Kommission will Titandioxid jedenfalls als Gefahrenstoff einstufen und dies auch mit dem Warnhinweis "möglicherweise krebserregend" kennzeichnen. Und die europäische Chemieindustrie will dies unter allen Umständen verhindern, auch indem sie die bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen anzweifelt bzw. diskreditiert. So beantwortet etwa die "Titanium Dioxide Manufacturers Association (TDMA)", die die wichtigsten Produzenten von Titandioxid (TiO2 ) in Europa vertritt, die Frage: 'Kann Titandioxid Krebs verursachen?' so: "Verlässliche, wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Titandioxid sicher ist und keinen Krebs verursacht."
Und weiter schreibt die Interessensvertretung TDMA: "Jahrzehnte industrieunabhängiger Forschung haben keine Hinweise auf ein potenzielles Krebsrisiko für Menschen durch Titandioxid gefunden. ... Studien, die Titandioxid mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung bringen, basieren auf der Wirkung hoher Konzentrationen in den Lungen ("Overload"), wie sie bei Ratten beobachtet wurden, die durch Inhalation einer sehr hohen Dosis Titandioxid ausgesetzt wurden. Solch hohe Dosen sind höher als die, denen Arbeiter täglich ausgesetzt sind, und der beobachtete Effekt in den Lungen repliziert sich bei Menschen nicht."
Asbest – Eine oft unsichtbare Gefahr
Wir kennen viele Bauteile, in denen offensichtlich Asbest steckt: Fassadenplatten, Blumenkästen oder Welldächer. Aber nicht alles ist sichtbar. Die giftigen Fasern verstecken sich auch an ungeahnten Orten.
Bild: Imago/Westend61
Ein natürliches Gestein
Asbest ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene, natürlich vorkommende Silikat-Minerale. Dazu gehören Grunerit, Anthophyllit, Aktinolith und Chrysotil. Beliebt war das faserige Material sowohl im Bau als auch in der Industrie wegen seiner Beständigkeit, Feuerfestigkeit und weil es sich in Zement gut verarbeiten ließ.
Bild: Getty Images
Winzige Fasern unter dem Elektronenmikroskop
Typisch für Asbest sind seine winzigen Fasern, die zum Teil nur drei Mikrometer stark sind. Hier eine Chrysotil-Probe. Diese Fasern sind nicht löslich und setzen sich deshalb unter Umständen sehr lange in der Lunge fest. Dort können sie noch nach Jahrzehnten Krebs auslösen.
Bild: CRB
Nicht anfassen!
Wellasbest darf nicht gesägt, geschnitten, gebohrt, geschliffen oder gebrochen werden. Solange man ihn nicht anfasst, besteht keine Gefahr, dass Fasern in die Luft freigesetzt werden. Aber selbst das Reinigen ist tabu: Wer versucht, den Moosbewuchs mit dem Hochdruckreiniger zu entfernen, begeht bereits Frevel an der Umwelt und gefährdet seine eigene Gesundheit.
Bild: Olaf Montag
Nichts für den Sperrmüll
Ein Blumenkasten aus Faserzement, auch Eternit oder Asbestzement genannt. Zement und Asbest vereinigen sich hier zu einem zwar beständigen, aber auch giftigen Baustoff. Dieser Kasten darf zwar weiterhin bepflanzt werden. Allerdings sollte man bei der Arbeit mit der Schaufel und der Harke vorsichtig sein, um das Gefäß nicht zu zerkratzen. Wer ihn loswerden möchte, muss damit zum Sondermüll.
Bild: Imago/Horst Galuschka
Giftiger Fußbodenbelag
Solche Floor-Flex-Platten sind heute in vielen Wohnhäusern zu finden. Fast alle enthalten Asbest. Sicherheit kann auch hier nur eine Laborprobe bringen. Also nicht einfach herausrupfen und in den Müll werfen. Oft sind solche Fußbodenbeläge zudem mit asbesthaltigem Kleber befestigt. Vorsicht, nicht eigenständig abschleifen!
Bild: Fabian Schmidt
Vorsicht beim Fußboden-Schleifen
Oft sind unter den alten Fußbodenbelägen auch asbesthaltige Stoffe vorhanden. Wer unter Floor-Flex Platten auf schwarzen, bitumenhaltigen Kleber stößt, sollte besondere Vorsicht walten lassen. Der enthält fast immer Asbest. Auf keinen Fall eigenständig abschleifen!
Bild: Imago/F. Baptista
Abfluss verstopft – Spezialfirma gesucht
Hier wurde ein verstopftes Abflussrohr repariert. So etwas ist bei diesen Asbest-Zement-Rohren keine Aufgabe für einen einfachen Klempner. In diesem Fall müssen die strengen Arbeitsschutzvorschriften einer Asbestsanierung eingehalten werden, weil die Rohre geschnitten werden müssen.
Bild: Fabian Schmidt
Gefahrenbereich Autowerkstatt
Bis 1989 enthielten auch Bremsbeläge von Autos noch Asbest – in hohen Konzentrationen. Möglicherweise sind solche Bremsbeläge zum Teil heute noch in alten Autos verbaut. Die Fasern gelangen beim Bremsen in die Umgebungsluft. Besonders gefährdet sind KFZ-Mechaniker, die Bremsbeläge wechseln und dann die Bremsen mit Luftdruck reinigen. So gelangen lebensgefährlich viele Fasern in die Werkstatt-Luft.
Bild: Fotolia/jörn buchheim
Schickes Sammlerstück - oder Sondermüll?
Wohl eher ein Fall für den Sondermüll. Auf keinen Fall sollte man einen älteren Fön benutzen - auch keinen aus den 1970er Jahren. Was hat ein Fön mit Asbest zu tun? Der Stoff ist extrem hitzebeständig und würde deshalb bei der Herstellung dieses altertümlichen Geräts als Wärmeschutz verwendet.
Bild: Imago/United Archives International
Vintage Design ist besser als Vintage Schrott
Es mag zwar wieder im Kommen sein, aber wer sein Toastbrot aus einem so eleganten Toaster essen möchte, greift besser auf einen neuen im Retro-Look zurück. Da ist dann wenigstens sichergestellt, dass die Träger für die Heizdrähte nicht aus Asbest sind. Auch ungenutzt im Antiquitäten-Schrank hat so ein Gerät nichts mehr verloren.
Bild: picture-alliance/akg-images
10 Bilder1 | 10
Von Superfoods und Superkräften
Avocados, Chia-Samen, getrockneten Beeren und Co. machen derzeit als Superfoods Karriere. Aber was versprechen wir uns eigentlich von den exotischen Lebensmittel? Hier unsere zehn Favoriten.
Bild: Fotolia/S.HarryPhotography
Açai
Açai kommt aus Südamerika. Ganz langsam hat sich sie sich als Geheimtipp auf der ganzen Welt verbreitet, denn sie macht - so sagt man - schlank. Außerdem soll sie wegen ihrer reichlich enthaltenen Antioxidantien ein Jungbrunnen sein und Falten vorbeugen. Sportler versprechen sich durch die kleine, blaue Power-Frucht - zum Beispiel in solch einer Açai-Bowl - einen extra Energieschub.
Bild: DW/H. Fuchs
Avocado
Die Avocado gehört zu den fettreichsten Früchten der Welt, was sie aber nicht zum Dickmacher macht. Denn bei ihrem Fett handelt es sich um wertvolle ungesättigte Fettsäuren, die sich positiv auf den Cholesterinspiegel und das Herz-Kreislauf-System auswirken. Daneben enthält die birnenförmige Frucht viele Vitamine, die gut für Haut und Haare sein sollen, fürs Immunsystem - und die Nerven.
Bild: Fotolia/fredredhat
Chia-Samen
Die kleinen Samen werden als echte Alleskönner beworben: Sie besitzen einen hohen Proteingehalt und sind reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Die Mayas und Azteken sollen das schon vor 5000 Jahren zu schätzen gewusst haben. Allerdings sind die kleinen Samen nicht wirklich lecker, sondern eher geschmacksneutral. Chia-Fans essen sie als Pudding, Gel oder pur - einfach übers Essen gestreut.
Bild: Colourbox
Goji-Beeren
Superlative lassen sich bei Superfoods wohl kaum vermeiden, deshalb hier der nächste: Die Goji-Beere gehört angeblich zu den gesündesten Früchten der Welt. Sie soll das Immunsystem und Herz stärken, bei Bluthochdruck helfen, Energie spenden - und jung halten, zum Beispiel gut für Augen und Haut sein.
Bild: imago/Xinhua
Grünkohl
Ganz langsam mausert sich der Grünkohl auch bei uns vom Außenseiter zum Trendgemüse. In den USA hat der Grünkohl - Kale - schon länger einen guten Ruf. Es gibt Kale-Smoothies, Kale-Salad, Kale-everything. Grünkohl ist eine Vitaminbombe: 100 Gramm reichen aus, um unseren Tagesbedarf an Vitamin C zu decken. Dazu kommt reichlich Vitamin A und Mineralstoffe wie Eisen und Calcium.
Bild: picture alliance/dpa
Heidelbeeren
Die Saison der dunkelblauen Beeren beginnt hierzulande im Juli. Heidelbeeren gelten als entzündungshemmende Vitaminbomben. Schon die alten Griechen und Römer sollen sie gegen Darmerkrankungen eingesetzt haben. Im Gegensatz zu der südamerikanischen Açai-Frucht haben sie nur wenig Kalorien und kaum Fett. Aber: Sie sollen denselben Anti-Aging-Effekt haben.
Bild: picture-alliance/dpa
Ingwer
Bei Magen-Darm-Erkrankungen wirkt der Ingwer vor allem durch seinen wärmenden Effekt. Dadurch soll die Durchblutung im Darm verbessert werden. Entzündungen können abheilen, die Darmschleimhaut erholt sich. Getrocknet kommt die wärmende Wirkung vom Ingwer besser zur Geltung. Wenn er frisch ist, kommt eher seine Schärfe zum Tragen, was zum Beispiel zur Abwehrstärkung besonders wichtig ist.
Bild: Fotolia/kostrez
Kurkuma
Kurkuma ist seit Jahrtausenden eines der wichtigsten indischen Gewürze, unter anderem Bestandteil von Currypulver. Die ingwerähnliche Pflanze gilt als heilig und gehört an fast jedes Essen, da es die Speisen bekömmlicher macht und die Verdauung fördert. Doch Kurkuma soll noch mehr können: den Cholesterinspiegel senken, antioxidativ wirken und gut gegen Entzündungen sein.
Bild: picture-alliance/Arco Images GmbH
Mandeln
Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, sollte täglich ein paar Mandeln knabbern. Das soll Hungerattacken vorbeugen, sich positiv aufs Herz auswirken und das Risiko für Diabetes Typ 2 und Alzheimer mindern. Außerdem ist das Fett der Mandel ebenso wie das der Avocado: von der guten Sorte!
Bild: Fotolia
Quinoa
Der aus Südamerika stammende Quinoa (ausgesprochen "kienwah") wird auch Inka-Korn, Anden-Hirse oder Peru-Reis genannt. Er gilt als eine der wohl besten pflanzlichen Eiweißquellen weltweit. Die kleinen Körner enthalten alle neun essenziellen Aminosäuren, krankheitsbekämpfende Antioxidantien, sind glutenfrei und reich an Mineralien.