Wie geht es dem Weltklima wirklich?
19. März 2025
Das vergangene Jahr war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, und der neueste Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zeigt, dass die "eindeutigen Anzeichen eines vom Menschen verursachten Klimawandels im Jahr 2024 einen neuen Höhepunkt erreicht haben". Damit wurde der bisherige Temperaturrekord aus dem Jahr 2023 gebrochen.
In den vergangenen 12 Monaten lag die globale Durchschnittstemperatur um 1,55 Grad Celsius (2,79 Fahrenheit) über der Temperatur der Jahre 1850 bis 1900. Damals begann der Mensch, fossile Brennstoffe wie Kohle und Öl in industriellem Maßstab zu verbrennen.
Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens haben sich die Regierungen verpflichtet, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, und möglichst unter 1,5 °C zu halten.
Langfristige Temperaturtrends zählen, nicht einzelne Jahre - deshalb bedeutet der neue WMO-Klimabericht nicht automatisch das Scheitern des Pariser Abkommens. Doch die Grenze rückt gefährlich nahe
Dem Bericht zufolge liegt die langfristige globale Erwärmung derzeit zwischen 1,34 und 1,41 °C über dem vorindustriellen Niveau.
Die neuesten Messungen zeigen, dass die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2), höher ist als zu jedem anderen Zeitpunkt in den letzten zwei Millionen Jahren. CO2 wird durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzt , mit denen wir die Industrie antreiben, unsere Häuser heizen und unsere Autos betreiben.
Die Generalsekretärin der WMO, Celeste Saulo, nannte den Bericht einen "Weckruf, denn wir erhöhen die Risiken für unser Leben, unsere Wirtschaft und unseren Planeten".
Sie fügte hinzu, dass extreme Wetterereignisse weiterhin "verheerende Folgen auf der ganzen Welt" hätten, weil nur die Hälfte aller Länder derzeit über angemessene Frühwarnsysteme verfüge, die zum Schutz von Leben und Eigentum beitragen. "Das muss sich ändern", mahnte Saulo und betonte zugleich die Notwendigkeit von Investitionen in Wetter-, Wasser- und Klimadienste.
In einer separaten Studie zum Zusammenhang von Extremwetter-Ereignissen und Klimawandel hatte Ende 2024 die im Vereinigten Königreich ansässigen Wissenschaftsinitiative World Weather Attribution (WWA) veröffentlicht. Sie kamen zu dem Schluss, dass allein bei den 26 untersuchten Wetterereignissen im Jahr 2024 "der Klimawandel zum Tod von mindestens 3 700 Menschen und zur Vertreibung von Millionen von Menschen beigetragen hat".
Fast 200 weitere Ereignisse von extremen Überschwemmungen, Dürren oder Stürmen wurden in dieser Studie nicht erfasst. Die Forscher kamen daher zu dem Ergebnis, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer "in die Zehn- oder Hunderttausende" gehen könnte.
Wie fossile Brennstoffe sich auf die Meere auswirken
Der WMO-Bericht beruht auf wissenschaftlichen Daten von nationalen meteorologischen und hydrologischen Diensten, regionalen Klimazentren der WMO, UN-Partnern und anderen Experten. Laut Bericht war auch der Wechsel von einer abkühlenden La-Nina- zu einer wärmenden El-Nino-Wetterlage ein Faktor, der zum Rekord von 2024 beitrug. Die Autoren betonten jedoch, dass die erhöhten Lufttemperaturen nur ein Teil eines größeren Bildes sind.
90 Prozent der überschüssigen atmosphärischen Wärme wird in unseren Meeren absorbiert. So wurde 2024 die stärkste Erwärmung der Ozeane in den letzten 65 Jahren verzeichnet. Dem Bericht zufolge war die Erwärmungsrate der Meere zwischen 2005 und 2024 mehr als doppelt so hoch wie im Zeitraum zwischen 1960 und 2005.
Eine solche Erwärmung wirkt sich auf die marinen Ökosysteme aus und führt zu einem Rückgang der biologischen Vielfalt und einer Verringerung der Fähigkeit der Ozeane, Kohlenstoff zu absorbieren. Ebenso wird die Erwärmung der Meere mit tropischen Stürmen und einer stärkeren Versauerung in Verbindung gebracht, was wiederum die Lebensräume der Meere und damit die Fischereiwirtschaft beeinträchtigt.
Weil sich wärmeres Wasser ausdehnt und mehr Platz benötigt, ist auch das auch ein Faktor für den Anstieg des Meeresspiegels, der dem Bericht zufolge "kaskadenartig schädliche Auswirkungen auf die Küstenökosysteme und die Infrastruktur hat". Der Anstieg des Meeresspiegels kann auch zu Überschwemmungsschäden und zur Verunreinigung des Grundwassers mit Salz aus dem Meer führen.
"Unser Planet sendet immer mehr Notsignale aus"", so der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, in einer Erklärung. "Aber dieser Bericht zeigt, dass eine Begrenzung des langfristigen globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius immer noch möglich ist."
Es liege an den Staats- und Regierungschefs, "die Vorteile billiger, sauberer erneuerbarer Energien für ihre Menschen und Volkswirtschaften zu nutzen"".
Setzt die Welt auf erneuerbare Energien?
Selbst in den USA, wo unter Präsident Donald Trump die Klimaschutzbestimmungen zugunsten einer verstärkten Förderung fossiler Brennstoffe abgebaut werden, wächst die Solarbranche weiter. Im vergangenen Jahr wurden mehr Solaranlagen und Batteriespeicher installiert, so dass die Sonne inzwischen mehr als 7 % des Strombedarfs des Landes decken kann.
Auch sind in den letzten zehn Jahren die Kosten für saubere Energie weltweit drastisch gesunken.
Francesco La Camera, Generaldirektor der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), sagte im Zusammenhang mit einer im letzten Herbst veröffentlichten Analyse, die Kosten für saubere Energie seien so stark gesunken, dass "die Preise für erneuerbare Energien keine Entschuldigung mehr sind, im Gegenteil".
Trotz dieser anhaltenden Dynamik bei der Umstellung auf erneuerbare Energien betonen die Wissenschaftler, dass ein viel umfangreicherer und schnellerer Ausbau sowie die zusätzliche Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre notwendig sind. Nur so bestehe eine Chance, die Erwärmung des Planeten unter der Schwelle von 1,5 °C zu halten.
Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert von Anke Rasper
Redaktion: Jennifer Collins