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Wie gefährlich ist Tollwut?

Gudrun Heise
28. September 2023

Tollwut kann tödlich sein und ist nicht nur ein Problem in Entwicklungsländern. So wurde in den USA kürzlich ein Mann von einem tollwütigen Otter gebissen. Einzige Rettung: eine nachträgliche Impfung.

Fischotter, der gefangene Süßwasserfische im Wasser eines Sees frisst
Auch Otter können Tollwut übertragenBild: imageBROKER/picture alliance

Tollwut gilt als eine der gefährlichsten Infektionserkrankungen für Mensch und Tier und gehört zu den sogenannten Zoonosen. Das sind Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Die WHO geht weltweit von etwa 60.000 Tollwut-Toten pro Jahr aus.

Die meisten Infektionen bei Menschen gibt es in Entwicklungsländern, allen voran Indien. Dort beträgt die Infektion durch Hunde 99 Prozent. Neben Indien ist Tollwut auch in afrikanischen Ländern, in Osteuropa und der Türkei noch immer weit verbreitet. Doch auch in anderen Ländern gibt es immer wieder Fälle. In den USA wurde ein Mann von einem tollwütigen Otter gebissen - solche Fälle sind keine Seltenheit. Vor allem viele Reiselustige unterschätzen die Gefahr einer Infektion. Eine Impfung kann schützen. 

Eine Krankheit in verschiedenen Phasen

Der Biss eines infizierten Tieres kann die Infektion auslösen. Es reicht aber auch schon, dass man mit dem Speichel eines infizierten Tieres in Kontakt kommt, sich danach das Auge reibt oder den Mund berührt. Auch in kleine Haut-Kratzer kann das Virus eindringen.

Das Tollwut-Virus gehört zur Familie der Lyssa-Viren und ist im Speichel des betroffenen Tieres. Wird ein Mensch von einem solchen Tier gebissen, kann das Virus in den Körper eindringen und wandert dann über das Rückenmark bis zum Gehirn.

Die erste Phase des Krankheitsverlaufs ist das Vorstadium (Prodromalstadium). Während dieser Zeit leidet der Infizierte unter Übelkeit und Erbrechen, Fieber und Kopfschmerzen.

Die zweite Phase wird als Erregungsstadium (Exzitationsstadium) bezeichnet, oft verbunden mit der so genannten Hydrophobie. Dabei reagiert der Betroffene auf Wasser in jeglicher Form mit großer Erregung und mit Krämpfen. Es reicht der Anblick von Wasser oder das Geräusch von fließendem Wasser, um diese Reaktionen auszulösen. Die sind oft unvorhersehbar: Wutanfälle, Toben, Schreien sind nur einige. Viele Patienten versterben bereits in dieser Phase an schierer Erschöpfung oder sie ersticken.

Erreicht der Erkrankte das dritte Stadium, wird er teilnahmslos. Es kommt zu Lähmungen, die schließlich auch die Atemfunktion betreffen.

Oft unterschätzte Gefahr

Viele unterschätzen die Gefahr einer Infektion. In Deutschland etwa ist Tollwut schon fast in Vergessenheit geraten. Aber mittlerweile warnen Forschende vor der Gefahr durch Fledermäuse als Virenträger und vor dem Kontakt mit toten oder lebendigen Tieren. Die Fledermaustollwut ist in ganz Europa epidemisch, wie Forschungen ergeben haben. Vor allem die Vampirfledermaus gilt als Krankheitsüberträger.

Was sind Zoonosen?

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Die Inkubationszeit kann nach Angaben des Hamburger Tropeninstituts 20 bis 70 Tage betragen. Die Krankheit kann aber auch schon nach vier Tagen ausbrechen, in anderen Fällen hingegen erst nach einem Jahr.

Sicherheit durch Impfung

Gegen Tollwut gibt es keine Therapie. Ärzte können lediglich die Symptome lindern. Der Patient muss zudem auf eine Isolierstation, denn Speichel, Urin und selbst Tränen sind ansteckend.

Sobald der Verdacht auf eine Infektion mit dem Lyssa-Virus besteht, ist die einzige Chance eine unmittelbare, nachträgliche Impfung (Postexpositionelle Immunprophylaxe). Wird sie schnell verabreicht - innerhalb weniger Stunden - kann sie den Ausbruch der Krankheit verhindern. Geschieht das nicht, verläuft Tollwut tödlich. 

Bei Reisen in Länder, in denen das Virus verbreitet ist, sollte eine Impfung als vorbeugende Maßnahme verabreicht werden. Sie besteht aus drei Injektionen in den Oberarm-Muskel. Alle zwei bis drei Jahre muss der Impfschutz aufgefrischt werden. 

Auch wenn in den meisten Industrieländern die Gefahr, sich mit Tollwut zu infizieren, äußert gering ist, passieren kann es überall. Der Welt-Tollwut-Tag dient dazu, die Menschen aufzuklären und die Anzahl der Infektionen so weit wie möglich zu reduzieren.

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 28.09.2016 veröffentlicht und am 28.09.2023 aktualisiert.

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